Die Feuerwehr in Marbach leistet viel für andere und ruft jetzt selbst nach Hilfe. Foto: Archiv (avanti)

Für den Marbacher Feuerwehrkommandant ist die Grenze des Leistbaren erreicht. Und die von der Stadt bewilligte hauptamtliche Unterstützung sei nicht ausreichend.

Marbach - Es schien so, als sei ein Haken an der Sache dran. Als sei es Konsens zwischen der Marbacher Feuerwehr und der Stadt, dass die Kommune eine Halbtagsstelle für einen Sachbearbeiter schafft, der sich um diejenigen Themen kümmert, die rund um den Brandschutz auflaufen, und damit die Führungsriege der Floriansjünger entlastet. Doch der jüngste Auftritt des Kommandanten Alexander Schroth im Gemeinderat legt den Schluss nahe, dass die Truppe mit der Lösung alles andere als zufrieden ist. Schroth richtete nämlich den dringenden Appell an das Gremium, nochmals in sich zu gehen – und den Weg für eine 100-Prozent-Kraft freizumachen. „Es muss jetzt gehandelt werden“, sagte Schroth.

Der Kommandant erinnerte daran, dass der Feuerwehrausschuss bereits eine Lösung für eine Vollstelle ausgearbeitet hatte. Das Konzept sah vor, dass sich die Fachkraft auch um das Krisen-, Notfall- und Katastrophenschutzmanagement kümmern sollte. Leider habe der Gemeinderat ein solches umfassenderes Profil abgelehnt. „Dies hat die Feuerwehr sehr enttäuscht“, konstatierte Schroth. Es sei schlicht nicht mehr leistbar, angesichts aller heutzutage üblichen Aufgaben eine Truppe dieser Größe im Ehrenamt zu führen. Der Kommandant begrüßt es zwar, dass nun immerhin ein Sachbearbeiter auf 50-Prozent-Basis angestellt wird, der der Führung der Mannschaft zuarbeitet und administrative Tätigkeiten erledigt. Doch dadurch sei letztlich nicht sonderlich viel gewonnen, die Aufgaben und Tätigkeiten für das Kommando verringerten sich ja nicht. Man vertrete folglich nach wie vor die Meinung, dass jemand mit Fachwissen diese Position ausfüllen sollte, der dann unter anderem auch Firmen oder Organisationen als Ansprechpartner in puncto Brand- und Katastrophenschutz dienen könnte. Kritisch sah Schroth zudem, dass der 50-Prozent-Posten bereits im Oktober 2020 beschlossen wurde. „Aber unterm Strich ist die Stelle bis heute weder ausgeschrieben noch besetzt worden“, sagte er.

Letztlich deutete Schroth auch an, dass es angesichts solcher Voraussetzungen bei den Neuwahlen in zwei Jahren schwer werden könnte, alle Leitungspositionen wieder zu besetzen. Die Zahl der Einsätze nehme stetig zu, dazu müssten viele Gespräche mit dem Team geführt werden. Die Zeiten, in denen all das komplett im Ehrenamt geleistet werden könne, „sind definitiv vorbei“, betonte er.

Auf Nachfrage erklärt der Marbacher Kommandant dazu, dass er selbst noch keine Entscheidung getroffen habe, ob er den Hut in zwei Jahren wieder in den Ring werfen will. Auch bei den Kollegen aus dem Führungsteam habe sich niemand positioniert und gesagt, ob er wieder zur Wahl stehen wird oder nicht. Aber grundsätzlich spiele bei solchen weitreichenden Beschlüssen natürlich mit hinein, welcher Aufwand mit dem Amt verbunden ist. Und je mehr man dafür investieren müsse, umso komplizierter werde es, jemanden zu finden, der dann noch Verantwortung übernehmen möchte.

Fraglich ist allerdings, ob der Appell von Alexander Schroth die Stadträte zu einem Umdenken bewegt. Der Bürgermeister Jan Trost verweist auf Nachfrage auf die schwierige wirtschaftliche Lage der Kommune. Finanzielle Erwägungen seien unterm Strich auch ausschlaggebend dafür gewesen, dass keine Vollzeitstelle fürs Feuerwehrwesen genehmigt wurde, die dann auch das Erarbeiten von Konzepten für den Katastrophenschutz wie bei einer Pandemie oder bei einem großen Blackout umfasst hätte.

Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern hob zudem in der Sitzung hervor, dass die Räte „nicht alles abgelehnt haben“. Eine halbe Stelle für einen Sachbearbeiter sei schließlich bewilligt worden. Und das sei auch das ursprüngliche Anliegen der Feuerwehr gewesen. Die anderen Fraktionen sind im öffentlichen Teil gar nicht tiefer auf den Wunsch nach einer 100-Prozent-Stelle eingegangen, waren sich aber einig, dass man im Gespräch bleiben müsse und es unabhängig von der Personaldebatte Nachholbedarf gebe, was die Würdigung der ehrenamtlichen Arbeit bei der Feuerwehr anbelangt.

Barbara Eßlinger von den Grünen hakte zudem bei der Verwaltung nach, warum die 50-Prozent-Stelle noch nicht ausgeschrieben worden sei. Die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik betonte daraufhin, dass man einfach noch nicht dazugekommen sei. „Zwei Vollzeitkräfte sind quasi zeitgleich weg gewesen“, erklärte sie zur Situation in der zuständigen Kämmerei. Erst Anfang März hätten in dem Fachbereich nach längerer Zeit zwei neue Mitarbeiter eingestellt werden können. Vorrang habe in der Zwischenzeit gehabt, das laufende Geschäft im Fluss zu halten. „Da geht es um sehr viel Geld, um Zahlungen und Einzahlungen“, erklärte Wunschik. Gleichwohl sei man im Gespräch mit der Feuerwehr gewesen, um die Stelle genauer zu definieren. Diesen Faden werde man wieder aufnehmen. Wenn das Profil festgezurrt ist, werde man die Position ausschreiben, kündigte Wunschik an.