Auch gruselige Gestalten marschierten beim Umzug durch die Stuttgarter Innenstadt mit. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Milde Temperaturen und gute Laune unter den Zuschauern sorgen beim Stuttgarter Faschingsumzug für ausgelassene Karnevalsstimmung.

Bei strahlendem Sonnenschein hat am Dienstagnachmittag die fünfte Jahreszeit mit dem Faschingsumzug durch die Innenstadt in Stuttgart ihren Höhepunkt erreicht. Nach zweijähriger Zwangspause bejubelten Tausende Zuschauer die insgesamt 56 Formationen aus Hexen, Jecken und Spielmannszügen auf der Strecke.

Was da in diesem Jahr nicht alles von den Festwagen und aus den mitfahrenden Fahrzeugen flog: Konfetti in Massen, steinharte Bonbons in allen Farben, Popcorntütchen und sogar echte schwäbische Spätzle, die neuerdings von der Karnevalsgesellschaft Zigeunerinsel unters närrische Volk gebracht werden. Stuttgart mausert sich zur Narrenspätzle-Hochburg!

Der närrische Tross rund um OB Nopper schunkelte kräftig mit

Den Anfang des gut gelaunten Lindwurms, der in der Tübinger Straße Aufstellung genommen hatte, machte um 14 Uhr der Partywagen von Hitradio Antenne 1, gefolgt vom närrische Tross rund um Oberbürgermeister Frank Nopper, der sich den Spaß nicht nehmen ließ und kräftig mitschunkelte. Gleich dahinter rollte die Formation des Veranstalters, der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen, über die Strecke. Hoch auf dem lautstarken Partygefährt Präsident Thomas Klingenberg, flankiert vom sangesfreudigen Stadtprinzen Hannes I. zu Stutengarten und Stadtprinzessin Melanie I. Winken bis zum Abwinken war angesagt.

Tschä-Hoi und Narri-Narro – der traditionelle Stuttgarter Mix aus schwäbisch-alemannischer Fasnet und rheinisch geprägtem Karneval kam nach zweijähriger Coronapause beim Faschingsvolk bestens an. Für die ausgelassene Stimmung entlang der rund 2,5 Kilometer langen Strecke über Eberhardstraße, Marktplatz, Schiller- und Schlossplatz sorgten auch die fast schon frühlingshaft Temperaturen. „Endlich wieder Fasching“, meinte eine begeisterte Mutter, die mit ihren beiden als Bienchen verkleideten Kinder den Umzug verfolgt hat. Und mit dieser Meinung war sie am Dienstag nicht allein.

Kein Großreinemachen am Ende des Zuges

Wie schon in früheren Jahren feiern die faschingsbeseelten Stuttgarter Fastnacht auch nach der Coronapause aber am liebsten im Bürgerzivil. Gleich dahinter folgt als Lieblingskostümierung irgendwas Buntes mit Hut und Ohren. Sichtbar zurückhaltend war man in den Zuschauerreihen entlang der Strecke bei der karnevalistischen Darstellung fremdländischer Kulturen. Anders als auf Heilbronner Berlinern findet sich auf Stuttgarter Köpfen kaum noch eine Indianerfeder und schwarze Farbe im Gesicht ohnehin nicht.

Sonst eine schwäbisch saubere Sache, fehlte dieses Mal, wie angekündigt, auch der Kehrwagen und der Besentrupp für das große Reinemachen am Ende des Zugs. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte pünktlich zum Faschingshöhepunkt die närrische Idee, den kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieb (AWS) zu bestreiken. Vielleicht meinten es die Gewerkschafter aber einfach auch nur gut mit den Stuttgartern: Dank des Streiks wird die Landeshauptstadt an all dem Konfetti und den Bonbons auf den Straßen auch nach Aschermittwoch noch ihre Freude haben.

Schluss war am Dienstag in Stuttgart nach dem Faschingsumzug noch lange nicht. Die Party ging in diesem Jahr auf dem Karlsplatz weiter – bis in den späten Abend.