Die Kinderspielstadt Stutengarten simuliert das Leben in einer Stadt: Kinder führen bei dem Projekt ihre eigenen Geschäfte, eine eigene Polizeistreife kontrolliert, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Tut es nicht. Seitdem Falschgeld in Umlauf gebracht wurde – von Eltern der Kinder.

Stuttgart - Die Spielstadt Stutengarten ist laut Veranstaltern „ein Stuttgart im Kleinformat“: Jeweils eine Woche organisieren sich 500 Kinder auf dem Gelände des Reitstadions in Bad Cannstatt selbst. Sie gehen zwischen dem 17. August und dem 5. September in die Volkshochschule, arbeiten als Handwerker, eröffnen Geschäfte.

Es geht um Spaß, aber auch ein wenig um den Ernst des Lebens. So hat Stutengarten auch einen eigenen TV-Kanal. Und der beschäftigt sich auch mit unbequemeren Themen. „Wir haben gehört, dass es im Stutengarten Falschgeld gibt – und haben uns für euch umgehört“, sagt eine junge Reporterin im vorigen Jahr in die Kamera. Es folgt eine Umfrage unter Stutengartenern, den 6- bis 13-Jährigen. „Die Polizei macht schon was dagegen“, sagt ein Mädchen mit ernster Miene, „sie sammelt das Falschgeld ein“.

Eltern haben im vergangenen Jahr offenbar die Geldscheine, sogenannte Stuggis, über den Farbkopierer laufen lassen und ihre Kinder mit Extrascheinen versorgt. Der Wechselkurs liegt bei genau einem Euro. Rieke Weinz nimmt das eher mit Humor. „Wie in jedem Kinderprojekt gibt es ein paar Pappenheimer“, sagt die Projektleiterin.

„Die Polizei, die aus zehn Kindern besteht, hat die Aufgabe, Falschgeldkontrollen durchzuführen“, sagt Weinz. Nun steuert sozusagen auch die Notenbank gegen: „Wir haben die Scheine mit einer Gravur versehen und beidseitig bedruckt, so dass sie nicht mehr so leicht zu kopieren sind“, so Weinz.

Der Stuttgarter Strafverteidiger Achim Wizemann sagt, dass es sich bei den Stuggi-Blüten jedenfalls nicht um Wertzeichenfälschung oder die Fälschung eines geldwerten Zahlungsmittels handelt. „Dafür müssten sie vom Staat in irgendeiner Weise beglaubigt sein“, sagt Wizemann. Ähnliches gelte für die Urkundenfälschung.

Was Wizemann nach erster Prüfung allerdings nicht ausschließen kann, ist, dass es sich bei dem falschen Spielgeld um Betrug handle. „Die Kinder wurden getäuscht, die Fälschaktionen haben Dritten geldwerten Vorteil verschafft“, sagt Wizemann. Er hält es allerdings für ausgesprochen fraglich, ob die Staatsanwaltschaft die Strafverfolgung aufgenommen hätte.

Aus Sicht von Rieke Weinz müsse man dem Problem pädagogisch beikommen. „Wir haben eine Schlichterstelle in Stutengarten, die sich mit solchen Sachen beschäftigt.“ Und es gibt die Möglichkeiten zu Sanktionen: „4500 Becher sind zu spülen.“