Beim Protest-Picknick auf der B14 setzten sich rund 350 Menschen für öffentlichen Raum für Fußgänger und Fahrradfahrer ein. Foto: Andreas Rosar/Fotoagentur-Stuttgart

Ein Protest-Picknick auf Asphalt, Politikerinnen auf Stuttgarts schickster Fahrrad-Demo und ein bekanntes Fest mit neuem Namen – zum Start der Europäischen Mobilitätswoche feierten und demonstrierten mehr als zehntausend Menschen in Stuttgart.

Mehr als zehntausend Menschen sind am Sonntag in die Stuttgarter Innenstadt geströmt, um sich über Mobilität zu informieren, für mehr Raum für Fahrradfahrer und Fußgänger zu protestieren und gemeinsam zu feiern. Zum Start der Europäischen Mobilitätswoche am Wochenende, fanden am Sonntag gleich vier Veranstaltungen parallel statt – und legten zwischen circa 11 und 19 Uhr den Autoverkehr auf einigen Straßen in der Stuttgarter Innenstadt lahm.

Besonders viele Besucherinnen und Besucher nutzten die Chance, um einmal über eine von Stuttgarts Verkehrsadern zu flanieren. Die Stadt hatte zum Straßenfest „Theo Mobil“ eingeladen und dafür die Theodor-Heuss-Straße zwischen Rotebühlplatz und Kronenstraße sperren lassen. Autos mussten Platz machen für eine Bühne mit Programm, für Musik und Essensstände – und für über den Sonntag verteilt rund 10 000 Spaziergängerinnen und Spaziergänger, wie die Polizei schätzt. Dass die Stadt die in Teilen sechsspurige Theo für Autos und LKWs für ein Straßenfest in der Mobilitätswoche dicht macht, gab es bereits 2019 – unter Oberbürgermeister Fritz Kuhn lief die Veranstaltung aber noch unter dem Namen „Theo-autofrei“. Laut Stadt soll das Fest mit dem neuen Titel „allen klimafreundlichen Mobilitätsformen eine Plattform“ bieten.

Protest-Picknick auf der B14

Eindeutiger gegen Autos auf Stuttgarts zentralen Verkehrsachsen positionierten sich da die Protest-Picknicker auf der B14 Hauptstätter Straße. Nicht zum ersten Mal hatte das Bürgerbündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SOS) für den Sonntag unter dem Titel „Mobilitätswende jetzt, Stuttgart autofrei, Platz da“ dazu aufgerufen, mit Picknickdecke und -korb einen Teil der B14 zu besetzen – öffentlichen Raum, der laut Veranstalter momentan von Autos besetzt sei, die Platz machen sollen für Fußgänger und Radfahrer. Die Polizei schätzt, dass etwa 350 Menschen auf der zeitweise gesperrten Straße demonstrierten und gemeinsam picknickten.

Ebenfalls für mehr und vor allem sichereren Raum für Fußgänger in Stuttgart marschierten die Besucherinnen und Besucher der Demo von Fuss e.V. Stuttgart. Laut Polizei zog eine zweistellige Zahl an Demonstrierenden vom Schlossplatz zum Leonhardsplatz.

Stadträtinnen und Landtagsabgeordnete auf „schickster Fahrrad-Demo“

Stilvoll und bunt war der Fahrrad-Zug der Frauen von Fancy Women Bikes Ride Stuttgart. Der Verein will Frauen zum Fahrradfahren ermutigen und mit sicherer Infrastruktur dazu ermächtigen. Mitgeradelt sind laut Veranstalter auch die SPD-Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos und die Stadträtinnen Christine Lehmann von den Grünen und Lucia Schanbacher von der SPD.

Insgesamt schätzt die Polizei, dass bei der selbst deklarierten „schicksten Fahrraddemo“ Stuttgarts mehr als 70 Frauen auf dem Rad vom Marienplatz in Richtung Mailänder Platz unterwegs waren.

Mag vielleicht auch die in Teilen gesperrte und von Fußgängern und Radfahrern übernommene Innenstadt am Sonntag manchen Autofahrer Nerven gekostet haben – laut Polizei blieben alle Veranstaltungen friedlich und störungsfrei.