Massimiliano De Simone fühlt sich bei der Arbeit in der Klinik wohl. Doch es steht auch noch der große Sprachtest bevor Foto: Klinikverbund Südwest

Deutschland braucht Fachkräfte. Die Unternehmen suchen intensiv – auch im Ausland. Die Stuttgarter Nachrichten begleiten eine solche Anwerbung und die beteiligten Menschen ein Jahr lang. Heute: Neben der Arbeit beginnt die Vorbereitung für die große Sprachprüfung.

Sindelfingen - Bitte recht freundlich! Der Fotograf verlangt ein Lächeln. Die 14 italienischen Krankenpflegekräfte, die seit Januar in Deutschland sind, um für den Klinikverbund Südwest zu arbeiten, müssen sich in einer ganz neuen Rolle bewähren. Für Werbezwecke werden Fotos von ihnen gemacht. Noch eine zusätzliche Aufgabe für die jungen Fachkräfte.

Dabei sind sie eigentlich mehr als ausgelastet. Und das in gleich doppelter Hinsicht. Seit mehreren Monaten arbeiten sie inzwischen auf ihren Stationen in den Kliniken in Leonberg, Böblingen und Sindelfingen. Der Alltag fordert sie, der Umgang mit den Kollegen und Patienten, die Tücken der deutschen Sprache, all das ist nicht so einfach. Dazu kommt die steigende Nervosität. Am 6. November steht die sogenannte B2-Prüfung an. Diesen Sprachtest müssen die studierten Fachkräfte bestehen, wenn das Regierungspräsidium ihren Berufsabschluss dauerhaft anerkennen soll.

Nur noch beim Sprachunterricht kommen die Italiener zusammen. „Leider treffen wir uns selten, weil wir alle in unterschiedlichen Schichten arbeiten“, erzählt Massimiliano De Simone. Er selbst ist mit seiner Arbeit zufriedener als noch vor ein paar Wochen. Damals seien die Tätigkeiten sehr eingeschränkt gewesen, haben viele erzählt.

Ein Problem, das absehbar war: Die italienischen Fachkräfte können in der Regel mehr, als sie in Deutschland einsetzen können und vor allem dürfen, solange sie noch keine anerkannten examinierten Pflegekräfte sind. Doch jetzt sagt Massimiliano: „Die vergangenen beiden Wochen hatte ich die Verantwortung für eine komplette Seite der Station und sieben Patienten. Darauf bin ich stolz.“

Bei der Sprache herrscht noch Unsicherheit

Ein bisschen zu schaffen macht ihm neben den Mentalitätsunterschieden nach wir vor die Sprache – und das, obwohl sein Deutsch mittlerweile hervorragend ist. „Bei der Visite verstehe ich die Ärzte manchmal nicht so gut, wenn sie sich mit den Patienten unterhalten“, erzählt Massimiliano, „aber ansonsten kann ich meine Arbeit gut schaffen.“

Doch die Nervosität steigt dennoch. Der entscheidende Prüfungstermin rückt immer näher. Noch einige Tage arbeiten die Angeworbenen in ihren Krankenhäusern, die letzten zwei Wochen vor dem umfangreichen Test verbringen sie noch einmal in der Sprachschule des Internationalen Bundes in Böblingen. Auch Massimiliano verspürt ein flaues Gefühl im Magen, obwohl er als einziger der Gruppe bereits mit ein paar Deutschkenntnissen über die Alpen gekommen ist.

Bei den anderen ist das ungleich schlimmer: „Meine Kollegen haben Angst davor. Und ich kann das gut verstehen, denn die Prüfung ist schwer.“ Bisher habe es noch nicht viele Gelegenheiten gegeben, gezielt dafür zu üben. Und ein Probetest sei nicht gerade überragend ausgefallen. Deswegen stehen in den nächsten Wochen viele Übungsaufgaben an.

Der Arbeitgeber ist zuversichtlich

Auch der Arbeitgeber weiß um die Schwierigkeit der Sprachprüfung und die verschiedenen Leistungsstände. „Natürlich gibt es Unterschiede. Die einen sprechen schon relativ gut Deutsch, andere sind etwas weniger sprachbegabt“, sagt Kerstin Franz, die beim Klinikverbund Südwest für die Personalgewinnung verantwortlich ist. Sie erinnert sich, dass in der ersten Gruppe, die sie vor Jahren nach Deutschland geholt hat, auch Wackelkandidaten dabei gewesen sind. „Es gibt einfach Leute, die mehr Zeit brauchen. Einige von ihnen haben heute sogar einen schwäbischen Akzent und sind wertvolle Mitarbeiter ihrer Station.“

Gleichwohl werden zwei aus der Gruppe mit Zusatzunterricht auf die Prüfung vorbereitet. Eine der beiden hatte schon den B1-Sprachtest nicht bestanden – und ist jetzt entsprechend aufgeregt. Doch die Betreuer sind guten Mutes, dass alle 14 dauerhaft für den Klinikverbund werden arbeiten können. Dann bliebe auch das Lächeln auf den Werbefotos allen erhalten.