Der Hospitalhof feiert im März 2013 sein Richtfest. Foto: Max Kovalenko

Läuft alles weiter nach Plan, kann der Hospitalhof in der Innenstadt Ende April eröffnet werden. Das neue Leitungsteam will in dem 23 Millionen Euro teuren Neubau auch neue Akzente im Programm setzen. Das geplante Café wird es in dem evangelischen Bildungszentrum allerdings nicht geben.

Stuttgart - An der Fassade aus hell geschlemmtem Backstein stehen noch Gerüste. Doch die Hauptarbeiten für das neue Bildungszentrum der Evangelischen Kirche an der Büchsenstraße haben sich ins Innere verlagert. Dort hängen Kabel von der Decke, fehlen Böden. Die sanitären Einrichtungen müssen installiert und die Wände verputzt werden.

Obwohl alles noch Großbaustelle ist, wird das Konzept des Hauses erkennbar: „Das Bildungszentrum soll ein offenes Haus werden, in dem debattiert wird und in dem sich Menschen unterschiedlicher Religionen und Einstellungen begegnen können“, sagt Monika Renninger. Die 52-jährige Pfarrerin ist neue Leiterin des Hospitalhofs und für das Programm des Bildungszentrums nach der Eröffnung Ende April zuständig. Ihr Vorgänger, Pfarrer Helmut Albert Müller, ist in den Ruhestand getreten. Als Hospitalhof-Studienleiter zur Seite steht der Pfarrerin der 41 Jahre alte Diakon Rolf Ahlrichs. Im neuen Haus will das frisch gebackene Leitungsteam neue Akzente im Programm setzen. Statt einer Sommerpause soll es eine Sommerakademie geben, in der unter anderem Städtereisen angeboten werden. Und unter dem Motto „Hospitalhof aktuell“ soll die Stadtentwicklung diskutiert werden. Zwar sind Programm und Gebäude noch in der Bauphase. Ein Ziel steht aber fest: Nach der Anlaufphase sollen wieder rund 40 000 Besucher pro Jahr ins Haus kommen. Diese Zahl hat sich auf Grund der Einschränkungen durch den Neubau in etwa halbiert.

„Hier kann der Geist hoch steigen und das Denken sich frei entfalten“

Das Foyer, durch das die erhofften 40 000 Tagungs-, Seminar- und Veranstaltungsbesucher in das Gebäude mit einer Nutzfläche von 9100 Quadratmeter strömen sollen, haben die Architekten des Stuttgarter Büros Lederer, Ragnarsdóttir und Oei wie einen Kreuzgang angelegt. Damit soll daran erinnert werden, dass im 15. Jahrhundert ein Kloster mit Kirche Zentrum des Viertels war. Die Spitzbogenfenster, die noch heute als Denkmal erhalten sind und dem Hospitalviertel Reiz verleihen, haben die Architekten zwar nicht nachgebaut. Aber sie haben bei zwei Fenstern im Foyer die Form verwendet, um die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu symbolisieren.

Das Leitungsteam sieht in der Architektur des Gebäudes die Idee des Bildungszentrums perfekt aufgegriffen: Der Eingangsbereich verbindet Hospitalkirche und Hospitalhof zum Ensemble. Dadurch werde klar, dass dies nicht irgendein Ort, sondern ein kirchlicher Ort ist, stellt Renninger fest. „Architektonisches Juwel“ des fünfgeschossigen Gebäudes ist laut Renninger der so genannte „große Saal“. Der reicht vom ersten Obergeschoss über zwei Etagen. Das Licht fällt über 39 runde Fenster, die wie die Bullaugen eines Schiffes aussehen, nach innen. Noch mehr Licht bekommt der riesige Raum durch ein Fensterband in der Decke. „Hier kann der Geist hoch steigen und das Denken sich frei entfalten“, schwärmt Pfarrerin Renninger. Drei Mal pro Jahr soll in dem Raum mit Platz für 850 Menschen die Landessynode, das Parlament der Evangelischen Kirche Württemberg, tagen. Außerdem sollen dort die großen Veranstaltungen und Vorträge zu verfolgen sein.

Nachbarn keine Konkurrenz machen

Geplant war nach dem Vorbild des Hauses der katholischen Kirche an der Königstraße auch ein Café. Das wurde gestrichen. „Das gastronomische Angebot im Hospitalviertel ist ausreichend. Wir wollen den Nachbarn keine Konkurrenz machen“, sagt Pfarrerin Renninger. Statt der großen Lösung mit öffentlichem Café soll es nun eine kleine Lösung mit interner Bewirtung geben. „Im so genannten Salon im Erdgeschoss können sowohl Besucher wie die 130 Mitarbeiter Frühstückspause einlegen und Seminarteilnehmer am Abend mit dem Kursleiter noch ein Glas Wein trinken“, versichert Ahlrichs.

Mit der Sanierung der Hospitalkirche wurde wegen Bedenken der Denkmalpflege noch nicht begonnen. Demnächst sollen aber zumindest die offenere Gestaltung des Innenraums angegangen und die Zahl der Plätze reduziert werden.