Der Turm der Stadtkirche ist deutlich älter als der Chor, der 500 Jahre alt ist. Dazwischen hat Architekt Christian Friedrich Leins 1860 ein neues Langhaus gebaut. Foto: Archiv Felix Arnold

Die Sanierung des Innenraums der Stadtkirche in Stuttgart-Vaihingen verläuft nach Plan. Doch weil die Heizung nicht funktioniert, können die Gottesdienste an Heiligabend dort nicht stattfinden, sie werden ins Bürgerforum und in die Dreieinigkeitskirche verlegt.

Vaihingen - Gottfried Askani ist jeden Tag mehrfach in seiner Stadtkirche. „Ich gehe gern hinein, um mir anzuschauen, was gemacht wurde. Und ich pflege gern den Kontakt mit den Handwerkern“, sagt der evangelische Pfarrer und Vorsitzende des Bauausschusses. Seit dem Sommer lässt die Gemeinde den Innenraum der Stadtkirche renovieren. Der Auslöser dafür war, dass die Orgel umfassend überarbeitet und gereinigt werden sollte. Das hat natürlich nur Sinn, wenn nicht kurze Zeit später wieder Handwerker zugange sind und wieder alles schmutzig machen.

Zum anderen war aber auch die Kirche in die Jahre gekommen. Die Elektrik, die Beleuchtung und auch die Beschallungsanlage entsprachen schon lang nicht mehr dem Stand der Technik. „Die Beleuchtung wird hinterher auch viel funktionaler sein. Sie ist heller und der Energieverbrauch ist deutlich geringer“, sagt Askani. In den Wänden hatten sich aufgrund der Feuchtigkeit und durch kleine, für den Menschen nicht einmal spürbare Erdbeben, Risse gebildet, die ausgebessert werden. Eine besondere Freude sind für Askani die Natursteine, welche nun die Fenster umrahmen. „Die haben eine ganz andere Ausstrahlung“, sagt Askani. Darüber hinaus sei der Rauverputz durch einen Glattverputz ersetzt worden. Der transportiert die Feuchtigkeit besser nach außen und passt besser ins Kirchenbild. Das Denkmalamt habe zunächst Vorbehalte gegen den Glattverputz gehabt, sei nun aber davon „sehr angetan“. Darüber hinaus werden die Emporebrüstung und der Emporeboden saniert.

Im März soll die Kirche wieder geöffnet werden

Es seien drei Faktoren, die zu der „neuen Schönheit“ der Kirche beitragen, sagt Askani. Zum einen die Leistungen des Bauherren Christian Friedrich Leins, der 1860 ein neues Langhaus zwischen Turm und Chor bauen ließ. Zum anderen das hervorragende Sanierungskonzept des Möhringer Architekturbüros. Und schließlich die sehr gute Ausführung der handwerklichen Arbeiten: Steinmetze, Gipser, Schlosser und Elektriker seien daran beteiligt.

Die Arbeiten sind im Zeitplan. Zwischendurch gab es die Hoffnung, dass die Gemeinde ihre Weihnachtsgottesdienste in der Kirche feiern kann, auch wenn die Sanierung noch nicht abgeschlossen ist. Diese Hoffnung muss Askani nun enttäuschen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie er sagt. „Mit einem lachenden Auge deshalb, weil alle uns bestätigen, wie wunderbar unsere Kirche wird und dass ihre Schönheit nun wieder zur Geltung kommt“, sagt Askani. Mit einem weinenden Auge, weil die Gemeinde Weihnachten doch gern in ihrer Kirche gefeiert hätte. „Wir hätten das furchtbar gern gemacht“, sagt Askani. Baulich hätte man auch viel möglich machen und improvisieren können. „Aber wir können nicht heizen, dafür fehlt ein Modul“, bedauert der Pfarrer. Darum finden die Weihnachtsgottesdienste um 16 und um 18 Uhr im Häussler-Bürgersaal und der Gottesdienst um 23 Uhr in der Dreieinigkeitskirche statt. Am 25. Dezember feiert die Gemeinde um 10 Uhr im Lutherhaus und am 26. Dezember um 10 Uhr in der methodistischen Pauluskirche. Alle Stadtkirchen-Gottesdienste nach Weihnachten finden bis auf Weiteres im Lutherhaus statt.

Im März soll die frisch renovierte Stadtkirche wieder geöffnet werden. Die Kosten für die Sanierung betragen etwa 730 000 Euro. „Nach heutigem Stand bleiben wir in diesem Rahmen“, sagt Askani. Die Gemeinde muss das Geld größtenteils selbst aufbringen. Hinzu kommen etwa 170 000 Euro für die Renovierung der Orgel. Diese war notwendig geworden, weil Töne nur noch verzögert oder gar nicht mehr zu hören waren oder es waren laute Dauerheuler. Hinzu kamen die steigenden Reparaturkosten und die veraltete Elektrik, die teilweise aus Brandschutzgründen gar nicht mehr zulässig war. Auch die Technik entsprach nicht mehr dem aktuellen Stand.