Lithium-Abbau in Bolivien – die EU will unabhängiger von China werden und sucht neue Quellen. Foto: dpa/Georg Ismar

Das Europaparlament hat für ein Maßnahmenpaket zur Sicherung sogenannter kritischer Rohstoffe wie Lithium und Silizium gestimmt.

Wenn China will, stehen in Europas Fabriken die Räder still. Peking beherrscht den Weltmarkt für seltene Rohstoffe wie etwa Lithium, Kobalt oder bestimmte Erze, die etwa für den Bau von Computerchips wichtig sind. Die finden sich inzwischen in zahlreichen Geräten von der Kaffeemaschine, über Smartphones bis hin zu Windkraftanlagen und Autos. Die Europäische Union will diese Abhängigkeit nun zumindest zurückschrauben. Deswegen hat das Europaparlament am Donnerstag mit großer Mehrheit eine europäische Rohstoffstrategie („Critical Raw Materials Act“) gestimmt.

Die Abgeordneten wollen die Lieferketten diversifizieren und die Abhängigkeit von einzelnen Staaten reduzieren. Sie forderten die EU-Kommission zudem auf, Verhandlungen mit den USA über die Versorgung mit kritischen Rohstoffen aufzunehmen. Einzelne Drittstaaten sollen demnach künftig nicht mehr als 65 Prozent des EU-weiten Bedarfs an einem besonders wichtigen Rohstoff liefern. Bis 2030 soll das für eine Liste von 16 sogenannten strategischen Rohmaterialien gelten, darunter Lithium, Kobalt und Silizium. Mindestens zehn Prozent ihres Bedarfs an kritischen Materialien soll die EU mit eigener Gewinnung decken können.

Bürokratische Hürden sollen abgebaut werden

Für Unternehmen, die in der EU kritische Rohstoffe verarbeiten oder recyceln, sollen bürokratische Hürden abgebaut werden. Der Entwurf schaffe die Bedingungen für „gezielte wirtschaftliche Anreize für private Investoren mit Blick auf europäische Produktion und Recycling“, erklärte die im Parlament zuständige Berichterstatterin Nicola Beer (FDP). Die CDU-Abgeordnete Hildegard Bentele betonte nach der Abstimmung, dass sich die EU verstärkt auf zuverlässige Quellen stützen müsse. „Wenn wir jetzt nicht handeln, ist es sehr bald zu spät – zulasten unserer Klimaziele und zulasten einer zukunftsorientierten und wettbewerbsfähigen europäischen Industriepolitik.“

„Beim Recycling hat das Parlament nachgebessert und will höhere Quoten durchsetzen, denn jede recycelte Tonne an Rohstoffen muss nicht aus der Erde geholt werden“, so der SPD-Politiker Matthias Ecke, Mitglied des Industrieausschusses. So ist etwa eine Recyclinganlage für Batterien in Gera geplant. Ein Joint Venture der koreanischen Unternehmen SungEel und Samsung C&T wolle 45 Millionen Euro investieren und etwa 100 Arbeitsplätze schaffen, teilten die Investoren mit. Geplant sei die Wiederaufbereitung von jährlich 22 000 Tonnen Batterien. Das entspreche der Produktion von Batterien für etwa 60 000 E-Autos im Jahr.

Lithium aus dem Oberrheingraben

Gefördert werden sollen aber auch Projekte, um die Rohstoffe in Europa selbst zu fördern. So könnten etwa im Oberrheingraben erhebliche Mengen an Lithium gewonnen werden – und das mithilfe schon bestehender Geothermiebohrungen. Das zeigen Daten, die von Forscherinnen und Forschern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) analysiert wurden. „Theoretisch könnten bestehende Geothermiekraftwerke im Oberrheingraben und im Norddeutschen Becken zwischen zwei und zwölf Prozent des jährlichen Lithiumbedarfs in Deutschland decken“, sagte Valentin Goldberg vom KIT.