Der S-Bahn-Halt in Rommelshausen war wegen Höhenunterschieds und Spalten beim Ein- und Ausstieg eine große Gefahrenstelle. Foto: Frank Eppler

Für rund 5,7 Millionen Euro hat die Deutsche Bahn die Steige am Bahnhof Rommelshausen so erhöht, dass der stufenfreie Ein- und Ausstieg in die S-Bahnen möglich ist. Lokalpolitiker äußern sich zufrieden. Doch Defizite bleiben.

Im zum „regionalen Mobilitätshub“ samt virtuellem Reisezentrum ausgebauten Bahnhof Rommelshausen können Fahrgäste jetzt endlich stufenfrei in die S-Bahnen ein- und aussteigen. Komfort und Barrierefreiheit für Reisende am Bahnhof Rommelshausen sei damit garantiert, teilt die Deutsche Bahn (DB) mit. Sie hat gemeinsam mit dem Verband Region Stuttgart (VRS) am Dienstag zur offiziellen Eröffnung und Präsentation der Station eingeladen, die Vorbild für weitere 30 entsprechende Umbauaktionen sein soll.

Umbau mit Kosten von 5,7 Millionen Euro

Um den Bahnhof barrierefrei zu gestalten, hat die DB die beiden Bahnsteige an Gleis 1 und 2 auf die zu den Zügen passende Höhe gebracht. Im Zuge dessen wurde an den Bahnsteigen auch ein taktiles Leitsystem für Menschen mit Sehbehinderung eingebaut. Für mehr Sicherheit und Komfort installierte die DB neue Beleuchtungsanlagen, Wetterschutz sowie neue Fahrgastinformationssysteme. Die Gesamtkosten des Bahnhofumbaus betragen rund 5,7 Millionen Euro. Hiervon übernimmt das Land Baden-Württemberg 2,6 Millionen, der Verband Region Stuttgart 2,1 Millionen, der Bund und die DB zahlen in etwa noch eine weitere Million Euro.

Bei der symbolischen Eröffnung des neuen bereits vor einigen Wochen wieder in Vollbetrieb gegangenen Bahnhofs Rommelshausen haben Michael Groh, Leiter Regionalbereich Südwest der DB Station & Service, Alexander Lahl, Regionaldirektor des Verbands Region Stuttgart, und Benedikt Paulowitsch, Bürgermeister der Gemeinde Kernen, die Neuerungen am Bahnhof Rommelshausen vorgestellt und diesen offiziell eingeweiht.

Mobilität soll für alle möglich sein

„Ich freue mich sehr, dass der Ein- und Ausstieg in die S-Bahn am Bahnhof Rommelshausen für unsere Reisenden nun vollständig barrierefrei und komfortabel möglich ist“, sagte Michael Groh. „Mit dieser Maßnahme tragen wir dazu bei, Barrieren zu überwinden und allen Menschen eine nachhaltige Mobilität zu ermöglichen.“

Alexander Lahl ergänzte aus regionaler Sicht: „Der Verband Region Stuttgart als Aufgabenträger ist verantwortlich für den S-Bahn-Verkehr. Gemeinsam mit dem Land, den Landkreisen und der DB setzen wir uns auch für mehr Barrierefreiheit ein und damit auch für mehr Komfort für unsere Fahrgäste.“ Die bisherigen Fortschritte seien inspirierend, und sie motivierten weiterhin dazu, mit viel Elan daran zu arbeiten, die Mobilität für alle Menschen in der gesamten Region zugänglicher und inklusiver zu gestalten. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte der Regionaldirektor bilanzierend.

Auch Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch freut sich, dass der Umbau erfolgreich abgeschlossen ist. „Moderne und barrierefreie Bahnhöfe sind ein wichtiger Baustein für Lebensqualität und Wirtschaftsstärke in unserer Region.“ Der ohnehin attraktive Standort Kernen werde nachhaltig gestärkt.

Auf der Rems-Bahn gibt es „noch viele Lücken“

„Was lange währt, wird endlich gut“, kommentierte Jochen Haußmann, der Kernener FDP-Landtagsparlamentarier, die Vollzugsmeldung für den lang ersehnten barrierefreien Umbau der Rommelshausener Bahnstation. „Seit 2011 setze ich mich für den barrierefreien Ausbau an den Bahnsteigen im Rems-Murr-Kreis ein.“ Der 2015 initiierte Bahngipfel mit allen Beteiligten trage nun endlich Früchte.

Die Arbeiten zum komplett barrierefreien Ausbau des S-Bahn-Haltepunktes hatten am 1. Oktober des vergangenen Jahres begonnen. „Dadurch, dass der Bahnhof in einer Kurve liegt, war der Spalt zwischen Bahnsteig und S-Bahn noch größer als an anderen Stellen. Dieser Gefahrenschwerpunkt für die Fahrgäste gehört nun der Vergangenheit an“, sagte Jochen Haußmann.

Die bauliche Umsetzung und die Einhaltung des Zeitrahmens in Rommelshausen zeige, dass es langsam besser werde mit der Barrierefreiheit. „Trotzdem gibt es auf der Rems-Bahn noch viele Lücken“, lautete Jochen Haußmanns Fazit bei der offiziellen Eröffnung am Dienstag.

Am Haltepunkt Stetten-Beinstein sieht die Planung den Neubau der Steige an Gleis 1 und 2 mit einer Höhe von 96 Zentimetern für 2025 und 2026 vor. Für die S-Bahn-Stationen Beutelsbach, Geradstetten, Winterbach und Weiler liegen bisher keine Umbautermine vor. Haußmann: „Hier besteht noch dringender Handlungsbedarf.“

Weitere Umrüstungen stehen bis zum Jahr 2030 an

Stufenfrei
 Im S-Bahn-Netz Stuttgart und Umgebung können die Reisenden nun an 53 Stationen stufenfrei in die S-Bahn ein- und aussteigen. An 30 Stationen besteht laut Deutscher Bahn (DB) weiterhin Handlungsbedarf, um den Einstieg in die S-Bahn bei Oberkantenhöhe von 96 Zentimetern stufenfrei zu erschließen.

Perspektive
 Der Verband Region Stuttgart hat gemeinsam mit der DB ein Programm vereinbart, diese Stationen umzubauen. Im Jahr 2025 beginnen die Bauarbeiten an den Bahnhöfen in Leonberg und Stetten-Beinstein, 14 weitere Stationen befinden sich laut DB aktuell in der Planungsphase. Voraussichtlich bis 2030 sollen alle Stationen umgerüstet sein.

Regelung
 Für die Höhen der Bahnsteige gibt es keine einheitliche Regelung, nur einen Richtwert. Bei Neubauten werden 76 Zentimeter empfohlen, bei bestehenden Bahnsteigen sind prinzipiell 38 bis 96 Zentimeter möglich.