In Neapel kam es zu schrecklichen Szenen. Foto: dpa/Salvatore Laporta

Die Straßenschlacht in Neapel war auch nach dem Aus von Eintracht Frankfurt das bestimmende Thema. Forderungen nach Aufarbeitung und Konsequenzen werden laut.

Am Morgen danach, als die Anhänger von Eintracht Frankfurt den Ort der Schande verlassen hatten, zeigte sich in Neapel erst das ganze Ausmaß der brutalen Straßenschlachten. In den engen Gassen der historischen Altstadt beseitigten Lokalbesitzer und Anwohner gerade erste Spuren der totalen Verwüstung, da mehrten sich die Forderungen nach drastischen Konsequenzen.

Gerichtsverfahren? Schadenersatz durch deutsche Behörden? Drakonische Strafen für gewalttätige Fans? An dieser Diskussion wollte sich Oliver Glasner nach dem Albtraum-Abschied aus der Königsklasse aber nicht beteiligen. „Ich bin Trainer und zum Glück kein Politiker“, sagte der Österreicher mit Blick auf die Folgen der schweren Ausschreitungen rund um das Achtelfinal-Rückspiel bei der SSC Neapel (0:3). Er verurteile „jegliche Form von Gewalt und Kriminalität, egal wo auf der Welt“. 

Doch die Zusammenstöße zwischen Eintracht-Anhängern und Neapel-Fans mit der Polizei waren da längst zum Politikum geworden. „Ich hoffe, dass diese Verbrecher vor Gericht gestellt werden“, sagte der italienische Vizepremier- und Außenminister Antonio Tajani. Die rechte Regierungspartei Lega um Matteo Salvini richtete gar Forderungen an die deutsche Regierung. Diese solle „für den Schaden aufkommen“.

Wilde Jagdszenen zwischen Anhängern und Polizei

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte die Gewalt noch am selben Abend („Chaoten machen den Sport kaputt“), der deutsche Botschafter in Italien meldete sich gemeinsam mit Neapels Bürgermeister zu Wort. Für Donnerstag war zudem eine Sondersitzung der Behörden Neapels angekündigt.

Auch die Eintracht versprach eine Aufarbeitung der Vorfälle, bei denen laut Polizei acht Personen, darunter drei Eintracht-Fans, festgenommen und sechs Sicherheitskräfte verletzt wurden. Es seien die Ausschreitungen gewesen, „die wir seit dem Tag der Auslosung befürchten mussten“, sagte Vorstand Philipp Reschke, der um Geduld bei der Analyse bat: „Das ist etwas, was keiner sehen möchte.“

Bilder aus der Innenstadt vom Mittwochnachmittag zeigten wilde Jagdszenen zwischen vermummten Anhängern und der Polizei. Autos brannten, Feuerwerkskörper und Stühle flogen durch die Luft. Italienischen Medien zufolge sei die Situation an der Piazza del Gesu eskaliert, als Frankfurter Fans und die Polizei von Neapel-Fans angegriffen wurden. Auch nach dem Spiel kam es rund um das Hotel der SGE-Ultras zu Zusammenstößen zwischen Napoli-Fans und den Sicherheitskräften. 

Erst am frühen Morgen begann die Abreise der deutschen Fans: 120 identifizierte Anhänger verließen Italien über den Flughafen Rom Fiumicino, weitere 350 befanden sich zunächst sich in der Polizeistelle der Stadt Salerno zur Identifizierung. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Kritik auch am Vorgehen der italienischen Behörden

Da sich die Unterkunft der Mannschaft ebenfalls an der Strandpromenade in unmittelbarer Nähe des Fan-Hotels befand, waren auch die Spieler über die Vorfälle informiert. „Natürlich haben wir das mitbekommen“, sagte Sportvorstand Markus Krösche nach dem unwürdigen Ende aller Viertelfinal-Träume: „Das können wir nicht gutheißen.“ 

Neue Kritik entzündete sich aber auch am Vorgehen der italienischen Behörden, die nach einer juristischen Hängepartie den Ticketverkauf an Personen mit dem Wohnsitz Frankfurt/Main verboten hatten. „Diese Erlasse sind untauglich“, sagte Reschke. Kapitän Sebastian Rode meinte, Neapel habe „sich selbst keinen Gefallen damit getan, unsere Fans auszusperren“. Und Djibril Sow sprach von einem „Kindergarten“. 

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) kündigte bereits Regeländerungen für das erneute Eintreten eines solchen Fan-Ausschlusses an. Die Reaktion von Aleksander Ceferin auf das umstrittene Vorgehen der Italiener kam jedoch erst am Vorabend des Spiels - zuvor hatte der UEFA-Boss geschwiegen.