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Sherlock Holmes

Krimi/Abenteuer, USA 2009. 128 Min.

Regie: Guy Ritchie. Mit Robert

Downey jr., Jude Law, Rachel McAdams

Ab 12; im Cinemaxx (City + SI), Gloria, Ufa

Von Bernd Haasis

Wenige Blicke genügen Sherlock Holmes, um die Verlobte seines getreuen Partners Watson bis auf den Grund zu analysieren - und zu brüskieren: Zwar hat tatsächlich früher schon ein Ring gesteckt, wo die Haut am Ringfinger heller ist, doch der Meisterdetektiv hat den Umstand nicht ganz richtig interpretiert. Diese Momente sind es, in denen er aufblüht, seine geistigen Kapazitäten voll ausspielen kann, die der Alltag und seine minderbemittelten Mitmenschen sonst so furchtbar unterfordern.

Regisseur Guy Ritchie (¸¸Snatch') hat diese Szenen in die für ihn typischen schnellen Schnittfolgen verpackt, das Tempo des Genies in den Bildern gespiegelt. Das gilt auch für die körperlichen Auseinandersetzungen, denn dieser Sherlock Holmes ist ein Kampfkünstler: In Zeitlupe legt er sich minuziös zurecht, wie er den Gegner mit Schlägen auf Kehlkopf und - ein Trinker! - Leber mattsetzen wird, was er dann binnen Sekundenbruchteilen auch exakt so tut. Nur eine Schwäche hat Holmes: Die Trickbetrügerin Irene (Rachel McAdams), die es als Einzige mehrfach geschafft hat, ihn nach allen Regeln der Kunst aufs Kreuz zu legen.

Wir befinden uns im bis in die schmutzigen Details nachgebildeten London von 1890, die Tower Bridge wird gerade gebaut, überall rauchen Schlote, und auf den Werften werden Schiffe fürs britische Empire gebaut. Der furchteinflößende Lord Blackwood hält die Stadt in Atem: Mittels schwarzer Magie will er das Parlament vernichten und die Macht über den Staat an sich reißen. Nur einer durchschaut das Theater: Sherlock Holmes, der ihm mit all seiner Auffassungsgabe zu Leibe rücken wird.

Robert Downey jr. hat schon als perfekte Karikatur eines Charakterdarstellers in ¸¸Tropic Thunder' (2008), als geläutertes Rüstungs-Genie in ¸¸Iron Man' (2008) und als überforderter Schulrektor in ¸¸Charlie Bartlett' (2007) große Leistungen gezeigt, doch wie er Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes interpretiert, ist schlicht Weltklasse: Alle Widersprüche der Figur verschmelzen da ohne jeden Bruch: Der exaltierte Lebenskünstler kann da zugleich angewiderter Eremit sein, der scharfe Geist, dem nichts entgeht, ein Bauchspieler, der es gerne auch mal drauf ankommen lässt.

Dabei pflegt er einen ironischen Unernst, der nicht nur Dr. Watson auf die Palme treibt. Den gibt Jude Law, der schon öfter Schwierigkeiten hatte, sich nicht in den Vordergrund zu spielen, hier aber klar zurücktritt - ein Verdienst sowohl Downeys, der den Film klar beherrscht, ohne sich aufdrängen zu müssen, als auch des Regisseurs.

Guy Ritchie hat nach dem Ende seiner Ehe mit Madonna künstlerisch wieder Tritt gefasst und beweist, dass er nicht nur mit Witz die zeitgenössische Londoner Halbwelt karikieren, sondern auch einen großen Blockbuster inszenieren kann. Er zeigt den Meisterdetektiv Holmes in einem ganz neuen Licht und macht die Figur komplexer denn je, ohne sie zu verraten.