Seit gut einer Woche sind in der Waiblinger Altstadt neue E-Busse unterwegs. Foto: /Gottfried Stoppel

Etwas schwächlich am Berg und mit Wackelneigung – ansonsten läuft der erste regionale E-Linienverkehr auf den Waiblinger Citybusstrecken 208 und 218 recht reibungslos.

Busverkehr - Man muss sich halt ein bissle dran gewöhnen“, sagt der Busfahrer, der just bei unserer Testfahrt seinen ersten Arbeitstag in dem neuen Fahrzeug verbringt. Sein Arbeitsgerät ist einer von drei nagelneuen Elektrobussen, die seit dem 1. Januar auf zwei Linien längs, quer und umweltschonend durch die Waiblinger Kernstadt kurven. „Waiblingens Erster“ steht außen werbewirksam an der Seite des ansonsten eher unscheinbar daherfahrenden weißen Gefährts mit zusätzlichen Dachaufbauten. Eben jene sind der Grund für eine der Eigenheiten, die dem frischgebackenen Batteriebus-Chauffeur gleich bei der Anfahrt aufgefallen sind: „Der wackelt wie Pudding“, scherzt er – und meint, dass vor allem ohne Fahrgäste die gewichtigen Batterien auf dem Dach zu merklichem Schwanken bei Kurvenfahrten führen. Insgesamt aber ist der Fahrer mit dem Öko-Fahrgerät durchaus zufrieden – auch wenn er an steileren Strecken, zum Beispiel hoch gen Galgenberg, etwas schwächele: „Der Bus isch gut“, befindet der Fahrer dennoch.

Der Fahrgast merkt kaum einen Unterschied

Trotz der Aufschrift auf der Busseite hat bei der Fahrt zur Mittagszeit die einzige Mitstarterin vom Bahnhof gen Galgenberg die Zeichen der neuen Buszeit noch nicht erkannt. „Ach, das ist mir gar nicht aufgefallen“, meint sie zur Frage „Wie fährt es sich eigentlich in Waiblingens erstem E-Bus?“. Hier hätte der Waiblinger OB Andreas Hesky wahrscheinlich zustimmend mit dem Kopf genickt. Denn sein erster, positiver Eindruck, so verrät er im Gespräch über die klimaschonende Neuerung im Waiblinger ÖPNV sei der: „Für den Fahrgast ändert sich nichts.“

Mit der Inbetriebnahme des Waiblinger Linienbündels sind zum Jahresanfang erstmals in der Region drei neue Elektrobusse des Typs Solaris Urbino 8,9 electric in Waiblingen unterwegs. Für die Stadt ist die Sache vergleichsweise günstig, freut sich OB Hesky: Die Kosten für die pro Stück rund 500 000 Euro teuren Elektro-Busse seien über das Ausschreibungsangebot des Betreibers komplett eigenwirtschaftlich abgedeckt. Unterstützung seitens der Stadt gibt es in Form einer für die E-Busse nutzbaren Ladestation in der Dammstraße, damit diese zum „Tanken“ nicht allein auf die Betriebsstätte in Beinstein angewiesen sind.

Das Land schießt 100 000 Euro je E-Linienbus zu

Der Betreiber Omnibus-Verkehr Ruoff (OVR) hat für die drei emissionsfreien Vehikel vom Land immerhin 300 000 Euro Zuschuss aus der Elektrobusförderung des Verkehrsministeriums erhalten. „Natürlich hätten wir uns einen noch höheren Förderbetrag gewünscht“, sagt dazu der OVR-Geschäftsführer Marco Trovato. Denn zu den insgesamt 1,5 Millionen Euro Anschaffungskosten kämen auch noch Investitionskosten für Ladeinfrastruktur und Werkstattausrüstung sowie Schulungsaufwand. Trovato: „Wir hoffen, dass unsere Waiblinger Bürger diesen Aufwand durch rege Nutzung des E-Citybusses honorieren werden.“

Und zur nächsten E-Bustour auf der Linie 218 in Richtung Friedhof finden sich bei unserer Testfahrt tatsächlich zwei echte jugendliche E-Bus-Fans: „Guck, des isch oiner, ohne Auspuff, mit dem fahra mir “, meint der eine zum anderen. Einen kleinen Dieseltank haben die Waiblinger E-Busse übrigens trotzdem. Der dient aber lediglich der laut Fahrer nur höchst selten benötigten Standheizung.