Ein Krankenwagen steht in der Einfahrt eines Unternehmens. Bei einem Arbeitsunfall in einer Entsorgungsfirma in Oberbayern sind drei Männer in einem Kanalsystem ertrunken. Foto: dpa/Peter Kneffel

Als sich ihr Kollege in einem Gullyschacht nicht mehr meldet, steigen zwei Arbeiter selbst in das Kanalsystem. Was dann passiert, ist noch unklar. Fest steht nach einem dramatischen Rettungseinsatz in Oberbayern nur: Die drei jungen Männer sind ertrunken. Wie häufig sind solche und andere Arbeitsunfälle in Deutschland?

Bei einem Arbeitsunfall in einer Entsorgungsfirma in Oberbayern sind drei Männer in einem Kanalsystem ertrunken. Einer der drei Männer im Alter von 20, 27 und 28 Jahren hatte am Dienstag (25. Juli) in einem wassergefüllten Gullyschacht in der 4000-Einwohner-Gemeinde Weyarn (Landkreis Miesbach) gearbeitet, teilte die Polizei mit.

Wie lief der Arbeitsunfall in Weyran ab?

Demnach war der Beschäftigte des Entsorgungs- und Recyclingunternehmens auf dem Firmengelände im Weyarner Ortsteil Großseeham am Dienstag gegen 11.40 Uhr in einem wassergefüllten Gullyschacht hinabgestiegen.

Als seine Kollegen keinen Kontakt mehr zu ihm aufnehmen konnten, stiegen laut Polizei die beiden anderen Männer in den Schacht, um zu helfen. Danach gab es kein Lebenszeichen von dem Trio mehr.

Erst nachdem Feuerwehrleute den Wasserstand im Kanalsystem gesenkt hätten, seien die drei Männer tot geborgen worden.

 
Das Gelände des Unternehmens mit Gebäuden, wo der Arbeitsunfall stattfand. Foto: dpa/Peter Kneffel
Ein Krankenwagen steht in der Einfahrt eines Unternehmens, in dem nach Arbeitsunfall in Kanalsystem der Arbeiter ums Leben gekommen sind. Foto: dpa/Peter Kneffel
Helfer stehen in der Einfahrt eines Unternehmens. Foto: dpa/Peter Kneffel

Wie kam es zu dem Unglück?

Die Kripo Miesbach und die Staatsanwaltschaft München II ermitteln nun zur Unfallursache. Auch am Mittwoch war unklar, warum die Männer an dem Gullyschacht arbeiteten. „Wir klären derzeit den Sachverhalt auf“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II. Weshalb die Männer an dem Gullyschacht arbeiteten, konnte ein Polizeisprecher bislang nicht sagen.

In der Folge seien mehrere freiwillige Feuerwehren aus der Umgebung, der Rettungsdienst, ein Rettungshubschrauber, die Wasserrettung und mehrere Polizeistreifen zu der Firma gefahren, teilte die Polizei mit. Taucher hätten nach den drei Vermissten gesucht, diese wegen des hohen Wasserstands im Kanalsystem aber zunächst nicht finden können.

Woher stammen die drei Männer?

Die Angehörigen der drei Männer, die Polizeiangaben zufolge alle aus Gemeinden in der Region stammen, wurden noch während des laufenden Einsatzes verständigt. Ihre Betreuung übernahmen ein Kriseninterventionsteam und geschulte Kräfte des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.

Die Nachricht vom Tod der drei jungen Kanalarbeiter habe den ganzen Ort in einen Schockzustand versetzt, sagt Weyarns Bürgermeister Leonhard Wöhr. Viele Weyarner kannten wie er selbst die Unfallopfer und ihre Angehörigen gut. Deshalb sei er „sehr, sehr mitgenommen“.

Beileid kam auch von den Johannitern. „Nach dem schweren Arbeitsunfall heute in #Weyarn im Landkreis #Miesbach ringen wir um Worte, ringen um Fassung. Unsere Gedanken sind bei den Familien und Freunden der drei Getöteten und der Belegschaft des Unternehmens“, twitterten die Helfer.

Wie hoch ist die Zahl der Arbeitsunfälle in Deutschland?

Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sind im Jahr 2022 insgesamt 791 698 meldepflichtige Arbeitsunfälle gezählt worden – 1,8 Prozent weniger als 2021. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ist ein deutliches Minus zu erkennen. Damals hatten sich 871 547 und damit fast 80 000 mehr Arbeitsunfälle ereignet als 2022.

2022 wurden 10 927 schwere Arbeitsunfälle bei der DUGV gemeldet, bei denen es zur Zahlung einer Rente oder eines Sterbegelds gekommen ist. Damit ist laut DGUV das Risiko je 1000 Vollarbeiter, einen schweren Arbeitsunfall zu erleiden, von 0,296 im Vorjahr auf 0,253 in 2022 um 14,5 Prozent gesunken. Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle sank gegenüber 2021 um 87 auf 423 Todesfälle.

Wodurch werden Arbeitsunfälle am häufigsten verursacht? 

• generelles menschliches Versagen
• Stolpern und Stürzen
• fehlerhafte Bedienung von Maschinen und Werkzeugen
• wenig Erfahrung, Ignoranz, Ablenkung
• nicht sorgfältiges Arbeiten
• Probleme beim Heben und Tragen
• Risiken werden nicht zur Kenntnis genommen
• Ignorieren von Vorschriften
• Hektik und Eile
• falsche Arbeitkleidung
• ungeordnete Verhältnisse am Arbeitsplatz