Insgesamt 19 Spitzenköche haben mit dem Verein 46Plus das Projekt ins Leben gerufen. Foto: Stoppel

Der Verein 46Plus macht sich für Menschen mit Downsyndrom stark. Bei einem Fotoprojekt mit Spitzenköchen zeigen betroffene Kinder, wie geschickt sie in der Küche sind.

Fellbach - Spaß, Lebensfreude und nicht zuletzt die Lust auf leckeres Essen – all das ist zu spüren und förmlich greifbar, beim Betrachten der Ausstellung mit den farbigen Fotomotiven. Im Rathaus-Foyer hängen die Bilder, die alle ihre ganze eigene Geschichte erzählen. Im Format 60 mal 90 Zentimeter zeigen sie Küchenszenen. Das Besondere: Die prominenten Köche, die da in die Kamera strahlen, haben bei ihrer Arbeit Verstärkung von Kindern mit Downsyndrom.

Die Ausstellung war lange auf Wanderschaft

Nachdem die Ausstellung auf Wanderschaft war, nutzt der Verein 46Plus, der das Projekt ins Leben gerufen hat, nun die Rückkehr nach Fellbach, um über sich, das Downsyndrom als solches und nicht zuletzt über neue spannende Projekte zu berichten. Zudem unterstützt er Familien dabei, dass ihre Kinder mit Behinderung aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Geht dabei bei Bedarf sogar in Entbindungskliniken, um beim ersten Schock vor Ort zu sein, zu beraten und Perspektiven aufzuzeigen. Die Stadt Fellbach ist Kooperationspartner und öffnet die Türen für alle Besucher und Interessenten der Ausstellung.

Im Fellbacher Rathaus können die Bilder angeschaut werden

Denn begleitend zu der Wanderausstellung mit dem Titel „#46pluskocht – voll lecker“, die noch bis zum 11. November im Foyer des Rathauses besucht werden kann, lädt Fellbachs Erster Bürgermeister Johannes Berner am Montagabend, 25. Oktober, um 18.30 Uhr in den Großen Rathaussaal zu einer Einführung mit Vorstandsmitglied Simone Kollberg aus Fellbach vom Verein 46Plus ein. „Wir wollen uns zeigen und informieren. Denn unsere Kinder sind spitze und gehören in die Gesellschaft“, sagt Simone Kollberg.

Auch Vincent Klink und Alfons Schuhbeck sind dabei

Insgesamt 19 Spitzenköche, darunter so bekannte wie Vincent Klink, Cornelia Poletto oder Alfons Schuhbeck, haben mit dem Verein 46Plus das Projekt ins Leben gerufen. Unter dem Slogan „Vorurteile kommen bei uns nicht in den Topf“ wurde mit Mädels und Jungs mit Downsyndrom im Alter von vier bis 22 Jahren gelacht und das jeweilige Lieblingsessen zubereitet. So entstanden – teils bei laufendem Betrieb – Gerichte wie Maultaschen, Fisch, Palatschinken oder Currywurst. Fotografin Conny Wenk, ebenfalls ein langjähriges Mitglied des Vereins, hat diese gemeinsamen Momente am Herd mit der Kamera festgehalten und in einem Kochbuch zusammen mit leckeren Rezepten verewigt.

Das Kochbuch kann vor Ort erworben werden

Einen Einblick in das Projekt „#46pluskocht“ und zu den Hintergründen der Fotoausstellung gibt am 25. Oktober ein „Making-of-Video“. Musikalisch abgerundet wird der Abend von Carola Gramling und Monika Beck. Gäste haben die Möglichkeit, am Büchertisch von Gudrun Lack das Kochbuch mit allen leckeren Rezepten und den gelungenen Fotos direkt zu erwerben. Auch der Sohn von Simone Kollberg, der mittlerweile 18-jährige Tim, wurde abgelichtet. Er hat sich mit dem Fernsehkoch Ali Güngörmüş in München getroffen. Gemeinsam haben die beiden gebratenen Fisch mit Remoulade zubereitet. „Das hat super harmoniert. Mein Tim ist ein Komiker, und Ali Güngörmüş konnte mithalten“, sagt sie.

Über Bilder wird transportiert, was die Kids alles können

Es war das 15-Jahr-Vereinsjubiläum, das 46Plus im Jahr 2018 mit dem großen Kochbuch-Projekt krönte. Mit solchen Aktionen möchten die Vereinsmitglieder – alles Mütter und Väter von Kindern mit Downsyndrom – auf sich und vor allem auf ihren Nachwuchs aufmerksam machen. „Die können richtig was, und das kann man am besten über Bilder transportieren“, sagt Simone Kollberg. Die Vorsitzende des Stuttgarter Vereins hat aber auch Geschichten parat, die verstehen lassen, warum die Mutter von insgesamt drei Kindern sich so engagiert. Beispielsweise die Geschichte von Jakob und dem Koch Ole Plogstedt. Der hat sich auf das Tour-Catering von Bands wie den Toten Hosen oder den Ärzten spezialisiert. „Gleich beim ersten Zusammentreffen hat er auf Augenhöhe mit Jakob kommuniziert. Es hat einfach gepasst. Später rief er an und lud den Jungen zu einem Konzert der Toten Hosen ein.“ Als dann noch klar war, dass Jakob nicht nur Backstage gehen, sondern mit Ole Plogstedt bis in die Nacht Burger für die Band grillen durfte, war es rum mit der Beherrschung von Jakobs Mutter. „Sie hat nur noch geweint. Es war so klasse, dieses Erlebnis. Und es zeigt, wie einfach es doch eigentlich mit dem Miteinander sein könnte. Deshalb machen wir das alles“, sagt Simone Kollberg.

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Und die umtriebigen Vereinsmitglieder haben schon die nächste Projektidee am Start. Auch die wird am Montag vorgestellt und kann live bewundert werden. Unter dem Motto „Chromosomen interessieren uns nicht die Bohne“ bringt 46Plus ein Espressomobil auf die Straße. Als Baristas fungieren überwiegend die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Downsyndrom. „Das kommt super an. Wir sind schon den ganzen Dezember von großen Firmen gebucht“, sagt Simone Kollberg.

Für die Veranstaltung im Rathaus sind die 3 Gs zu beachten. Zutritt haben bis zu 150 Gäste, die einer eventuellen Kontaktnachverfolgung (Luca-App oder schriftlich) einwilligen müssen.