Der achtjährige Eren hat in der Spielstadt der Dietrich-Bonhoeffer-Schule Blumensträuße gebunden. Foto: Simone Bürkle

Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule hat eine Spielstadt eingerichtet. Am Freitag ist Abschlussfest. Das bietet den Schülern Gelegenheit zu zeigen, was sie in den Tagen zuvor gelernt haben.

Stuttgart-Plieningen - Eren ist mit Feuereifer bei der Sache. Geschickt bindet der Achtjährige verschiedene Blumen zu hübschen Sträußen zusammen. Die Aufgabe macht ihm Spaß, er will am liebsten gar nicht mehr aufhören. „Mein Papa wechselt seine Arbeit ja auch nicht. Also bleib ich auch da“, sagt er ernsthaft und widmet sich wieder dem Grünzeug, das vor ihm liegt.

An diesem Dienstagvormittag hat sich Eren das Blumensträuße-Binden als eine von 19 Stationen auf dem Gelände der Dietrich-Bonhoeffer-Schule ausgesucht. Das Ganze ist Teil der Spielstadt, die die Schule für Erziehungshilfe eingerichtet hat. Die Spielstadt ist noch bis Freitag geöffnet und trägt den Namen „Banahama“, den die Schüler selbst ausgewählt haben.

Es gibt alles, was eine Stadt hat

Das Prinzip ist einfach: Die Schüler suchen sich Arbeit, verdienen damit sogenannte Taler und können diese dann zum Beispiel für Süßigkeiten, Pizza oder Dienstleistungen ausgeben. Es gibt alles, was eine Stadt hat: Ein Krankenhaus, eine Müllabfuhr, einen Laden und eine Postfiliale. „Es geht darum, dass die Schüler auf einfachem Niveau lernen, wie Wirtschaft funktioniert“, sagt die Schulleiterin Maria Waltner. Weil das bisher gut funktioniert hat und die Schüler so begeistert mitmachen, bietet die Schule die Spielstadt nun schon zum zehnten Mal an.

Auch Justin, der ebenfalls beim Blumensträuße-Binden mitmacht, hat schnell verinnerlicht, wie die freie Marktwirtschaft funktioniert. Der Nachwuchsgärtner ist von sich aus auf die Idee gekommen, mit den Blumensträußen herumzulaufen und sie seinen Mitschülern anzubieten. Maria Waltner, die den Blumenstand betreut, ist davon so angetan, dass sie ihm ein „Super!“ als Bewertung in seinen Laufzettel geschrieben hat. Damit hat Justin beste Aussichten, im Arbeitsamt von Banahama schnell wieder einen anderen Job zu finden – wenn er möchte. Denn wie im richtigen Leben sind auch die Pausen wichtig, es geht nicht ausschließlich ums Geldverdienen.

„Die Spielstadt fördert auch die Kommunikation“

Für Maria Waltner zählt ohnehin nicht nur, dass die Schüler wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen. „Die Spielstadt fördert auch die Kommunikation“, sagt sie. 90 Schüler von der ersten bis zur neunten Klasse machen mit, „und die verstehen sich sehr gut“, berichtet die Schulleiterin.

Am Freitag findet die Spielstadt ihren Abschluss mit einem Fest, zu dem auch die Eltern eingeladen sind. Das bietet den Schülern Gelegenheit zu zeigen, was sie in den Tagen zuvor gelernt haben. So können sie dann zum Beispiel mit dem Ersparten aus der ganzen Woche ihre Eltern zum Essen einladen. Für Eren wird das kein Problem sein: Er spart seinen Lohn eisern und freut sich über jeden Taler, den er verdient. Am wichtigsten aber ist ihm eins: „Es macht mir total Spaß hier.“