Mit der „Weltuntergangsuhr“ bewerten Wissenschaftler des „Bulletin of the Atomic Scientists“ seit Jahrzehnten, wie nah oder fern die Menschheit dem Abgrund ist. Foto: Imago/Zoonar

Mit der „Weltuntergangsuhr“ bewerten Wissenschaftler seit Jahrzehnten, wie nah oder fern die Menschheit am Abgrund steht. Derzeit sieht es gar nicht gut um die Menschheit. Schuld sind Kriege, atomares Wettrüsten, Klimakrise. Und dann führt auch noch die Wahl in den USA zu großer Besorgnis.

Je nach aktueller Weltlage wird die „Doomsday Clock“ – die „Weltuntergangsuhr“ oder „Atomkriegsuhr“ – von Wissenschaftlern des „Bulletin of the Atomic Scientists“ (Berichtsblatt der Atomwissenschaftler) vor oder zurückgedreht.

An diesem 24. Januar ist es wieder soweit: Die aktualisierte Uhrzeit der „Doomsday clock“ wird auf einer Pressekonferenz in der US-Hauptstadt Washington veröffentlicht. Und wie schon im vergangenen Jahr ist es 90 Sekunden vor Mitternacht. Oder anders ausgedrückt: 90 Sekunden bis zum Weltuntergang.

Wie nah steht die Menschheit am Abgrund?

2023 hatten die Forscher die Zeiger der „Weltuntergangsuhr“ erstmals auf 90 Sekunden vor Mitternacht gestellt – so kurz vor einer globalen Katastrophe wie noch nie. Foto: Imago/Science Photo Libray

Mit der „Weltuntergangsuhr“ bewerten Wissenschaftler seit Jahrzehnten, wie nah oder fern die Menschheit dem Abgrund ist. Derzeit steht es demnach gar nicht gut um die Erde. Schuld sind Kriege, Atomdrohungen, Wettrüsten und die Klimakrise. Und auch die Wahl in den USA besorgt.

Angesichts der fragilen Weltlage warnen Forscher vor einer globalen Katastrophe. Wissenschaftler des „Bulletin of the Atomic Scientists“ beließen die symbolische Zeit bis zum Untergang der Erde im zweiten Jahr in Folge bei 90 Sekunden, wie sie am Dienstag (23. Januar) in Washington mitteilten.

Kriege, Atomwaffen, Klimawandel: Es sieht nicht gut aus

Nach dem „Doomsday“ helfen auch kein Bunker. Foto: Imago/Jam Press

2023 hatten die Forscher die Zeiger der „Weltuntergangsuhr“ erstmals auf 90 Sekunden vor Mitternacht gestellt – „so kurz vor einer globalen Katastrophe wie noch nie“, sagt die Präsidentin des „Bulletin of Atomic Scientists“, Rachel Bronson. Und die Risiken bestünden mit unverminderter Vehemenz fort.

„Der Krieg in der Ukraine birgt die ständige Gefahr einer nuklearen Eskalation, und der Angriff vom 7. Oktober und der Krieg in Gaza sind ein weiteres Beispiel für die Schrecken eines modernen Krieges, auch ohne nukleare Eskalation“, beklagt Bronson. „Die Länder, die über Atomwaffen verfügen, führen Modernisierungsprogramme durch, die zu einem neuen atomaren Wettrüsten führen könnten.“

Außerdem erlebt die Erde Rachel Bronson zufolge das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Es gebe massive Überschwemmungen, Brände und andere klimabedingte Katastrophen, und das Fehlen von konsequenten Schritten gegen den Klimawandel bedrohe Milliarden von Menschenleben und Existenzen.

Und dann sind auch noch US-Wahlen

Wird der alte der neue US-Präsident: Der republikanische Präsidentschaftsbewerber und ehemalige Präsident Donald Trump spricht am 23. Januar während einer Wahlkampfveranstaltung in Laconia (US-Bundesstaat New Hampshire). Foto: Matt Rourke/AP/dpa

Donald Alex Glaser von der US-Eliteuniversität Princeton verweist auf die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten. Jede US-Wahl bringe die Frage der immensen Macht des amerikanischen Präsidenten auf, der die alleinige Befugnis habe, Atomwaffen einzusetzen, und zwar innerhalb von Minuten. „Das war aus unserer Sicht schon immer eine sehr gefährliche Regelung.“

In den USA wird am 5. November ein neuer Präsident gewählt. Der demokratische Amtsinhaber Joe Biden will für eine zweite Amtszeit antreten. Bei den Republikanern sind in den Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur nur noch zwei Bewerber übrig - einer davon ist der frühere US-Präsident Donald Trump.

Seit 1947 symbolisiert die „Doomsday Clock“ die Weltlage

Satteln sie schon ihre Rösser? Die vier Reiter der Apokalypse, wie der deutsche Maler Peter Cornelius (1783-1867) Foto: Imago/H. Tschanz-Hofmann

Der symbolische Stand der „Weltuntergangsuhr“ wird einmal im Jahr mitgeteilt. 2020 war die Uhr erstmals symbolisch auf 100 Sekunden vor Mitternacht vorgestellt worden, 2023 dann auf 90 Sekunden vor Mitternacht. Die Weltuntergangsuhr erscheint seit 1947 und soll symbolisieren, wie dicht die menschliche Spezies an der Vernichtung durch Atomwaffen oder Umweltgefahren ist.

Die Atomkriegsuhr ist eine symbolische Uhr des „Bulletin of the Atomic Scientists“ und spielt auf die Metapher „Es ist fünf Minuten vor zwölf“ an, wenn ein äußerst besorgniserregendes Ereignis unmittelbar bevorsteht.

Es sah schon mal besser aus

1947 – zu Hochzeiten des Kalten Krieges – wurden die Zeiger bei sieben Minuten vor zwölf gestartet. Seitdem wurde das Uhrwerk insgesamt 21-Mal vor- und zurückgedreht – je nachdem wie die Experten die Weltlage einschätzten. Es pendelte sich zwischen 11.43 Uhr und 11.58 Uhr ein.

In Zeiten der politischen Entspannung standen der Zeiger auch mal bei 17 Minuten vor zwölf wie 1991. Damals unterzeichneten die Großmächte die Start-Verträge, die das Atomwaffenarsenal drastisch reduzieren sollten. Seitdem ist Armaggedon immer näher gerückt. Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes, wird damit der Ort der endzeitlichen Entscheidungsschlacht bezeichnet (Kapitel 16, Vers16).

Wissenschaftler,die um die Gefahren für Menschheit wissen

Die Gefahr, dass sich die Menschheit durch einen Atomkrieg oder die selbst verschuldete Erderhitzung auslöscht, ist nach Ansicht der Forscher also weiter so groß wie nie seit Erfindung der Uhr 1947.

Das „Bulletin of Atomic Scientists“ wurde von Mitarbeitern am Manhattan-Projekt, dem US-Atomwaffenprogramm während des Zweiten Weltkriegs, gegründet. Seither treffen sich im Aufsichtsrat des Blattes regelmäßig die besten Nuklearforscher, um über die Weltlage und Gefahr eines Atomkriegs zu debattieren. 2007 wurde erstmals der Klimawandel in den Beschluss des Expertengremiums einbezogen.