Das letztlich preisgekrönte Projekt virtueller Krankenwagen des DRK-Kreisverbands wäre ohne ehrenamtliches Engagement nicht möglich gewesen. Foto: Gottfried Stoppel

Wegen rückläufiger Spenden und Fördermitgliedschaften droht die Finanzierung ehrenamtlicher Angebote des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Rems-Murr-Kreis in Schieflage zu geraten. Eine Stiftung soll das jetzt auffangen.

Die Bandbreite dessen, was das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im Rems-Murr-Kreis mithilfe von ehrenamtlichen Kräften auf die Beine stellt, ist beachtlich. Mehr als 170 sogenannte Helfer vor Ort gewährleisten beispielsweise, dass Betroffene bei Notfällen schnelle Unterstützung erhalten können, bis der Notarzt oder der Rettungsdienst eintrifft.

Von Drohnengruppe bis virtueller Rettungswagen

Einiges bringt man erst auf den zweiten Blick mit dem DRK in Verbindung: die Drohnengruppe, die bei der Suche von vermissten Personen ebenso unterstützt wie die Rettungshundestaffel, das Angebot von aktivierenden Hausbesuchen für ältere Menschen oder Kleiderstuben, die Bedürftige mit gebrauchten Textilien ausstatten. Manche Angebote, wie der virtuelle Rettungswagen, der dazu beitragen soll, den Nachwuchs für die eigene Arbeit zu begeistern, sind sogar preisgekrönt und werden als Blaupause in anderen DRK-Organisationen verwendet.

Doch das Engagement – auch wenn es ehrenamtlich ist – hat seinen Preis. Bisher wird der Aufwand durch die Vergütung eigener Leistungen, aber insbesondere auch durch Einzelspenden und Fördermitgliedschaften beglichen. Weil die Zahl Letzterer aber seit einigen Jahren rückläufig und die Höhe von Spenden und die Spendenbereitschaft je nach allgemeiner Wirtschaftslage hohen Schwankungen ausgesetzt ist, soll die Finanzierung des Kreisverbands und seiner 26 Ortsvereine im Rems-Murr-Kreis jetzt auf eine sicherere Basis gestellt werden. Dazu ist eine Stiftung ins Leben gerufen worden.

Nachhaltige Förderung

Unter dem Motto „Deine Hilfe bleibt“ soll die Möglichkeit eröffnet werden, das DRK vor Ort nachhaltig mit zu unterstützen. Die finanziellen Mittel stünden dem Ehrenamt vor Ort über die Stiftung auf Dauer zur Verfügung, da sie, anders als Spenden, nicht zeitnah verwendet werden müssten. Die neue Förderstiftung biete deshalb auch eine sehr gute Möglichkeit, das DRK Rems-Murr gezielt testamentarisch zu bedenken, sagt dessen Präsident, Richard Sigel. „Wir können somit das überragende Engagement unserer rund 1300 ehrenamtlichen Kräfte auf vielfältige Art unterstützen und langfristig ein attraktives Ehrenamt sicherstellen, das der Allgemeinheit dient“, so der Landrat. Stifter könnten allgemein oder gezielt Bereiche wie Bevölkerungsschutz, Jugendrotkreuz und Gesundheit fördern oder ihre Mittel nur für bestimmte Projekte zur Verfügung stellen, wenn sie das wünschten.

Über die Verwendung der Stiftungsmittel beschließt letztlich ein elfköpfiger Stiftungsrat. Anträge zur Bewilligung von Fördermitteln können der Kreisverband sowie die 26 Ortsvereine stellen. Das könnte auch einen Nebeneffekt haben, denn „so entsteht ein Wettbewerb der guten Ideen“, sagt der Kreisgeschäftsführer Sven Knödler.

Mit einem Projekt geht das DRK eigens zur Stiftungsgründung neu an den Start. Unter dem Titel „Peer-Prävention“ soll ehrenamtlichen Kräften vor oder nach schwierigen Einsätzen geholfen werden. Bei rund einem Drittel aller Einsätze der Helfer vor Ort spiele der Tod eine Rolle, sagt der Kreisbereitschaftsleiter Heiko Fischer, der das Projekt betreut. Nach diesen und anderen belastenden Situationen benötigten auch die Helfer Hilfe.

Der Kreisgeschäftsführer Sven Knödler, in seiner Heimatgemeinde selbst Helfer vor Ort, weiß aus eigener Erfahrung, was das bedeuten kann. Er berichtet von einem Einsatz, zu dem er vor ein paar Jahren gerufen worden war, bei dem er völlig unvorbereitet einem Freund gegenüber stand, der ein lebloses Baby auf dem Arm hatte. Trotz aller Versuche habe man das Kind nicht wieder zurück ins Leben holen können. „Ein solches Erlebnis“, sagt Sven Knödler, „steckt man nicht so leicht weg.“

Mindestens 50 Peer-Kräfte sind das Ziel

Zwar habe das DRK für solche Fälle auch jetzt schon Profis im Hintergrund, an die man sich wenden könne. Doch die Schwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei für viele Helfer noch zu hoch. Das Ziel ist nun, innerhalb der Ortsvereine sogenannte Peer-Kräfte auszubilden, die nach belastenden Einsätzen zur Verfügung stehen oder ihre ehrenamtlichen Kollegen präventiv auf besondere Einsätze vorbereiten. Das Ziel sei, mindestens 50 solcher Kräfte zu qualifizieren, sagt Heiko Fischer, der dieses Projekt ins Leben gerufen hat.

Dabei allein soll es freilich nicht bleiben. „Die Stiftung dient dazu, das Ehrenamt attraktiv zu halten und die wichtigen Strukturen im Bevölkerungsschutz, der Kinder- und Jugendarbeit sowie der ehrenamtlichen Wohlfahrts- und Sozialarbeit der 26 DRK-Ortsvereine langfristig zu sichern“, sagt deren Präsident Richard Sigel.

Weitere Informationen findet man unter: www.stiftung-drk-rems-murr.de