Die Aktivisten fordern von Hugo Boss, seine Russlandgeschäfte zu stoppen. Foto: dpa/Marijan Murat

Das „Team der Ukraine-Demos Stuttgart“ hat am Samstag zu einer Demonstration vor den Hugo Boss Open aufgerufen. Die Aktivisten fordern das Metzinger Unternehmen auf, sofort alle Geschäfte mit Russland zu stoppen. Was Hugo Boss zu den Vorwürfen sagt.

„Der Duft des Krieges“ ist in großen Lettern auf dem LED-Bildschirm an den Seitenwänden eines Lastwagens zu lesen. Daneben eine edle Parfumflasche – nicht unähnlich jenen aus dem Parfumangebot der Firma Hugo Boss. Der Laster steht am Samstagvormittag vor dem Tennisstadion des TC Weissenhof, wo wenig später die Halbfinals bei den Boss Open über die Bühne gehen. Vor dem Fahrzeug hat sich eine Handvoll ukrainischer Aktivisten versammelt, die lautstark gegen die Russlandgeschäfte der Metzinger Nobelmarke protestieren.

Zu der kurzfristig anberaumten Kundgebung vor den Toren des Tennisturniers, dessen Titelsponsor die Metzinger Modemarke Hugo Boss ist, hatte das „Team der Ukraine-Demos Stuttgart“ aufgerufen. Während der Woche war durch einen Bericht von „Zeit-Online“ bekannt geworden, dass der namhafte schwäbische Bekleidungs- und Parfümhersteller weiterhin Geschäfte mit Russland betreibt.

Den Medienberichten zufolge soll sich demnach der Wert der von Hugo Boss nach Russland gelieferten Waren nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 gegenüber dem Vorjahr sogar noch erhöht haben. Boss verwies in einer Stellungnahme gegenüber Zeit-Online auf „vertragliche Verpflichtungen“. Das Unternehmen hatte im März 2022 angekündigt, sich aus dem Geschäft in Russland zurückzuziehen und die eigenen Läden dort zu schließen.

Auf ihren Plakaten forderten die Aktivisten am Samstag „Kein Handel mit Russland“ und betonten Frieden sei „nicht umsonst“. Mit einem in die Höhe gehaltenen Schriftzug „BOZZ“ zogen die Demonstranten Parallelen zum Z-Zeichen, das von Unterstützern des russischen Angriffskriegs immer wieder als Symbol der Zustimmung verwendet wird.

An der Demo beteiligen sich lediglich rund zehn bis 15 Menschen

„Wer für eine gerechte Welt, für Menschenrechte, für das Völkerrecht, wer an der Seite der Menschen in der Ukraine steht, der macht keine Geschäfte in Russland“, sagte Denis Zipa, Mitorganisator der Demonstration, an der sich am Samstag lediglich rund zehn bis 15 Menschen beteiligt haben.

„Jeden Tag, jede Nacht sterben unschuldige Menschen in der Ukraine. Getötet von russischen Raketen, Artillerie, Drohnen und zuletzt der Sprengung des Kakhovka-Staudamms“, erklärten die ukrainischen Demonstranten. Sie unterstrichen, dass Hugo Boss diese Taten durch in Russland gezahlte Steuern mitfinanziere.

Zipa forderte das Metzinger Bekleidungsunternehmen auf, sofort alle Geschäfte mit Russland zu stoppen. „Ein Unternehmen mit einer Geschichte wie Hugo Boss darf sich auch in der Gegenwart die Frage stellen lassen, mit wem und unter welchem Regime man Geschäfte macht“, sagte der 36-Jährige. Er verwies damit auf die Verstrickungen des Unternehmens während des Nationalsozialismus.

Gegenüber unserer Zeitung betonte das Unternehmen Hugo Boss am Samstag auf Anfrage: „Wir halten unsere Aussagen ein und unsere eigenen Geschäfte und der Online-Shop sind nach wie vor geschlossen. Gegenüber dem Großhandel haben wir unsere vertraglichen Pflichten erfüllt. Der Umsatz in Russland ist 2022 um 20 Prozent gesunken und keinesfalls gestiegen.“