Die Stuttgarter Professorin Ulrike Sonntag hat zu dem Auftritt von Madonna eine klare Meinung. Foto: HMDK Stuttgart

Was war mit Madonna beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv los? Mit ihrem Auftritt wurde sie nicht nur im Internet zum Gespött. Wir haben mit Ulrike Sonntag, Professorin für Gesang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, über die Sängerin gesprochen.

Stuttgart - Nach Madonnas missratenem Auftritt beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv wird heftig über ihre Stimme diskutiert. Nimmt deren Qualität im Alter ab? Wir fragen Ulrike Sonntag, seit 2005 Professorin für Gesang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart.

Frau Sonntag, was war am Samstag beim ESC mit Madonnas Stimme los?

Schon die sehr halligen Glocken und der Chor sind nicht sehr rein. Madonna sucht dann die Töne, trifft sie nicht ganz richtig. Oder sie setzt den Ton zu tief an und versucht, ihn nach oben zu ziehen. Generell singt sie zu tief und hat große Probleme mit Haltetönen am Ende einer Phrase. Es ist sehr viel Druck im Stimmansatz, und dadurch wirkt alles sehr angestrengt und kurzatmig, obwohl sie vorher nicht mal eine Tanzeinlage absolvieren musste.

Hat sie ein Problem mit ihrer Stimme?

Es kann möglich sein, dass die Soundanlage nicht optimal eingestellt war, sie auch durch den Lärm des Publikums nicht besonders gut gehört hat. Andererseits fällt schon auf, dass sie diese Schwierigkeiten hat, denn das Lied „Like a Prayer“ fordert nur einen ganz kleinen Stimmumfang – und das sind eindeutig stimmtechnische Defizite.

Hat das mit dem Alter zu tun? Madonna wird dieses Jahr immerhin 61.

Das kann eine schlechte Disposition sein, zum Beispiel nach einer Kehlkopfentzündung, die nicht auskuriert wurde, oder eine nicht gesunde funktionale Benutzung der Stimme. Man hört bei Madonna eine mangelnde Registerbalance, Brust- und Kopfstimme sind nicht gut koordiniert. Ich glaube, dass dieses Singen mit viel Druck über Jahre zu einem Verschleiß geführt hat.

Was würden Sie Madonna raten, wenn sie zu Ihnen in den Unterricht käme?

Erst mal einen guten Arzt konsultieren. Da es aber für die Stimme bislang kein Lifting und Botox gibt, würde ich Madonna wohl raten, ihre Laufbahn aufzugeben. Sie hatte eine fantastische Karriere – da will man doch nicht mit solchen Auftritten in Erinnerung bleiben.