Insgesamt elf Standorte wurden bei der Daimler-Razzia vorige Woche durchsucht. Foto: imago stock&people

Nach der großen Razzia bei Daimler wegen des Verdachts der Abgasmanipulation am Dienstag ist die Staatsanwaltschaft am Freitag ein zweites Mal angerückt. Es gibt den Verdacht, dass ein Mitarbeiter Beweismittel nicht herausrücken wollte.

Stuttgart - (hap). Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hegt den Verdacht, dass ein Daimler-Mitarbeiter bei der Razzia in der vergangenen Woche wichtige Unterlagen nicht herausgeben wollte. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, dass gegen einen Mitarbeiter ein Verfahren wegen des Verdachts der Strafvereitelung eingeleitet worden sei. Es werde ermittelt, „ob Gegenstände, die als Beweismittel dienen könnten, vorenthalten wurden“. Daimler weist die Vorwürfe zurück. „Wir halten den Vorwurf der Strafvereitelung für unbegründet“, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens und fügte hinzu: „Wir haben bisher vollumfänglich kooperiert und werden es weiter tun.“ Nähere Details wollten weder die Staatsanwaltschaft noch das Unternehmen nennen.

Elf Standorte wurden durchsucht

Die Staatsanwaltschaft hatte am vorigen Dienstag bundesweit nach Beweisen gesucht, die belegen, dass bei Daimler wie bei VW die Abgaswerte von Dieselmotoren kriminell manipuliert wurden. „Wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung“ wurden sieben Objekte in Baden-Württemberg, zwei in Sachsen und je eines in Berlin und in Niedersachsen „nach beweiserheblichen Unterlagen und Datenträgern“ von einer ungewöhnlich großen Mannschaft durchsucht. Insgesamt 23 Staatsanwälte und rund 230 Einsatzkräfte des Landeskriminalamts Baden-Württemberg, aller Polizeipräsidien des Landes sowie von Polizeidienststellen anderer Länder waren im Einsatz. Der Verdacht des Betrugs und der strafbaren Werbung richtet sich gegen „bekannte und unbekannte“ Daimler-Mitarbeiter.

Am Freitag rückten die Ermittler ein zweites Mal an

Wegen des Verdachts der Strafvereitelung rückten die Ermittler nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft an einem dieser Standorte mit einer zweistelligen Zahl von Ermittlern am Freitag ein zweites Mal an. Wo dies war, wollte der Sprecher nicht sagen, ebenso wenig wollte er Angaben zur Position des Beschäftigten machen. Er sagte lediglich, dass sich sämtliche Ermittlungen nicht gegen Vorstände des Autokonzerns richten.

Mit der Razzia in der vergangenen Woche war zu rechnen, nachdem die Staatsanwaltschaft nach längeren Untersuchungen vor einem Monat offizielle Ermittlungen wegen des Verdachts von Abgasmanipulationen aufgenommen hatte. Erst nach diesem Schritt können Ermittler Verdächtige verhören oder eine Durchsuchung durchführen.

In den USA muss sich Daimler schon seit Längerem mit Sammelklagen von Autokäufern auseinandersetzen, in denen dem Unternehmen eine gesetzeswidrige Software-Manipulation und irreführende Werbung für Modelle vorgeworfen werden, die vom Hersteller als besonders umweltfreundlich gepriesen wurden. Vor knapp einem Jahr hat das US-Justizministerium Daimler aufgefordert, das Zustandekommen der Abgaswerte unter die Lupe zu nehmen. Diese Untersuchungen sind laut Daimler noch nicht abgeschlossen.