Karl Lauterbach (SPD) warnt vor einer Explosion der Fallzahlen. Foto: dpa/Moritz Frankenberg

Politiker und Mediziner warnen eindringlich vor den Gefahren der Corona-Variante Omikron. Die Bundesbürger müssen sich wohl auf härtere Kontakteinschränkungen einstellen.

Augsburg, Berlin - Führende Politiker sowie Mediziner stimmen die Bundesbürger angesichts der Gefahren durch die Omikron-Variante auf härtere Kontakteinschränkungen in der Corona-Pandemie ein. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) schrieb bei Twitter: „Bund und Länder müssen daher noch vor Weihnachten einen Fahrplan für die nächsten Wochen vereinbaren.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schloss allerdings einen „harten Lockdown“ noch vor Weihnachten aus und richtete den Blick auf den Januar. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnte vor einer weiteren Eskalation der Lage in den Kliniken.

„Sehe Lockdown auf uns zukommen“

Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, sagte der „Augsburger Allgemeinen“ (Montag), er sehe„ leider einen Lockdown auf uns zukommen, der uns alle betreffen wird“. „Wir werden die bei Omikron hochschießenden Inzidenzen sehr stark runterbringen müssen, und das wird uns nicht jetzt wie in dieser vierten Welle mit Booster-Impfungen gelingen, sondern dann nur wieder mit Abstand und Kontaktbeschränkungen“, erläuterte er.

Am Sonntag hatte der von der neuen Bundesregierung berufene Corona-Expertenrat erklärt, die Omikron-Variante bringe eine neue Dimension in das Pandemiegeschehen. Sie zeichne sich durch eine stark gesteigerte Übertragbarkeit und ein Unterlaufen eines bestehenden Immunschutzes aus. Mathematische Modelle hätten ergeben, dass eine Überlastung des Gesundheitssystems und eine Einschränkung der kritischen Infrastruktur nur zusammen mit starken Kontakteinschränkungen eingedämmt werden könnten.

Lauterbach rechnet nicht mit Schulschließungen

Lauterbach sagte in Bild TV, die Modellierungen der Experten würden ab Januar steigende Fallzahlen voraussagen, „die dann dominiert werden durch Omikron“. Mit der neuen Variante und ohne Einschränkungen „hätten wir eine Explosion der Fallzahlen“. Auch für die Zeit nach Omikron glaube er jedoch nicht an einen „harten Lockdown“. Schulen würden geöffnet blieben, es sei auch davon auszugehen, dass Restaurants nicht schließen müssen, sagte Lauterbach am Sonntag.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wüst schrieb am Sonntag bei Twitter, die Politik müsse den Bürgern ehrlich sagen, dass Einschränkungen im Alltag auch im neuen Jahr zwingend notwendig sein werden. Er sei sicher, dass viele Menschen damit rechnen.

Der Vorstandsvorsitzende der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag): „Wenn sich die Prognosen bestätigen, wonach die Omikron-Variante sehr viel ansteckender ist als Delta und auch der Impfschutz gegen schwere Verläufe bei nicht geboosterten Menschen schwächer ist, werden wir es im schlimmsten Fall mit einer großen Zahl gleichzeitig schwer erkrankter Patienten zu tun haben. Für die Krankenhäuser wäre dies eine weiter verschärfte Lage, die über all das hinausgeht, was wir bisher erlebt haben.“

Sieben-Tage-Inzidenz leicht gestiegen

Gaß warnte, in Großbritannien und Dänemark fielen aktuell durch die hohen Infektionszahlen auch deutlich mehr Beschäftigte im Gesundheitswesen coronabedingt aus. „Noch mehr schwerkranke Patienten und zeitgleich massive Personalausfälle wäre eine weitere Eskalation der Situation, die über das bisherige hinausgeht“, sagte er.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts ist die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen wieder leicht gestiegen. Sie lag am Montagmorgen bei 316, nach 315,4 am Vortag. Wie das RKI unter Berufung auf die Gesundheitsämter mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 16.086 Neuinfektionen verzeichnet. 119 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit stieg die Gesamtzahl der Corona-Toten in Deutschland auf 108.352.