Kurt Cobain und seine Frau Courtney Love sind mit Töchterchen Frances Bean 1993 in Los Angeles auf dem Weg zur "MTV-Video Music Award"-Verleihung. Foto: dpa

Berühmte Paare: Die selbstzerstörerische Liebe von Rockikone Kurt Cobain und Courtney Love.

Seattle - Sich selbstzerstörerisch zu lieben, möglichst öffentlich - wer das beherzigt, hat gute Chancen, als Paar Berühmtheit zu erlangen. Zyniker sagen, Rockikone Kurt Cobain und Ehefrau Courtney Love hätten sich meisterhaft darauf verstanden.

In den Achtzigern war das Popbusiness langweilig geworden. Die Musik klang nach Plastik. Rocker, jene also, die noch am ehesten hätten die ältere Generation verschrecken können, toupierten ihre Matten mit Haarspray und wurden so zur Karikatur ihrer selbst. Auch für die Klatschspalten warf das Musikgeschäft kaum Verwertbares ab. Die Stones waren zahm geworden. Der Tod des Punkpärchens Sid Vicious und Nancy Spungen lag zehn Jahre zurück, und dass Yoko Ono das Vermächtnis von John Lennon finanziell ausschlachtete, wen kümmerte es.

Dann kam der Grunge.

Von Seattle im US-Bundesstaat Washington aus begann der weltweite Siegeszug dieser schrägen, mitunter brachialen Spielart alternativer Rockmusik und ihrer Protagoniosten. Ein genialer, aber zerbrechlich wirkender Gitarrist und eine extrovertierte, musikalisch auch nicht untalentierte Ex-Stripperin - wenn so ein Paar nicht Gesprächsstoff fürs Wartezimmer liefert, wer dann. Es schien, als hätte die Regenbogenpresse nach neuen Gesichtern geradezu gelechzt.

Heroinsucht gehörte zum Alltag

Dass sich Kurt Cobain, Frontmann der Band Nirvana, und Courtney Love fanden, war für viele Weggefährten kein Zufall. Beide waren gewissermaßen Leidensgenossen. Cobain litt unter der Trennung seiner Eltern. Courtney Love brachte einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend in Heimen zu. Darin, wann sich beide zum ersten Mal begegnet sind, widersprechen sich die Chronisten. Irgendwann zwischen Frühjahr 1989 und Frühjahr 1990 spielten Nirvana im Nachtclub Satyricon in Portland/Oregon. Courtney Love soll Cobain nach dem Auftritt angesprochen haben, wobei sich jener offenbar noch zierte. Für die beinharten Nirvana-Fans, die Courtney Love damals zusehends argwöhnisch betrachteten, hatte sie berechnend nichts unversucht gelassen, sich den aufstrebenden Musiker zu angeln. Gemäßigtere Cobain-Anhänger halten dem entgegen, dass "Nevermind", das später millionenfach verkaufte Nirvana-Album, zu dem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht war. Im Mai 1991 trafen sie sich in Los Angeles wieder und waren fortan ein Paar.

Längst war bekanntgeworden, dass vor allem Cobain ein ernsthaftes Drogenproblem hatte und unter Depressionen litt. "Was auch immer, ich liebe ihn", erwiderte Courtney Love einmal auf die Warnung einer befreundeten Musikerin, Kurt Cobain "wird dein Leben zerstören".

"Nevermind" stürmte die Hitparaden, Nirvana eilten von Auftritt zu Auftritt. In dem Sog feierte auch Courtney Loves Band Hole beachtliche Erfolge. Das Paar führte ein Leben auf der Überholspur. Die Heroinsucht gehörte zum Alltag. "Also entgifteten Courtney und ich in einem Hotelzimmer", hatte Cobain einmal notiert, nachzulesen in "Kurt Cobain: Tagebücher", einer von Courtney Love autorisierten und bei Kiepenheuer und Witsch erschienenen Sammlung persönlicher Aufzeichnungen des Musikers.

Es folgten Anfang 1992 die Hochzeit auf Hawaii und ein halbes Jahr später die Geburt ihrer Tochter Frances Bean. Als sich Kurt Cobain Anfang April 1994 in seinem Haus in Seattle mit einer Schrotflinte erschoss, hieß es bald, Courtney Love habe ihren Ehemann in den Tod getrieben. Bis heute zweifeln die Verschwörungstheoretiker unter den Fans an der Freitodversion.

Am Köcheln blieb die Debatte auch deshalb, weil die Beziehung nach dem Suizid nicht beendet war. Courtney Love liefert seit Jahren Schlagzeile um Schlagzeile über sich und Cobain. Sie vermarktet den Tod ihres Gatten, so der Vorwurf. Die Verlesung von Cobains Abschiedsbrief vor Tausenden Fans zählt dabei zu den skurrileren Begebenheiten. Sie prozessierte mit Cobains ehemaligen Bandkollegen um Songrechte. Selbst 2008 war der tote Cobain noch für eine Meldung gut. Seine Witwe hatte seine Asche in einer rosafarbenen Plüschtasche aufbewahrt, bis sie ihr gestohlen wurde.