Der Kfz-Meister Rudi Beck mit dem Citroën 11 CV eines Kunden Foto: Gottfried Stoppel

Rudi Beck ist mit Citroën-Kultfahrzeugen aufgewachsen. Seit fast 30 Jahren führt der Spezialist für Klassiker des Typs 11 CV den 1926 von seinem Opa als Schmiede gegründeten Betrieb in Althütte-Lutzenberg.

Althütte - Rudi Beck wurde sein Beruf regelrecht in die Wiege gelegt: Kultautos der französischen Marke Citroën. Der 57-jährige Kfz-Meister hat vor fast drei Jahrzehnten die Vertragswerkstatt im winzigen Althütter Teilort Lutzenberg von seinem Vater übernommen. Den Betrieb gegründet hatte sein Opa im Jahr 1926, damals eine Schmiede.

Er sei aufgewachsen mit dem DS, jenem Wagen, der auch als „die Göttin“ bezeichnet wird. Fast immer, wenn man am Autohaus Beck vorbeifährt, steht mindestens ein DS auf dem Hof. Die Kunden, sagt Rudi Beck, kämen aus der gesamten Region Stuttgart. Spezialisiert haben sich Beck und seine Mitarbeiter indes auf ein noch älteres Modell der Marke: auf den 11 CV, besser bekannt als Gangsterlimousine oder als Traction Avant (französisch für Vorderradantrieb).

Ein Cabrio kostet 130 000 bis 150 000 Euro

Mit Vorliebe verwandeln die Schrauber in Lutzenberg ziemlich verlotterte Gangsterlimousinen, die oft aus Frankreich importiert werden, in Cabrios. Diese komplett um- und aufwendig wieder aufgebauten Fahrzeugen erzielen wahre Spitzenpreise. Ein restauriertes Original-Cabrio bringe 130 000 bis 150 000 Euro, eine Limousine, die in ein Cabrio verwandelt wurde, koste immerhin rund 65 000 Euro, erzählt Beck. Eine ordentliche Limousine sei dagegen für schlappe 15 000 Euro zu bekommen.

Rudi Beck sagt, der 11 CV sei „ein problemloser Oldtimer“, leicht zu reparieren und alltagstauglich. Er sei schon mal mit so einem Wagen an einem langen Tag rund 1000 Kilometer weit bis nach Ungarn gefahren. Die Ersatzteilversorgung für diese von 1934 bis 1957 gebauten Autos sei gut. Derzeit steht auf dem Hof auch ein ziemlich heruntergekommener Traction Avant, den Beck kürzlich in Calais in Nordfrankreich für 6500 Euro gekauft und nach Lutzenberg geholt hat. Eines Tages dürfte dieser Wagen für etwa die zehnfache Summe abgegeben werden.

Fahren mit dem 2 CV ist wie Eintauchen in eine andere Welt

Ein lukratives Geschäft? Nein, nicht wirklich, sagt Rudi Beck. Er arbeite mit einer Werkstatt in Ungarn zusammen, die einen großen Teil der Karosseriearbeiten und die Lackierung übernehme. Die Lohnkosten seien in Deutschland für solche arbeitsintensiven Tätigkeiten schlicht zu hoch. Der Wagen müsse hin und her kutschiert werden. Und es dauere wirklich lange, bis eine Gangsterlimousine in ein schickes Cabrio verwandelt sei. Mit solchen Arbeiten an Oldtimern fülle die Kfz-Werkstatt Zeiten, in denen das Tagesgeschäft nicht alle acht Angestellten voll auslaste. Gutes Geld verdiene das Autohaus mit ganz gewöhnlichen Kunden, die Neu- oder Gebrauchtwagen kaufen oder Fahrzeuge zur Inspektion bringen.

Großartig Werbung mache er für seine restaurierten Oldtimer nicht. Dennoch bekomme er zu viele Anfragen, erzählt Beck, ein eher zurückhaltender Mann, der zunächst auch gar nicht sonderlich erpicht darauf gewesen ist, Besuch von der Zeitung zu bekommen. Die meisten der Oldtimer, die er wieder aufbaut, seien bereits lange vor der Fertigstellung verkauft. Die Kunden kämen aus ganz Deutschland und aus dem benachbarten Ausland, sogar aus Frankreich. Kenner, die einen 11 CV suchen, einen DS oder einen 2 CV, die legendäre Ente, wissen: Es lohnt sich im kleinen Lutzenberg mitten im Schwäbischen Wald anzufragen.

Rudi Beck sagt indes: „Ich bin kein Sammler.“ Er selbst fährt keinen sündhaft teuren Oldtimer, seine DS hat er längst verkauft. Er und seine Frau besitzen einen schnöden Mittelklasse-Citroën und – immerhin – eine Ente. 2 CV fahren, sagt er, sei wie „eintauchen in eine andere Welt“.

Gangsterlimousine, Göttin und Ente

Der 11 CV wird auch als Gangsterlimousine bezeichnet – weil der Wagen einst von Gangstern zur schnellen Flucht bevorzugt wurde. Das von 1934 bis 1957 gebaute Auto war der Konkurrenz haushoch überlegen, die Straßenlage war für damalige Verhältnisse sensationell. Die vorderen Türen des Wagens sind hinten angeschlagen, sogenannte Selbstmördertüren.

Als der DS 1955 vorgestellt wurde, sagten viele Kritiker, dieser formschöne Wagen mit hydropneumatischer Federung sei die neue automobile Avantgarde. DS ist auch die Abkürzung für déesse (auf deutsch: Göttin) – sicherlich kein Zufall. Der Wagen setzte jedenfalls Maßstäbe in der oberen Mittelklasse, auch wegen seines außergewöhnlichen Designs.

Der 2 CV (Deux Chevaux, also Zwei Pferdestärken) ist besser bekannt als Ente. Der Wagen wurde 1948 vorgestellt und bis 1990 gebaut. Schwacher Motor, einmalige Kurvenlage und Cabriofeeling dank eines Rollverdecks: das sind die wichtigsten Merkmale dieses spartanischen Autos, das die Menschen entweder lieben oder verächtlich beäugen.