Gewohnt provokant: Der CSD in Berlin kennt keine Tabus. Foto: Getty Images Europe

Hunderttausende werden erwartet – darunter auch die diesjährige ESC-Gewinnerin. Berlin feiert den Christopher Street Day 2018. Wegen der Hitze hat die Polizei einen Hinweis parat.

Berlin - Mit Regenbogenflaggen, Federboas und Konfetti ist die Parade zum Christopher Street Day (CSD) in Berlin gestartet. Im Westen der Stadt versammelten sich zum Auftakt Tausende Menschen. Seit dem ersten CSD vor 40 Jahren sei viel erreicht und erkämpft worden, sagte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Samstag. Es gebe aber noch viel zu tun. Die Parade zieht vom Kudamm Richtung Brandenburger Tor.

Premiere hatte der Berliner CSD im Juni 1979 mit 450 Teilnehmern. Diesmal erwarten die Organisatoren erneut Hunderttausende Besucher, rund 70 Wagen sind angemeldet. Wegen der Hitze sollten am Ende der Route zwei Duschen aufgebaut werden - zur Abkühlung. Die Polizei rief dazu auf, ausreichend Wasser zu trinken. Sie mahnte bei Twitter: „Schützen Sie sich vor der #gluthitze und achten Sie auch auf andere Feiernde!“

Auf Plakaten fordern Teilnehmer „CSD statt AfD

Autofahrer mussten sich in der Hauptstadt auf erhebliche Verkehrsbehinderungen einstellen. Das Motto der Parade lautet diesmal „Mein Körper - meine Identität - mein Leben!“. Das Ganze versteht sich nicht nur als schwul-lesbische Party. Es gibt elf politische Forderungen, darunter für die Themen „Trans“, „lesbische Sichtbarkeit“ und „Regenbogenfamilien“.

Er wolle all denen, die behaupteten, der CSD sei heute nur noch Party und Kommerz, sagen: „Der CSD ist ein starkes Signal queerer Selbstbehauptung“, sagte Lederer. Auch Feiern könne politisch sein. Auftreten soll unter anderem die Sängerin Netta, die diesjährige Gewinnerin des Eurovision Song Contest aus Israel.

Auf Plakaten forderten Teilnehmer etwa „Liebe ohne Grenzen“ oder „CSD statt AfD“. Die Partei war als offizieller Teilnehmer unerwünscht. Das machten die CSD-Veranstalter deutlich, nachdem sie einen Antrag der Jungen Alternative Berlin abgelehnt hatten. Der Landesvorsitzende der AfD-Jugendorganisation, David Eckert, hatte das kritisiert: „Wer Toleranz predigt, muss sie auch selber leben.“

AfD: „Wir haben nichts gegen Homosexuelle, aber ...“

Die Organisatoren bezogen sich auf einen Beschluss von 2016. Darin heißt es: „Die Teilnehmenden am CSD Berlin stehen für ein Klima der Akzeptanz in unserer Gesellschaft - für eine Kultur, die Geflüchtete willkommen heißt.“ Menschen und Organisationen, die versuchten, ein Klima der Angst und Ausgrenzung zu schaffen, seien nicht willkommen.

Der Berliner AfD-Chef Georg Pazderski hat seine Partei als „nicht homophob“ bezeichnet. „Wir haben natürlich nichts gegen Homosexuelle. Aber man muss auch sagen: Der Kern eines Landes ist eben die Familie“, sagte Pazderski im rbb-Sommerinterview. „Und die Familie muss besonders gefördert werden. Weil sie auch den Bestand des Staates sichert.“

Der CSD erinnert traditionell an Vorfälle um den 28. Juni 1969 in New York: Nach einer Polizeirazzia in der Bar „Stonewall Inn“ kam es zum Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen mit Straßenschlachten in der Christopher Street.