Ein Schmuckstück ist das Haus des Denkers in Warmbronn auch von außen. Foto: Simon Granville

Mitten in Leonbergs Teilort Warmbronn lädt das einstige Wohnhaus des Dichters Christian Wagner zu einem Besuch ein.

Warmbronn ist von 1835 bis 1918 die Heimat des Dichters und Bauern Christian Wagner gewesen, der mit seinen Büchern und Schriften ein bedeutendes literarisches Erbe hinterlassen hat“, sagt Annette Kollmann, die zweite Vorsitzende der Christian-Wagner-Gesellschaft (CWG). Das auffallend schöne alte Gebäude inmitten von Leonbergs Teilort Warmbronn ist noch vor gut 100 Jahren sein Wohnhaus gewesen. Wagner ist dort geboren und gestorben. Heute ist das Haus ein Museum, in dem der Besucher viel über den Dichter erfährt.

Das Geburts- und Wohnhaus Wagners, das heute Eigentum der Stadt Leonberg ist, konnte dank des großen bürgerschaftlichen Engagements der Mitglieder der Christian-Wagner-Gesellschaft und der Nachkommen des Dichters vor dem drohenden Abriss gerettet und erhalten werden. Gut zehn Jahre sollte es dauern, bis das Wagner-Haus 1983 als Museum mit Ausstellung eröffnet wurde. Im Jahr 2017/18 wurde dann die Dauerausstellung neu und sehr ansprechend gestaltet.

„Hier haben drei Familien gelebt“

Das Haus an sich ist relativ groß. „Früher haben hier drei Familien gelebt,“ weiß Annette Kollmann. Im Erdgeschoss war Christian Wagner zuhause. Hier kann man die Wohnstube und das Schlafzimmer mit seiner ursprünglichen Einrichtung in Augenschein nehmen. „Sie lassen das einfache und karge Leben der Bauernfamilie erahnen“, sagt Kollmann. In der Stube mit der niederen Decke findet sich immer noch der Schreibtisch, an dem der Dichter seine Werke verfasste. Auch die Stühle sind erhalten. Davon zeugt ein Foto, das im Fenster hängt. Im ehemaligen Küchenraum ist eine informative „Zeitleiste“ mit den biografischen Daten angebracht. Immer wieder trifft man im Christian-Wagner-Haus auf Fotografien, Gemälde und Zeichnungen, die den Lyriker aus Warmbronn abbilden.

Die Dauerausstellung „Christian Wagner – Leben und Werk“ umfasst den gesamten ersten Stock des Hauses. Dort wird das vielseitige und erfüllte Leben des Warmbronner Dichters anschaulich dargestellt. Zum Beginn der Ausstellung im Flur erfährt der Besucher mehr zu Christian Wagners Weg zum Wissen und zur Dichtung. In Raum eins wird sein Werk und dessen Vermarktung präsentiert. „Hier kann man dazu eine Auswahl von Gedichten Christian Wagners hören,“ sagt Annette Kollmann über die Hörstation in diesem Raum. Dazu muss nur der Lichtschalter an der Tür eingeschaltet werden. Der zweite Raum befasst sich mit Christian Wagners Reisen und seinen Musen.

Vordenker des ökologischen Gedankens

Wagner war gewissermaßen ein Vordenker des ökologischen Gedankens. Mit seinem Leitsatz der „Schonung alles Lebendigen“ begeistert er auch heute viele Menschen. Der dritte Raum ist diesem, seinem großen Lebensthema gewidmet. „Seine von Konventionen freie Denkungsart, sein tief greifendes und seelenvolles Naturverständnis, seine – für die Zeitgenossen nicht immer bequemen – ethischen Überzeugungen erweisen sich auch 100 Jahre nach seinem Tod im Hinblick auf Naturschutz und Tierrechte als hochaktuell, in mancher Hinsicht sogar visionär“, betont Kollmann. „Bei Wagner hatten alle Tiere ihr Lebensrecht.“

Im Dachgeschoss des Warmbronner Hauses trifft der Besucher schließlich auf Publikationen von und über Christian Wagner, die man erwerben kann. Ein kleiner Bauerngarten hinter dem Dichterhaus – mit bunten Blumen in der schönen Jahreszeit – erinnert an die ausgeprägte Naturliebe Christian Wagners. „Hier findet sich auch eine Vielzahl von Pflanzen, die in Christian Wagners Gedichte Eingang gefunden haben“, darauf macht die zweite Vorsitzende der CWG aufmerksam. Zwei Bänke laden im Garten zum Verweilen ein.

Christian-Wagner-Dichterpfad mit elf Stationen

Unmittelbar am Christian-Wagner-Haus beginnt der Christian-Wagner-Dichterpfad, der – wie kann es ander sein – am Christian-Wagner-Brunnen im Ortskern endet. Er führt seit 2003 über elf Stationen in zwei bis drei Gehstunden auf den Spuren Christian Wagners rund um Warmbronn. 20 Natursteine wurden als kunstvolle Ensembles dafür arrangiert, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen. Die für die Stationen ausgewählten Gedichte stehen auf matt glänzenden Metallplatten, die in die Steinquader eingelassen sind. Ein Wegeplan ist im Christian-Wagner-Haus erhältlich oder online unter https://www.christian-wagner-gesellschaft.de/cw-pfad/wegeplan/ abrufbar.

Der in der Warmbronner Ortsmitte gelegene Christian-Wagner-Brunnen, einstmals vom Gemeindeverein gebaut, geht zurück auf einen Entwurf des namhaften Architekten Frei Otto, der bis zu seinem Tod in Warmbronn lebte.

Das Christian-Wagner-Haus ist jeden Sonntag von 11 bis 13 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Ein Besuch eignet sich für jeden, egal ob Familie, Rentner oder Radtourist. Das Christian-Wagner-Haus ist nicht barrierefrei begehbar.