Alexander Kotz erklärt im Stuttgarter Rathaus beredt, warum er nun doch nicht Bürgermeister werden will. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der CDU-Fraktionschef will im Stuttgarter Rathaus doch nicht auf die Stelle des Finanzbürgermeisters wechseln. Die Herausforderung vor dieser Aufgabe sei ihm wohl doch zu groß, meint Josef Schunder.

Stuttgart - Nun lässt er die Chance doch aus. Alexander Kotz will nicht wie zuvor Michael Föll vom CDU-Fraktionsvorsitz auf die Stelle des mächtigen Finanzbürgermeisters und Ersten Bürgermeisters umsatteln. Geliebäugelt hat er lang damit. Doch nun verwarf er den Wechsel ziemlich schnell und überraschend, als sich das Zeitfenster auftat. Er kniff.

Die Angst vor der Courage dürfte entscheidend gewesen sein. Kotz mag zwar in Etatberatungen recht souverän den starken Mann aus dem Gemeinderat gegeben haben – doch im Zusammenspiel mit Ämtern, Bürgermeistern und OB den Etatentwurf aufzustellen ist noch einmal ein anderes Kaliber. Dazu auch noch die Aufsicht über Beteiligungsunternehmen und das kriselnde Klinikum. Der Arbeitsaufwand wäre für Kotz drastisch gewachsen, finanziell hätten dem selbstständigen Handwerksmeister ähnliche Zuwächse nicht gewinkt. So entschied er sich für den leichteren Weg. Dafür, in der Abteilung politische Attacke zu bleiben. Als Fraktionschef darf er Generalist sein. Er ist sein eigener Herr und kann sich lustvoll und profilbildend mit dem Grünen-OB anlegen. Ob er sogar noch seinen Hut in den Ring werfen könnte, wenn die CDU 2019 einen OB-Kandidaten sucht? Das steht und fällt damit, wie er und die CDU die Gemeinderatswahl bestehen.

Die Fraktion kann aufatmen. Ihr bleibt der Offenbarungseid in der Führungsfrage erspart. Personaldecke und Substanz sind hier dünn. Die Suche nach einem anderen Bürgermeisterkandidaten wird aber auch schwer. Vielleicht hilft die Stellenausschreibung durch die Stadt – und der Zufall.

josef.schunder@stzn.de