Frank Ehrmann kümmert sich um das Wohl der Gäste. Foto: /Simon Granville

Im Café Kunst Pause in Ludwigsburg servieren Menschen mit Beeinträchtigungen Gebäck und Getränke aus der Region. Auch Kunst wird ausgestellt.

Es duftet nach frischen Waffeln, die kleinen Tische sind liebevoll dekoriert. Seit zwei Wochen hat das neue Café Kunst Pause in Ludwigsburg geöffnet. Es ist ein Projekt des Insel e.V. Ludwigsburg. Die Idee, ein Café zu eröffnen, habe sie schon länger gehabt, sagt die Sozialdienstleiterin Karin Dresen: „Jetzt konnten wir es endlich umsetzen. Wir möchten hier Praktikums- und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung anbieten.“ Im Praktikum werde geschaut, ob die Interessenten zum Café passen oder für einen anderen Arbeitsplatz geeigneter wären: „Wir haben zum Beispiel schon Menschen in den Kindergarten oder die Bücherei vermittelt.“ Oftmals seien es Menschen mit kognitiven oder motorischen Einschränkungen.

Keine Konkurrenz zu Werkstätten

Matthias Kröll absolviert gerade ein sechsmonatiges Praktikum im Café. Zuvor war er in einer Werkstatt in Bietigheim tätig. „Das hat mir nicht so gut gefallen. Da hatte ich nichts mit Kunden zu tun“, sagt der 28-Jährige. Hier mag er besonder die Arbeit mit der Kasse. Mit Technik kenne er sich besonders aus. „Wenn ich da bin, kann bei der Technik nichts schief gehen. Ich fühle mich echt wohl hier“, sagt der gelernte Gärtner.

Dem Verein sei es sehr wichtig, Klienten dabei zu unterstützen, Arbeit außerhalb der Werkstätten für Menschen mit Behinderung zu finden. Dresen betont jedoch, dass sie keine Konkurrenz zu den Werkstätten seien: „Dafür haben wir auch zu wenige Plätze.“

Frank Ehrmann arbeitet schon seit 20 Jahren für die Einrichtungen des Insel e.V. Ludwigsburg. Nach seiner Ausbildung zum Bürohelfer auf der Karlshöhe habe er anfangs in einem regulären Job gearbeitet. Mittlerweile arbeitet er in der Geschäftsstelle, im Café und im Einladen in der Rommelmühle in Bietigheim-Bissingen. „Die Arbeit hier ist einfach angepasster. Man hat mehr Verständnis. Da kann ich auch mal zwischendurch eine Pause machen, wenn ich sie brauche“, sagt der 52-Jährige.

Lebensmittel aus der Region

Genau das ist der Heilpädagogin Heike Appich besonders wichtig. Sie begleitet die beiden Männer im Arbeitsalltag. „Eine gute Kommunikation ist maßgeblich. Die Mitarbeiter sollen immer sagen können, wenn sie überfordert sind oder eine Pause brauchen.“ Das habe auch zur Folge, dass es nicht laufe wie in einem professionellen Restaurant, wenn mal viele Gäste da sind. „Aber das ist auch gar nicht unser Anspruch. Wir wollen ein Ort für Begegnungen sein, für Menschen, die sich sonst eher weniger über den Weg laufen würden“, sagt Appich.

Die Backwaren werden von der Bäckerei Rechkämmer bezogen, die Getränke kommen von Karl Schütz aus Mundelsheim. Beide legen viel Wert auf Regionalität. Die Waffeln werden vor Ort frisch aus Bio-Zutaten gebacken. Dass jeder etwas auf der Speisekarte findet, das er essen kann, sei wichtig. „Inklusion hört nicht beim Essen auf. Wir wollen, dass auch Menschen mit Intoleranzen oder Allergien bei uns essen und trinken können.“

Kunst wird ausgestellt

Kreativität spielt im Café eine große Rolle. Einmal im Monat treffen sich im Samstagsatelier Kunstinteressierte mit und ohne Behinderung und gestalten gemeinsam Bilder, Vasen oder Leinwände. Die Werke werden dann in den Räumen ausgestellt. „Ziel ist es, auch eine Praktikumsstelle anzubieten, die vor Ort Dinge fertig, die dann hier verkauft werden“, sagt Dresen. Aktuell werden Produkte aus dem Einladen angeboten.