Eva Hosemann ist auch im Leitungsteam der „Kriminächte Stuttgart“. Für die sommerlichen Festspiele in Jagsthausen will sie auch jüngeres Publikum gewinnen. Foto: Burgfestspiele/n

Eva Hosemann hat ihren Vertrag als Künstlerische Leiterin der Burgfestspiele Jagsthausen verlängert. Und so geht es auf der Götzenburg weiter.

Die Schauspielerin und einstige Intendantin des Stuttgarter Theaters Rampe, Eva Hosemann, spricht darüber, wie es unter ihrer künstlerischen Leitung bei den Burgfestspielen Jagsthausen weitergeht – und welche Schwerpunkte sie setzen will.

Frau Hosemann, wie überzeugt man mit seiner Arbeit für eine Vertragsverlängerung, wenn man wegen Corona gar nicht spielen konnte?

Wir haben zwei Jahre tatsächlich nicht spielen können. Unsere Zusammenarbeit ist krisengestärkt, wir haben während der Pandemie gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Nur eins von drei geplanten Festivals zu realisieren, das war uns zu wenig. Deshalb geht es nun weiter.

Und wie war nun die erste Saison in Jagsthausen?

Es ist über den Erwartungen gewesen und sehr gut gelaufen. „Ladies Night“ von Stephen Sinclair und Anthony McCarten werden wir daher auch nächste Saison wieder zeigen.

Heißt, anders als viele Stadttheater leiden Sie nicht unter Besucherschwund?

Nein. Manche haben vielleicht noch Scheu vor geschlossenen Räumen, und wir spielen eben Freiluft. Die Menschen sind gern draußen, das Wetter war toll, wir hatten traumhafte Sommerabende im Burghof. Am Sonntag war traditionsmäßig der „Götz von Berlichingen“ nachmittags die letzte Vorstellung. Danach haben wir schon die Bühne abgebaut, das sind nach so einem herrlichen Sommer natürlich traurige Momente.

Welche Schwerpunkte planen Sie?

Wir wollen das ältere Publikum erhalten und zugleich schauen, dass sich das Publikum etwas verjüngt, das ist mit dem Musical „Monty Python’s Spamalot“ schon gut gelungen, da kamen 7480 Zuschauer, darunter viele junge Leute, das war beglückend. Wir machen nächste Saison als Musikprogramme „Saturday Night Fever“ in der Version von Ryan McBryde und Rio Reisers „König von Deutschland“ und als Kinderstück „Des Kaisers neue Kleider.“

Burgfestspiele ohne einen neuen „Götz“?

Natürlich nicht! Den inszeniert Christoph Biermeier. Das war schon für die erste Spielzeit verabredet, die wir jetzt ja nachgeholt haben. Aber in diesem Sommer hat er in Esslingen „The Black Rider“ inszeniert, daher kommt er nächste Saison zu uns.

Die Spielzeit ist vorüber – wird man von Ihnen in Stuttgart wieder Arbeiten sehen?

Ich plane weiterhin die Stuttgarter Kriminächte, und ich werde Daniel Kehlmanns „Heilig Abend“ im Alten Schauspielhaus inszenieren, am 3. Februar ist Premiere.

Und was passiert in Jagsthausen in der Zwischenzeit?

Auch wenn wir hier jetzt die Ränge mit den 860 Plätzen nach der letzten Vorstellung abgebaut haben – die Arbeit geht uns nicht aus. Wir machen Vorsingen fürs Musical, müssen Schauspieler für die Hauptfiguren finden, die Bühnenbilder müssen im Herbst entworfen sein, weil wir beim Bühnenbau lange Vorlaufzeiten haben, da wir keine kompletten Gewerke beschäftigt haben. Die Aufträge müssen somit gut geplant werden und teilweise auch vergeben werden. Im Januar müssen die Kostüme fertig entworfen sein, damit die Gewandmeister im März zu arbeiten beginnen können. Und schon im November muss der Spielplan stehen, weil da der Vorverkauf startet. Wir gehen jetzt also alle für drei Wochen in den Urlaub, und dann sind wir alle wieder da.

Angesichts der immer längeren Sommer – werden die Festspiele zeitlich ausgedehnt?

Im Mai beginnen die Proben, dann spielen wir ab Juni fünf bis sechs Premieren vier Monate am Stück, das ist ein Brett. Aber man weiß ja nie.

Schauspielerin und Intendantin

Zur Person
Eva Hosemann, in Augsburg geboren, hat Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar in Wien studiert. Sie spielte an zahlreichen Theatern, darunter an der Landesbühne Hannover, am Wiener Burgtheater und Theater Rampe in Stuttgart, das sie von 1998 bis 2013 als Intendantin leitete. Seit 1991 inszeniert sie an verschiedenen Bühnen. Seit 2017 ist Eva Hosemann im Leitungsteam der „Kriminächte Stuttgart“, und seit 2019 hat sie die künstlerische Leitung der Burgfestspiele Jagsthausen inne, wo sie seit 2014 zum Leitungsteam gehört.

Festspiele
Die Burgfestspiele Jagsthausen finden seit 1950 jährlich von Anfang Juni bis Ende August im Burghof der historischen Burg Jagsthausen statt. Neben Schauspiel, Konzerten und Musiktheater ergänzen Theateraufführungen für Kinder das jährliche Programm. Die Burg Jagsthausen, später auch in Anlehnung an Goethes Drama „Götz von Berlichingen“ Götzenburg genannt, in Jagsthausen im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg ist einer der Stammsitze der Herren von Berlichingen und dient im Sommer als Kulisse für die Festspiele.