Der Moderator Frank Elstner ist der wohl prominenteste Wahlmann, den Baden-Württemberg ins Rennen schickt.
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Die Wahl des Bundespräsidenten wird zum Stelldichein der Promis aus Baden-Württemberg.

Stuttgart - Die Wahl des Bundespräsidenten am 18. März wird zum Stelldichein der Prominenten aus Baden-Württemberg. Die CDU entsendet Fernsehmoderator Frank Elstner („Menschen der Woche“) und die Schriftstellerin Gaby Hauptmann („Suche impotenten Mann fürs Leben“) zur Bundesversammlung. Die drei früheren Ministerpräsidenten Lothar Späth, Erwin Teufel und Stefan Mappus fahren ebenfalls nach Berlin. Die SPD schickt den Moderator Wieland Backes („Nachtcafé“) und erneut die Paralympics-Siegerin im Biathlon, Verena Bentele, ins Rennen. Die Grünen stellten der Autorin und Schauspielerin Theresia Walser, der Tochter von Martin Walser, ein Ticket aus. Allein die FDP-Abgeordneten haben die vier Plätze mangels Masse unter sich aufgeteilt.

CDU und Grüne einigten sich auf Ruth Baumann

Baden-Württemberg schickt wie bei der letzten Präsidentenwahl 2010 wieder 79 Delegierte zur Abstimmung. Nach dem Rücktritt von Christian Wulff stehen der DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck und die als Nazi-Jägerin bekannte Journalistin Beate Klarsfeld zur Wahl. Als Kandidat von Union, SPD, Grünen und FDP ist Gauck der klare Favorit. Klarsfeld tritt für die Linke an. Der 73-jährige Gauck will sich den Wahlleuten in Stuttgart persönlich vorstellen. Für das Treffen sei der 13. März ins Auge gefasst worden, sagte ein Landtagssprecher der Nachrichtenagentur dpa.

Bei der Kür der Delegierten gibt es zudem ein Novum: CDU und Grüne einigten sich auf eine gemeinsame Delegierte für die Wahl des Staatsoberhaupts. Es ist Ruth Baumann, die Präsidentin der Unternehmerfrauen im Handwerk Baden-Württemberg. Hintergrund ist das Zählverfahren bei der Landtagswahl, wonach die Christdemokraten 34 oder 35 Delegierte hätten entsenden können und die Grünen 20 oder 21. Der Landtag muss die Wahlleute noch am Donnerstag bestätigen.

Die CDU hat insgesamt neun Persönlichkeiten aus der Gesellschaft nominiert. Darunter sind auch Voith-Chef Hubert Lienhard, der Präsident des Maschinenbau-Verbandes (VDMA), Thomas Lindner, und der Generalvikar der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Clemens Stroppel. Kurz vor seiner Ablösung als Regierungspräsident in Freiburg darf auch Julian Würtenberger über das neue Staatsoberhaupt abstimmen. Grün-Rot hatte am Freitag entschieden, ihn in den Ruhestand zu schicken. CDU-Fraktionschef Peter Hauk freute sich über den Personal-Mix und meinte, die Bundespräsidenten-Wahl sei „ein wichtiger Baustein unserer Basisdemokratie“.

Brigitte Dahlbender,  Ursula Sladek und Gisela Mayer gehen für die Grünen nach Berlin

Die Grünen nominierten die frühere Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, Brigitte Dahlbender, für die Bundesversammlung. Die Landeschefin des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist SPD-Mitglied. Außerdem sind Gisela Mayer vom Vorstand des Aktionsbündnisses Amoklauf Winnenden und die einstige „Stromrebellin“ aus dem Schwarzwald, Ursula Sladek, mit von der Partie. Sladek hatte 1999 die Elektrizitätswerke in Schönau mitgegründet.

Auf dem Ticket der Südwest-Grünen darf auch Bundeschef Cem Özdemir, der Landesvorsitzende Chris Kühn und Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon mitwählen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie die Landesminister Franz Untersteller (Umwelt), Alexander Bonde (Agrar) und Winfried Hermann (Verkehr) sind ebenfalls in Berlin dabei. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Staatsministerin Silke Krebs fehlen. Fraktionschefin Edith Sitzmann sagte: „Die Wahl zum Bundespräsidenten ist geheim, deshalb wird es von unserer Seite keine Vorgaben geben.“ Man empfehle dennoch Joachim Gauck.

FDP verzichtet auf externe Wahlleute

Die SPD bietet Städtetagspräsidentin Barbara Bosch und die Landeschefin der Lehrergewerkschaft GEW, Doro Moritz, auf. Außerdem fahren Pforzheims OB Gert Hager und VdK-Präsident Roland Sing mit. Von den Ministern sind Nils Schmid (Finanzen und Wirtschaft), Katrin Altpeter (Soziales), Gabriele Warminski-Leitheußer (Kultus) und Bilkay Öney (Integration) mit von der Partie - nur Innenminister Reinhold Gall verzichtet. Die Auswahl unterstreiche die „breite gesellschaftliche Verankerung der Volkspartei SPD“, teilte Fraktionschef Claus Schmiedel mit. Die oppositionelle FDP verzichtet diesmal auf externe Wahlleute: Die Fraktion entsendet Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sowie die Abgeordneten Andreas Glück, Timm Kern und Leopold Grimm.