Wie sich dieses junge Mädchen fühlt, das 1965 nach dem Ende der sogenannten Rassentrennung eine weiße Schule besucht? In Diane Olivers Geschichten kann man es erfahren. Foto: imago images/Everett Collection/Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de

Die in dem Band „Nachbarn“ erstmals versammelten Kurzgeschichten der viel zu jung gestorbenen afroamerikanischen Autorin Diane Oliver sind ein kleines Literaturwunder.

Offensichtlich steht etwas Ungeheuerliches bevor. Die Zeitungen schreiben darüber, seit Wochen zirkulieren Hassbriefe. Und in der Nacht ertönt plötzlich ein Knall, Glas splittert. Was hat sich die Familie in der Titelstory „Nachbarn“ von Diane Olivers Erzählband nur zuschulden kommen lassen? Oder zwei Geschichten weiter: Warum ist diese junge Frau so aufgeregt, dass ihr Herz flattert, und sie erwägt, vielleicht doch noch umzukehren? Von der Sache her müsste man im einen Fall antworten: ein Junge wird eingeschult, im anderen: vier Teenager wollen ein Lokal besuchen – nichts weiter. Aber gerade die ungeheure Spannung zwischen völlig harmlosen Vorgängen und einem emotionalen und gesellschaftlichen Ausnahmezustand ist es, die wiederum dem Leser den Atem verschlägt.