Kevin Russell, der Sänger der Böhsen Onkelz, bei einem Konzert 2015 Foto: dpa

Zwei Abende spielt die Band Böhse Onkelz in der Stuttgarter Schleyerhalle. Die Fans warten ungeduldig. Doch die Onkelz bleiben umstritten. Wie nah sind sie dem rechten Rand der Gesellschaft? Man bleibt am liebsten unter sich.

Stuttgart - Rod Stewart, The Cure, Volbeat, an diesem Mittwoch und Donnerstag die Beginner und Placebo, in der kommenden Woche Billy Talent: Gganz schön viele Konzerte gibt es in diesem November in der Schleyerhalle. Hinzu kommen die beiden Auftritte der Böhsen Onkelz am Sonntag- und Montagabend, ebenfalls in Stuttgarts größter Konzertarena. Die Rockband aus Frankfurt hat soeben ein neues Album auf den Markt gebracht, geht erstmals seit ihrer zwischenzeitlichen Auflösung vor elf Jahren auf eine große Tournee und vollbringt das Kunststück, für zwei Stuttgarter Konzerte 25000 Karten zu verkaufen, ohne irgendeinen nennenswerten Werbeaufwand zu betreiben.

Die 1980 gegründete Band hat in ihren frühen Jahren unverhohlen ausländerfeindliche Musik mit Liedtiteln wie „Türken raus“ oder „Deutschland den Deutschen“ sowie explizit gewaltverherrlichende Stücke veröffentlicht, was in Indizierungen und Beschlagnahmungen mündete. Sie selbst distanziert sich heute von den „Fehlern“ ihrer Vergangenheit. Dennoch sieht sie sich nach wie vor mit dem Vorwurf konfrontiert, der alten Position nicht hinlänglich abgeschworen zu haben.

Die Band sieht sich als „Gegenpol“ der Musiklandschaft

Zum Ausdruck kommt dies in dem offensichtlich selbst auferlegten Zwang, sich ständig gegen politischen Extremismus jeglicher Art zu stellen. Wie Rachekampagnen muten die Reaktionen der Böhsen Onkelz als Reaktion auf alle Versuche an, die Band kritisch zu beleuchten. Schon in bedenklichen Aktionen wie jener beim angeblichen Abschiedskonzert im Jahr 2005, als die Band ihr indiziertes Lied „Der nette Mann“ aufführte, handelte sie sich mit so einer Aktion eine Anzeige ein.

Für viele Beobachter befremdlich bleiben das nach wie vor gepflegte Freund-Feind-Denken der Band, ihre rohe Ausdrucksweise und die bewusste Selbstausgrenzung. Auffällig bleibt ferner, wie detailliert sich die Böhsen Onkelz auf ihrer Homepage bemühen, ihren Fans „sattelfeste Argumente“ an die Hand zu geben, falls „ihr euch in der Position seht, eure Lieblingsband vor Anfeindungen verteidigen zu müssen“ – und wie dezidiert die Band dort nur einige Sätze später beteuert, nach wie vor „DER Gegenpol in der deutschen Musiklandschaft“ sein zu wollen.

Ein großes Publikum ist allerdings da, auch trotz 69 Euro für die Eintrittskarte sind beide Abende in der Schleyerhalle restlos ausverkauft.