Die Gewerkschaft Verdi macht am Freitag am Stuttgarter Airport wieder mobil. Foto: SDMG/SDMG

Die Gewerkschaft Verdi will Teile des deutschen Flugverkehrs blockieren – auch in Stuttgart. Die Schwestergewerkschaft EVG plant, den gesamten Betrieb der Deutschen Bahn und anderer Schienenkonzerne zu lähmen.

Der Verkehrsbereich kommt nicht zur Ruhe, Reisende müssen sich erneut kurzfristig auf weitere erhebliche Behinderungen einstellen: Die Gewerkschaft Verdi will bis Ende dieser Woche Teile des deutschen Flugverkehrs blockieren – auch der Stuttgarter Airport wird davon am Freitag betroffen sein. Derweil will die Schwestergewerkschaft EVG am Freitag den gesamten Betrieb der Deutschen Bahn und anderer Schienenkonzerne lahmlegen. Anlass sind unterschiedliche Tarifkonflikte abseits der Tarifrunde im öffentlichen Dienst.

Verdi ruft für diesen Freitag am Flughafen Stuttgart zu einem ganztägigen Warnstreik auf – mobilisiert werden die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle und der Personal- und Warenkontrolle tätig sind, im Zuge ihres Tarifkonflikts. Die Aktion beginnt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag und endet in der Nacht von Freitag auf Samstag. Der Flughafen teilte mit: „Wegen des Streiks finden am Freitag keine Abflüge statt, Ankünfte sind jedoch möglich.“ Ursprünglich seien 223 Flugbewegungen an dem Tag geplant gewesen.

Auch in Köln, Düsseldorf und Hamburg wird gestreikt

Bereits am Dienstag hatte die Gewerkschaft Streiks der Luftsicherheitskräfte an den Airports Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn angekündigt. Dort wird sowohl Donnerstag als auch Freitag gestreikt. Hier beginne der Ausstand in der Regel in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag und ende in der Nacht von Freitag auf Samstag, heißt es.

Verdi verhandelt seit Jahren mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) über die Zeitzuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie über eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte. Trotz der Streiks habe es in den Verhandlungen am 11./12. April keinen Durchbruch gegeben, wird kritisiert.

Das jüngste Angebot des BDLS sei unzureichend, unter anderem weil es für Arbeit an Samstagen und Sonntagen keine Verbesserungen bringe und für Arbeit in der Nacht erst ab 22 Uhr Zuschläge. Verdi fordert den BDLS auf, am 27./28. April ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, „um weitere Streiks zu vermeiden und den Konflikt noch vor Pfingsten zu beenden“ – was sich auch als versteckte Drohung für die Ferienzeit verstehen lässt. Der Bundesverband schildert wiederum, dass er im Bereich der Mehrarbeitszuschläge einen „deutlichen Schritt auf die Gewerkschaften zugegangen“ sei.

Beeinträchtigungen bis in die Abendstunden

Derweil ruft die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG überall dort in Deutschland, wo sie derzeit Tarifverhandlungen führt, für Freitag zu Warnstreiks auf: insbesondere bei der Deutschen Bahn sowie bei fast 50 weiteren Unternehmen des Schienenregionalverkehrs. Demnach sollen die EVG-Mitglieder am Freitag zwischen drei Uhr am Morgen bis elf Uhr am Vormittag die Arbeit niederlegen.

Die Deutsche Bahn kündigte an, dass der Fernverkehr bis 13 Uhr komplett eingestellt werde – bis in die Abendstunden sei mit Beeinträchtigungen zu rechnen. Der Regional- und S-Bahn-Verkehr solle „zeitnah“ nach dem Ausstand wieder normal laufen. „Alle, die umplanen können, sollten das tun“, riet Bahn-Personalvorstand Martin Seiler.

Angebot auf dem Niveau des öffentlichen Dienstes geplant

Das Verhalten der EVG kritisierte er scharf: „Was soll das?“, entrüstete er sich. Hunderttausende von Pendlern, die am Wochenende unterwegs sein wollten, würden damit „völlig unnötig in Mitleidenschaft gezogen“. Die Gewerkschaft habe „Maß und Mitte verloren“. Denn schon am kommenden Dienstag werde wieder verhandelt. „Wir haben angekündigt, dass wir ein bahnspezifisches Angebot machen werden, das dem Volumen des öffentlichen Dienstes entspricht“, sagte Seiler mit Blick auf das Schlichtungsergebnis für Bund und Kommunen. „Da muss man sich schon die Frage stellen, warum ein Ergebnis im öffentlichen Dienst für 2,5 Millionen Beschäftigte gut ist und für 180 000 Eisenbahner nicht passen soll.“ Daher sei „dieser Streik völlig unverständlich“. Damit trage die EVG „auf dem Rücken der Fahrgäste“ ihren Konkurrenzkampf mit der Lokführergewerkschaft GDL aus – „das ist nicht seriös“, rügte Seiler.

Die Gewerkschaft fordert einen Mindestbetrag von 650 Euro, alternativ zwölf Prozent, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. „Wir müssen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, die glauben, die Forderungen ihrer Beschäftigten ignorieren zu können, und Tarifverhandlungen nach Gutsherrenart führen wollen“, betonten die EVG-Tarifvorstände Cosima Ingenschay und Kristian Loroch.

Am 27. März hatten EVG und Verdi in einer konzertierten Aktion den öffentlichen Verkehrsbereich in der Republik weitgehend lahmgelegt. Diesmal habe es keine Abstimmung der Gewerkschaften gegeben, heißt es von der EVG. Dass Verdi zeitgleich streike, sei „ein Zufall“, versicherte Loroch.