Wie viel Arbeit ein Konzert mit sich bringt, wissen diese Jugendlichen nun Foto: Gottfried Stopp/el

Hotels buchen, Karten verkaufen, Künstler betreuen: drei Waiblinger Schulklassen organisieren in Eigenregie ein Klassikkonzert und bekommen erstaunliche Einblicke.

Teenager besuchen selten klassische Konzerte. Noch seltener veranstalten sie selbst welche, schon gar nicht mit hochkarätigen Solisten und Orchestern. Anders in Waiblingen, wo Klassen der Friedensschule Neustadt, der Salier-Gemeinschaftsschule und des Salier-Gymnasiums genau das tun. Am Sonntag treten dort das Stuttgarter Kammerorchester und die mehrfach preisgekrönten Nachwuchstalente Joel Blido, Viktor Soos und Anne Luisa Kramb auf.

Das Konzert im Bürgerzentrum organisieren die Schulklassen eigenverantwortlich: Sie sind dafür zuständig, dass der Flügel für den aus Backnang stammenden Pianisten Viktor Soos an der richtigen Stelle steht, sie rücken als Bühnentechniker Joel Blido ins rechte Licht und sorgen dafür, dass der Klang von Anne Luisa Krambs Instrument – einer fast 300 Jahre alten Stradivari-Geige, auf der schon der berühmte Niccolo Paganini spielte – perfekt zur Geltung kommt.

Auch die Hotelbuchung gehört zum Job

Für Marketing, Kartenvorverkauf und Abendkasse, für die Moderation und die Buchung der Hotelunterkunft sind die Schülerinnen und Schüler ebenfalls zuständig. „Jugend managed Klassik“ ist das Motto des Projekts, das die gemeinnützige Kultur- und Bildungsinitiative Tonali mit Unterstützung der Karl-Schlecht-Stiftung und der Eva-Mayr-Stihl-Stiftung ermöglicht.

„Mir war früher nicht bewusst, wie viel es bei einer solchen Veranstaltung zu tun und zu beachten gibt“, sagt Annika. Gemeinsam mit Lena hat die Gymnasiastin den Part der Projektmanagerin übernommen – da heißt es, den Überblick zu behalten. „Wir hatten Checklisten und wurden gut vorbereitet“, sagt Lena. Zwei Workshops waren Teil des Programms, außerdem haben die Jugendlichen an ihren Schulen im Juni bereits ein Konzert mit dem jeweiligen Patenmusiker veranstaltet. „Die schwierigste Aufgabe ist jetzt, den Leuten Karten zu verkaufen“, sagen Lena und Annika, die auf Werbeflyer, direkte Ansprache auf dem Schulhof und Kanäle wie Instagram und TikTok setzen.

Günstige Eintrittspreise, hochkarätige Musiker

Dass es nicht leicht ist, junge Menschen ins Bürgerzentrum zu locken, weiß Martina Kunert vom Kulturamt nur zu gut – denn genau das ist ihr Job: „Aber wenn sie nicht zu uns kommen, müssen eben wir dort hin und dafür ist das Tonali-Projekt gut geeignet.“ Die Preise für das große Abschlusskonzert seien bewusst niedrig angesetzt, damit Familien und junge Leute sich das hochkarätig besetzte Konzert leisten können. Mit im Boot ist das Stuttgarter Kammerorchester, bei dem Katharina Gerhard für Jugendprojekte zuständig ist und den Veranstaltern mit Tipps zur Seite steht. Der Funke sei schon bei den Schulkonzerten übergesprungen, sagt sie: „Die Begeisterung der Musiker für ihren Beruf fasziniert die Jugendlichen sehr.“

Dieser Aspekt ist auch dem 14-jährigen Aris von der Salier-Gemeinschaftsschule aufgefallen. Mit Julia und Marian hat er beim Schulkonzert die Geigerin Anne Luisa Kramb interviewt und festgestellt: „Sie war sehr locker und man hat gesehen, dass es ihr Spaß macht.“ Auch am Sonntag steht das Trio auf der Bühne, übernimmt einen Teil der Moderation und stellt Anne Luisa Kramb vor.

Diese Aufgabe fällt Zoe und Lorena von der Friedensschule für den Cellisten Joel Blido zu, dessen Werdegang sie recherchiert, aufgeschrieben und verinnerlicht haben. Der Kontakt und die Gespräche mit den Nachwuchsstars haben den Jugendlichen gezeigt, dass es durchaus Gemeinsamkeiten gibt. „Die Schüler waren begeistert, dass die Künstler ganz normale Menschen sind und in der Freizeit zocken wie sie“, sagt Gerhard.

Das Konzert beginnt am Sonntag, 23. Juli, um 18 Uhr im Bürgerzentrum Waiblingen. Karten kosten zehn, ermäßigt fünf Euro an der Abendkasse oder unter www.waiblingen.de .