Die Station „Zeit“ von Inge Mahn – richtungsweisend für alle weiteren Besinnungsorte Foto: Peter D. Hartung

Inge Mahns begehbare Sonnenuhr gehört zu den eindrücklichsten Arbeiten des Besinnungswegs Fellbach zwischen Oeffingen und Waiblingen-Hegnach. Jetzt ist die Künstlerin verstorben.

Erst vor wenigen Wochen, wie oft zum längsten Tag des Jahres, fand an dem von ihr kreierten Besinnungsort „Zeit“ um 6 Uhr eine Morgenmeditation mit Liedern und Gedanken statt. Wie der Förderverein Besinnungsweg jetzt mitteilt, ist die Künstlerin Inge Mahn bereits am 19. Juni dieses Jahres im Alter von 79 Jahren verstorben.

Der erste Besinnungsort des Fellbacher Skulpturenpfads

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“, so lautet der Text aus Prediger 3,1. Diese Zeilen sind der Station „Zeit“ von Inge Mahn auf dem zwischen Oeffingen und Waiblingen-Hegnach gelegenen Fellbacher Besinnungsweg zugeordnet. Es war der erste Besinnungsort des Skulpturenpfads, mit dem vor 22 Jahren das Projekt Besinnungsweg Fellbach unter Schirmherrschaft des damaligen Oberbürgermeisters Friedrich-Wilhelm Kiel sichtbar an die Öffentlichkeit trat.

Inge Mahns begehbare Sonnenuhr gehört bis heute zu den eindrücklichsten Arbeiten des Weges. „Die Umsetzung des Entwurfs war richtungsweisend für alle künftigen Besinnungsorte“, heißt es in einer Würdigung des Leiters der Fellbacher Galerie, Heribert Sautter, zugleich Vorstandsmitglied im Förderverein. Unter enger Absprache mit der Künstlerin wurde seinerzeit die Station durch den Verein unter Leitung des Vorstandsvorsitzenden Paul Rothwein technisch umgesetzt. Außerdem präsentierte die Galerie der Stadt eine Ausstellung zur Arbeit der Künstlerin. Zu jeder Station erscheint bis heute ein Auflagenobjekt zur Finanzierung weiterer Stationen. Jedem Besinnungsort sind seither Sätze aus religiösen und weltanschaulichen Texten zugeordnet.

Regelmäßige Morgenmeditationen an der Station

Die von Beginn an große Akzeptanz des Besinnungsortes „Zeit“ in der Bevölkerung, die sich unter anderem in regelmäßig stattfindenden ökumenischen Gottesdiensten und Morgenmeditationen niederschlägt, war ein ganz wesentlicher Grund für die Erfolgsgeschichte des Besinnungsweges. Mittlerweile sind es neun Besinnungsorte unterschiedlicher internationaler Künstler und Künstlerinnen, die Besucher aus der ganzen Region Stuttgart und darüber hinaus nach Fellbach ziehen. Angepeilt sind am Ende zwölf Stationen.

1943 in Teschen (Polen) geboren, besuchte Inge Mahn 1964 bis 1971 die Kunstakademie Düsseldorf, am Ende als Meisterschülerin bei Joseph Beuys. 1972 nahm sie an der Documenta 5 teil. 1987 bis 1993 hatte sie eine Professur an der Kunstakademie in Stuttgart. Bis 2009 lehrte sie an der Weißensee Kunsthochschule in Berlin. Inge Mahn war mit verschiedenen Arbeiten an der von Thomas Deecke kuratierten 8. Triennale Fellbach im Jahr 2001 beteiligt, deren Titel „Vor-Sicht Rück-Sicht“ von ihr stammte.

Die Gäste aus Fellbach mit Wildschweinbraten bewirtet

Über all die Jahre hatte der Förderverein freundschaftlichen Kontakt zu der Künstlerin gepflegt, die ihrerseits dem Verein sehr verbunden war. Ein Höhepunkt war nach Sautters Erinnerung „sicherlich der Besuch einer Gruppe von Vereinsmitgliedern bei Inge Mahn in ihrem Domizil in Groß-Fredenwalde in der Uckermark, bei dem die Künstlerin ihre Gäste mit Wildschweinbraten bewirtete“.