US-Präsident Trump schimpfte bei seinem Auftritt vor den Vereinten Nationen auf den hohen Ölpreis. Foto: AP

Benzin ist so teuer wie seit vier Jahren nicht mehr. Zusätzlich drohen jetzt höhere Heizkosten. Denn wegen der US-Sanktionen gegen den Iran wird das Land künftig weniger Öl exportieren. Gleichzeitig lehnt die Opec eine Ausweitung ihrer Förderung ab.

Frankfurt - An der Tankstelle macht sich der steigende Ölpreis schon seit Monaten bemerkbar. Und auch Heizöl hat sich deutlich verteuert: 100 Liter kosteten am Mittwoch laut dem Vergleichsportal heizoel24.de rund 76 Euro, 18 Euro mehr als vor einem Jahr. Entspannung ist nicht in Sicht, denn im November treten die US-Sanktionen gegen den Öl-Exporteur Iran in Kraft. Importeure weltweit haben ihre Öl-Einfuhren aus dem Iran deshalb gestoppt oder suchen noch nach Alternativen, um Ärger mit der US-Regierung zu vermeiden.

Andere Öl-Exporteure wollen ihre Förderung aber vorerst nicht ausweiten. Das gaben die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und Russland am Sonntag nach einer gemeinsamen Sitzung in der algerischen Hauptstadt Algiers bekannt. Damit zerschlugen sich Hoffnungen auf eine rasche Kompensation der iranischen Lieferausfälle. US-Präsident Donald Trump übte scharfe Kritik an den Ölscheichs: „Die Opec-Länder zocken wie üblich den Rest der Welt ab, und das gefällt mir nicht“, sagte Trump Dienstag in seiner Ansprache vor den Vereinten Nationen.

Schon im Vorfeld der Opec-Sitzung hatte der US-Präsident die Öl-Exporteure über den Online-Nachrichtendienst Twitter zu einer Ausweitung ihrer Förderung aufgerufen – vergebens. Die Rohstoff-Analysten der Commerzbank halten Trumps Einlassungen sogar für kontraproduktiv: „Die Opec wird nach den jüngsten Trump-Äußerungen kaum mit einer Produktionsanhebung reagieren können, will sie ihre Unabhängigkeit nicht aufs Spiel setzen.“

Einige Rohstoffhändler prognostizieren schon einen Ölpreis von 100 Dollar

Nach der Opec-Sitzung übersprang der Weltmarktpreis für europäisches Nordseeöl (Brent) erstmals seit vier Jahren die Marke von 80 Dollar pro Barrel (159 Liter). Diese Reaktion hält Commerzbank-Experte Eugen Weinberg für übertrieben: „Aktuell ist der Markt ausreichend versorgt. Ein bisschen wird das Angebot mit Inkrafttreten der Iran-Sanktionen zwar noch schrumpfen, aber ein Großteil der Importe wurde bereits eingestellt.“ Praktisch seien die Folgen der Iran-Sanktionen schon „eingepreist“, weshalb Weinberg sogar einen leichten Rückgang der Kurse erwartet.

Allerdings wurde am Mittwoch bekannt, dass auch Indien die Einfuhr von Öl aus dem Iran stoppen könnte. Derzeit beziehe das Land täglich fast 600 000 Barrel Öl aus dem Mullah-Staat, berichtete die Zeitung „Times of India“. Bislang hatte Indien, nach China der zweitgrößte Importeur iranischen Öls, auf eine Ausnahme von den US-Sanktionen gehofft.

Die Energiehändler Mercuria und Trafigura erwarten, dass der Rohöl-Preis bis zum Jahresende auf 100 Dollar (85 Euro) pro Barrel steigen könnte. Das sagten Vertreter der beiden internationalen Rohstoff-Konzerne am Montag auf einer Branchenkonferenz in Singapur.

DIW rechnet mit steigenden Heizkosten

Obwohl iranische Öl-Importe in Deutschland keine Rolle spielen, hätte ein weiterer Anstieg des Weltmarktpreises Folgen für Unternehmen und Verbraucher hierzulande. So werde in jedem vierten Privathaushalt Heizöl eingesetzt, rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer aktuellen Studie vor.

Der bereits 2017 begonnene Preisanstieg habe bislang nicht voll durchgeschlagen, weil viele Haushalte ihre Tanks noch davor aufgefüllt hätten und die Nebenkostenabrechnungen für Mieter oft erst mit einem Jahr Verspätung erfolgten. Doch „in der kommenden Abrechnungsperiode dürften die Heizenergiepreise wieder anziehen“, schreibt das DIW. Auch für Gasheizungen: Die Großhandelspreise für Erdgas haben schon angezogen, meistens geben die Versorger die Mehrkosten mit einiger Verzögerung auch an Privathaushalte weiter.

Der Preis für Super-Benzin liegt mit 1,50 Euro pro Liter bereits auf einem Vierjahreshoch. Auch Diesel ist mit rund 1,30 Euro so teuer wie zuletzt im Herbst 2014.