Polizisten inspizieren das Auto, in dem der Staatsanwalt Suárez ermordet wurde. Foto: AFP/CHRISTIAN VINUEZA

Anfang Januar hatte eine Gruppe Männer ein Studio des Fernsehsenders TC Televisión vor laufender Kamera überfallen und die Mitarbeiter als Geiseln gehalten. Der ermittelnde Staatsanwalt wurde am Mittwoch von Auftragsmördern getötet.

In Ecuador ist der leitende Staatsanwalt César Suárez ermordet worden. Der Jurist, der die Ermittlungen zur Geiselnahme in einem TV-Sender Anfang Januar leitete, wurde Medienberichten zufolge am Mittwoch (Ortszeit) in der Hafenstadt Guayaquil erschossen. Mehrere Auftragsmörder seien ihm auf dem Weg zu einer gerichtlichen Anhörung gefolgt und hätten ihn in seinem Auto mit 20 Schüssen getötet, berichtete die Internetzeitung „Primicias“.

Am 9. Januar hatten eine Gruppe junger Männer ein Studio des Fernsehsenders TC Televisión vor laufender Kamera überfallen und die Mitarbeiter als Geiseln gehalten. Die Bilder hatten weltweit Schlagzeilen gemacht. 13 Beteiligte wurden festgenommen. Sie sind zwischen 16 und 25 Jahre alt. Staatsanwalt Suárez sollte die Hintermänner der Tat ermitteln. Generalstaatsanwältin Diana Salazar macht das organisierte Verbrechen für seine Ermordung verantwortlich.

Suárez war als leitender Staatsanwalt auch für Ermittlungen bei Korruptionsfällen in der Sozialversicherung der Polizei ISSPOL zuständig und hatte Untersuchungen in verschiedenen Fällen von Unterschlagung in öffentlichen Krankenhäusern in Guayaquil geleitet.

Ecuador ist das gefährlichste Land Südamerikas

Ecuadors Präsident Daniel Noboa erklärte nach dem Überfall auf den TV-Sender per Dekret den „internen bewaffneten Konflikt“ im Kampf gegen die Mafia und beauftragte das Militär mit der Bekämpfung des organisierten Verbrechens. Experten und Organisationen der Zivilgesellschaft warnen allerdings vor einer Militarisierung des Landes und fordern stattdessen die Aufklärung der Verstrickungen zwischen Mafia und staatlichen Institutionen wie Militär, Polizei und Staatsanwaltschaft.

Ecuador war bis vor wenigen Jahren eines der sichersten Länder Südamerikas. 2023 galt es mit einer Rate von 46 Morden pro 100.000 Einwohnern als das gefährlichste. Insbesondere die Hafenstädte sind Schauplatz der massiv zunehmenden Gewalt. Aufgrund seiner strategisch günstigen Lage zwischen den größten Drogenanbaugebieten Kolumbien und Peru sowie seinen Pazifikhäfen, kämpfen verschiedene Mafia-Organisationen um die Vorherrschaft.