Ein am Respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus oder RSV) erkrankter kleiner Patient liegt auf einer Kinderstation eines Klinkums in einem Krankenbett. Foto: dpa/Marijan Murat

Infektionen mit dem Atemwegserreger RSV sind laut Robert Koch-Institut lange unterbewertet worden. Seit jedoch gegen Ende der Corona-Pandemie reihenweise Kinder daran erkrankten, wurde das Virus bekannter. Wie ist die aktuelle Lage?

Der Name an sich ist schon ein Zungenbrecher: Respiratorisches Synzytial-Virus, abgekürzt RSV. Dieser üble virale Geselle zieht in diesem Winter besonders viel Aufmerksamkeit auf sich. Das Virus ist weltweit verbreitet und löst vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern zum Teil schwere Erkrankungen der unteren Atemwege aus. Ein Überblick:

Verbreitung

In Deutschland ist laut Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin die Welle der RSV-bedingten Atemwegserkrankungen losgerollt. Ihr Beginn wurde rückwirkend auf die Woche ab dem 20. November datiert, wie aus dem wöchentlichen RKI-Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen hervorgeht. Insbesondere Kinder unter zwei Jahren seien von einer Krankenhauseinweisung mit RSV-Infektion betroffen.

Erkältung

Die Symptome einer RSV-Infektion ähneln häufig denen einer Erkältung. Doch der Verlauf einer Infektion lässt sich kaum voraussagen. Eltern sollten deshalb aufmerksam bleiben, wenn ihr Baby oder Kleinkind erste Anzeichen für eine RSV-Infektion zeigt, wie etwa Husten, Schnupfen und Appetitlosigkeit.

Altersgruppen

RSV-Infektionen können in jedem Alter auftreten. Es trifft aber oft schon die Allerjüngsten. Bis zum zweiten Lebensjahr stecken sich nahezu alle Kinder an. Bei Säuglingen ist das Virus sogar die Hauptursache für eine Erkrankung der unteren Atemwege.

Übertragung

Der Name an sich ist schon ein Zungenbrecher: Respiratorisches Synzytial-Virus, abgekürzt RSV. Foto: Imago/Panthermedia

Tröpfcheninfektion: RSV wird vor allem über Tröpfcheninfektion übertragen. Beim Niesen oder Husten kann eine infizierte Person Tröpfchen, die Viren enthalten, in die Luft versprühen. Eine andere Person kann sich anstecken, wenn diese virushaltigen Tröpfchen eingeatmet werden und auf die Schleimhäute der Atemwege in Nase, Mund und Rachen gelangen.

Schmierinfektion: Das RS-Virus kann auch durch eine Schmierinfektion über die Hand oder gemeinsam benutzte Gegenstände und Oberflächen weiterverbreitet werden. Eine Ansteckung ist möglich, wenn dann eine andere Person mit dem virushaltigem Sekret in Kontakt kommt und mit ungewaschenen Händen, Auge oder Nase berührt.

Dauer

Zwischen Ansteckung mit dem RS-Virus und Ausbruch der Erkrankung vergehen zwei bis acht Tage. Durchschnittlich sind es fünf Tage. Infizierte Personen können das Virus schon einen Tag nach der Ansteckung und vor dem Auftreten von Krankheitszeichen weiterverbreiten.

Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit beträgt in der Regel drei bis acht Tage. Frühgeborene, Neugeborene sowie Personen mit beeinträchtigtem Immunsystem können das Virus jedoch über mehrere Wochen, im Einzelfall sogar über Monate ausscheiden.

Verlauf

Erkrankungen durch das RS-Virus verlaufen meistens mild. Aber gerade bei kleinen Kindern und besonders anfälligen älteren Erwachsenen könne es auch einen schweren oder sogar tödlichen Verlauf geben, sagt der Intensivmediziner Christian Karagiannidis.

Ein akuter Verlauf kann sich durch Atemwegserkrankungen wie einer Bronchiolitis oder Lungenentzündung mit Atemnot äußern, die zu einer Krankenhauseinweisung führen können.

Auch gesunde Kinder können von schweren Verläufen betroffen sein. In der Regel haben bis zum Ende des zweiten Lebensjahres alle Kinder eine erste Infektion mit dem Virus durchgemacht. Im Laufe des weiteren Lebens kann man sich öfter mit RSV infizieren.

Symptome

RS-Virus unter dem Elektronenmikroskop. Foto: Imago/Science Photo Library

Kinder bekommen bei einer RSV-Infektion meist zuerst eine laufende Nase und verlieren den Appetit. Der Rachen kann entzündet sein. „Husten und Niesen folgen, und häufig tritt Fieber auf“, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. In der Folge seien zum Beispiel Lungenentzündungen möglich. Bei schwerem Verlauf könne eine Beatmung nötig sein.

Eine RSV-Infektion kann unterschiedlich schwer verlaufen. Die Krankheitszeichen können einer leichten Infektion der oberen Luftwege entsprechen. Die Erkrankung kann jedoch auch so schwer sein, dass eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich wird. Tödliche Verläufe sind in seltenen Fällen möglich.

Risikogruppen

Als Risikogruppen für schwere Verläufe gelten bei RSV Frühgeborene, Kinder mit Lungen-Vorerkrankung oder mit Herzfehler, Erwachsene über 65 und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem. Grundsätzlich kann man in jedem Alter daran erkranken und sich wiederholt infizieren.

Impfstoff

Ampullen mit RSV-Vakzin. Foto: Imago/Pond5 Images

Im Sommer wurden in der Europäischen Union zwei RSV-Impfstoffe zugelassen. Die Ständige Impfkommission hat allerdings bisher keine Empfehlung zu deren Einsatz ausgesprochen. Die Erstattung der Kosten hängt damit zunächst von der Krankenkasse ab. Die neuen Impfstoffe sind für Menschen ab 60 gedacht, einer von ihnen außerdem für Schwangere zum Schutz des Säuglings in den ersten Lebensmonaten.

RSV-Welle

Im Herbst und Winter 2022 hatte es in vielen Ländern eine heftige RSV-Welle gegeben. Betroffen waren viele Kinder, die wegen der Corona-Pandemie und den dagegen getroffenen Maßnahmen zuvor keinen Kontakt zu dem Erreger hatten. Kliniken und Kinderarztpraxen waren zeitweise überlastet. Für diesen Winter haben Fachleute nun wieder eine normalere Welle erwartet.

Verhalten

Erkrankte sollten möglichst zu Hause bleiben und insbesondere Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Krabbelgruppen nicht besuchen. Vor allem der Kontakt zu besonders gefährdeten Risikopersonen sollte vermieden werden. Kranke Kinder sollten nicht von den Großeltern betreut werden.

Hygiene

  • Wer hustet oder niest, sollte sich abwenden und ein Einweg-Taschentuch benutzen oder Nase und Mund mit der Armbeuge bedecken.
  • Die Hände sollten regelmäßig gewaschen werden.
  • Häufig benutzte Gegenstände wie Türklinken oder Kinderspielzeug sollten gründlich gereinigt werden.
  • Eine wirksame ursächliche Behandlung einer RSV-Infektion steht nicht zur Verfügung. Nur die Krankheitszeichen können behandelt werden. Antibiotika, die gegen Bakterien gerichtet sind, helfen gegen die Viren nicht.
  • Wichtig ist es, viel zu trinken.
  • Um die Nasenatmung zu erleichtern, können eine vorsichtige Reinigung der Nase, Sprays oder Tropfen mit Salzwasser hilfreich sein.