Der alte Zustand mit vier Gebäudetrakten soll wiederhergestellt werden. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Landkreis reagiert auf den steigenden Bedarf an Plätzen für Asylsuchende und lässt in Marbach die Unterkunft am Bahnhof erweitern – unabhängig von der Ukrainekrise.

Marbach - Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise vor einigen Jahren hat der Landkreis Ludwigsburg sogar Turnhallen belegen müssen, um all die Obdach suchenden Frauen, Kinder und Männer beherbergen zu können. Unterkünfte wurden, überspitzt formuliert, aus dem Boden gestampft, wo immer es ging. In der Zeit ist auch das Heim am Marbacher Bahnhof entstanden. Als einer der vier Gebäudeteile 2019 durch einen Brand zerstört wurde, hatte sich das Bild jedoch gewandelt. Die Nachfrage nach Plätzen war zurückgegangen, man verzichtete auf einen kompletten Wiederaufbau, setzte stattdessen kurz darauf auf eine Ergänzung mit mobilen Wohneinheiten, die als Notreserve dienen sollten. Nun hat sich der Wind aber erneut gedreht.

Ausnahmegenehmigungen erteilt

„Wir müssen aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen zusätzliche Unterbringungskapazitäten schaffen“, erklärt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts in Ludwigsburg. Deshalb sei ein Baugesuch eingereicht worden, um den bei dem großen Feuer 2019 abgebrannten Flügel wiedererrichten zu können. Ein Ansinnen, gegen das der Marbacher Ausschuss für Umwelt und Technik nichts einzuwenden hatte. Das Gremium gab jetzt seinen Segen, erteilte auch die notwendigen Befreiungen. Eine Ausnahmegenehmigung war unter anderem dafür erforderlich, dass das Gebäude in einem Gewerbegebiet errichtet wird, wo das Wohnen eigentlich nicht gestattet ist.

Platz für mehr als 100 Menschen

Aktuell sind in dem Flüchtlingsheim am Bahnhof lediglich 50 von 84 Plätzen belegt. Das liege daran, dass in einem Gebäudeteil Sanierungsarbeiten erledigt werden, erläutert Andreas Fritz. Sind diese abgeschlossen und ist auch der vierte Flügel nach dem Wiederaufbau bezogen, können bis zu 112 Personen in der Unterkunft ein Dach über dem Kopf erhalten. „Wir erreichen damit wieder die Platzkapazität, die wir vor dem Brand 2019 hatten“, konstatiert Fritz. Die mobilen Wohneinheiten würden im Gegenzug abmontiert. Sie seien just an der Stelle platziert worden, an der einst der vierte Flügel gestanden hat und künftig auch wieder stehen soll.

Flüchtlingszahlen steigen seit Herbst

Der Pressesprecher des Kreishauses hebt hervor, dass die Baupläne in Marbach nicht als Reaktion auf die Ukraine-Krise zu verstehen seien. „Wir haben bereits seit Herbst 2021 steigende Flüchtlingszahlen, aber nicht aufgrund des Ukrainekonflikts. Diese Personen kommen überwiegend aus dem Nahen Osten – zum Beispiel aus Syrien und dem Irak – und Afghanistan“, berichtet Fritz, der an die Ortskräfte erinnert, die aus dem Land am Hindukusch ausgeflogen wurden. Außerdem gebe es einen hohen Anteil an Asylsuchenden, die im Herbst über Belarus eingereist seien.