Durch Bodenradar konnten die Forscher unter bewaldetem Terrain sowohl die Spuren von Straßen als auch von Gebäuden und Gärten sichtbar machen. Foto: © Lidar A. Dorison and Stephén Rostain

Im heutigen Ecuador erbauten Menschen schon vor rund 2500 Jahren ein Netzwerk aus Städten mit großen Gärten. Forscher haben die Region mit Radar durchleuchtet und sind auf Tausende Spuren einer untergegangenen Zivilisation gestoßen.

Im südamerikanischen Staat Ecuador haben Archäologen Reste von antiken Gartenstädten entdeckt, die schon vor etwa 2500 Jahren entstanden sind. Das Areal liegt am Rio Upano, der zum oberen Amazonas-Flusssystem gehört und durch die östlichen Ausläufer der Anden fließt.

Hier stieß das internationale Forschungsteam auf fünf größere und zehn kleinere Siedlungen. Verbunden waren sie durch ein komplexes Straßennetz, das von Agrarflächen umgeben war. Dies erinnere an die Maya-Kultur in Mittelamerika, schreibt die Gruppe um den Archäologn Stéphen Rostain vom Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) in Paris in ihrer Studie („Two thousand years of garden urbanism in the Upper Amazon“) in der Fachzeitschrift „Science“.

Radar macht verborgene Geländestrukturen sichtbar

In dem untersuchten Gebiet liegen rund 6000 künstlich aufgeschüttete, rechteckige Plattformen. Foto: © Stéphen Rostain and Lidar A. Dorison
Die Fundstätte im Upano-Tal in Ecuador: Zu erkennen sind deutlich das Netzwerk aus Straßen, Häusern und Plätzen. Foto: © Stéphen Rostain and Lidar A. Dorison
Ausgrabungsstätte bei der versunkenen Stadt Sangay. Foto: © Stéphen Rostain and Lidar A. Dorison
Archäologen arbeiten auf einer Erdplattform in derntiken Siedlung Kilamope. Foto: © Stéphen Rostain and Lidar A. Dorison
Rechteckige Erdplattformen erheben sich entlang des Upano-Ufers. Sie wurden vor über 1000 Jahren von Menschen errichtet. Foto: © Stéphen Rostain and Lidar A. Dorison

Die Erkenntnisse beruhen auf jahrzehntelanger Forschung in der Region. Zudem wurde das Gebiet am Rio Upano mit dem radarähnlichen Verfahren Lidar kartiert, das von dichter Vegetation bedeckte Geländestrukturen sichtbar machen kann. Insgesamt werteten Rostain und Kollegen ein 300 Quadratkilometer großes Areal aus.

In dem untersuchten Gebiet liegen rund 6000 künstlich aufgeschüttete, rechteckige Plattformen, die meist etwa zehn mal 20 Meter groß und zwei bis drei Meter hoch sind. Darauf standen oft Gebäude, zum Teil bildeten die Erhebungen aber auch Plätze.

Im vermutlich zentralen Ort Sangay, etwa 35 Kilometer vom gleichnamigen Vulkan entfernt, fanden die Wissenschaftler eine Dichte von 125 Plattformen pro Quadratkilometer.

Orte waren durch Fernstraßennetz miteinander verbunden

Die Forscher fanden ein Netzwerk von Siedlungen, die durch Straßen miteinander verbunden und in Agrarlandschaften eingebettet waren. Foto: © Lidar A. Dorison and Stephén. Rostain
Der Vulkan Sangay. Foto: © Lidar A. Dorison and Stephén Rostain

Sangay und die anderen Orte wie Kunguints, Copueno, Junguna, Nijiamanch und Kilamope waren durch ein Netz von Fernstraßen miteinander verbunden, die durchschnittlich zwei bis drei Meter tief in den Boden gegraben wurden.

Der Bodenaushub wurde links und rechts zu Wällen aufgetürmt, sodass ein Hohlweg entstand. Die längste dieser Straßen verband die Orte Kilamope und Kunguints. Sie ist rund 25 Kilometer lang.

1000 Jahre Besiedlung mitten im Dschungel

Die Forscher fanden zudem drei weitere Arten von Verbindungen. Während die Fernstraßen, die teilweise mehr als 15 Meter breit waren, das Areal geradlinig durchschnitten, passten sich andere Verbindungswege der hügeligen Landschaft an.

Zudem gab es Dammstraßen mit Gräben an den Seiten und kleinere Wege, die mit Entwässerungsgräben verbunden waren. Bewirtschaftet wurde das Gebiet demnach grob ein Jahrtausend lang, bis zum Zeitraum um 300 bis 600 n. Chr..

Spanischer Konquistador berichtet als erster über Städte im Urwald

Denkmal des spanischen Konquistadors Francisco de Orellana in der ecuadorianischen Stadt Trujillo. Foto: Imago/UiP

Die enge Verbindung zwischen Wohn- und Agrargebieten erinnere an Gartenstädte, die von anderen Autoren beschrieben worden seien, schreiben die Studienautoren. Das Team um Rostain erinnert an den spanischen Konquistador Francisco de Orellana, der 1541, nach der Eroberung des Inka-Reichs durch Francisco Pizzaro, von den Anden aus zu einer Expedition entlang des Amazonas aufbrach.

Nach deren Ende berichtete er von großen Städten an den Ufern des Flusses und wurde von seinen Zeitgenossen für einen Schwindler gehalten. Doch Orellana habe nicht gelogen, betonen die Forscher. „Wir glauben, dass es von entscheidender Bedeutung ist, unsere Vorurteile über die Welt des Amazonas gründlich zu überdenken“, schreiben die Wissenschaftler.