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Fast schon schüchtern sieht sie aus, so wie Amy Macdonald da gestern Abend auf die Bühne des Stuttgarter Beethovensaals kommt. Sie lächelt, hat ihre Gitarre umgehängt, trägt sehr hohe Schuhe und ein sehr kurzes Glitzerkleidchen.

Stuttgart - Fast schon schüchtern sieht sie aus, so wie Amy Macdonald da gestern Abend auf die Bühne des Stuttgarter Beethovensaals kommt. Sie lächelt, hat ihre Gitarre umgehängt, trägt sehr hohe Schuhe und ein sehr kurzes Glitzerkleidchen. Und sieht ein bisschen aus, als hätte sie Verkleiden gespielt. "Thank you", sagt sie häufig diesen Abend.

Dabei kann sie eigentlich die Nase nach oben tragen, mit stolz geschwellter Brust die Bühne betreten. Denn rund 3500 Menschen warten auf sie. Das sind viele Menschen, die Amy Macdonald einmal live sehen wollen. Und das ist irgendwie auch eine kleine Sensation. Denn Amy Macdonald ist kein alter Hase im Musikbusiness. Nur ein Album mit gerade mal zehn Liedern hat sie auf dem Markt und füllt kurzerhand den Beethovensaal.

2008 war ein gutes Jahr für die 21-jährige Schottin. Sie ist das kleine, leise Mädchen, das mit kleinen, leisen Gitarrenliedern große Erfolge feierte. Eben wurde sie als beste Newcomerin des Jahres international mit dem Echo ausgezeichnet. Als sie im Beethovensaal dann nach ein paar Liedern ihr Publikum begrüßt, bedankt sie sich mit leiser Stimme und einem krassen schottischen Akzent für den Preis, freut sich, dass so viele in diese "beautiful venue" gekommen sind und dass so viele ihre CD gekauft haben.

Das Debütalbum "This Is The Life" erreichte in Großbritannien bereits zweifach Platinstatus. Und Macdonalds Lieder sind genauso wie der Titel - wie das Leben eben. Nicht geschönt, nicht besonders aufregend. In "Poison Prince" singt sie von Kerlen wie etwa dem armen Hanswurst Pete Doherty, in "Footballer's Wife" von den Oberflächlichkeiten des Boulevards und widmet einen Song ihrem toten Hund Jackson. Viel braucht es nicht für den Erfolg von Macdonald, die gerne als "authentisch" beschrieben wird. Nette, folkige Lieder singt sie und träumt darin vom "Mr. Rock'n'Roll".

Manchmal erinnert ihre Stimme an Bonnie Tyler, dann auch an Dolores O'Riordan von der Band The Cranberries. Ihre Band ist im Schnitt vielleicht ein paar Jahre älter. Alles Jungs, die Schlagzeug, Gitarre und Bass bedienen. Doch im Mittelpunkt steht das Mädchen Amy, das außer dem Vornamen und dem Beruf nichts mit Winehouse zu tun hat. Macdonald ist die porentiefreine Ausgabe. Ohne Skandale, ohne Eskapaden. Sie ist das Mädchen, das Lieder aus ihrem Leben singt, vom großen Rockstarleben träumt und dafür wahrscheinlich zu brav und anständig ist. Die Musik ist Mainstream und massentauglich und hat dennoch nichts mit musikalischem Fast Food zu tun, wie es der Nachname in leicht veränderter Form nahelegen könnte. Die Musik von Amy Macdonald ist organisches Biogemüse. Ganz nett. Nicht weniger. Aber leider auch nicht mehr.