Auch in diesem Jahr sind wieder Hexen und Teufel los, um Walpurgis zu feiern. Was haben sie mit dem „Tanz in den Mai“ zu tun? Foto: IMAGO/Funke Foto Services/IMAGO/Marco Kneise

In vielen Gegenden Deutschlands wird in der Nacht auf den 1. Mai wieder der „Tanz in den Mai“ gefeiert. Eine Rolle dabei spielt die Walpurgisnacht.

Kaum ein Monat wird wohl von so vielen Festen und Bräuchen begleitet wie der Mai. Oft steht der Maibaum im Mittelpunkt – aber auch die Hexen tanzen. Zudem rufen die Gewerkschaften am „Tag der Arbeit“, also dem 1. Mai, zu Demonstrationen auf.

Bei Feierlustigen außerdem beliebt: Der Tanz in den Mai. Dieser ist ein relativ moderner Brauch. Was hat es also mit der Tradition auf sich, den neuen Monat feiernd und tanzend zu begrüßen? Was hat die Walpurgisnacht damit zu tun? Und was Goethe?

Warum tanzt man in den Mai?

Der Tanz in den Mai folgt in vielen Gemeinden dem Aufstellen des Maibaumes – und entstammt der alten Tradition der Walpurgisnacht (30. April). Nach altem Volksglauben treffen sich nämlich in dieser Nacht zum 1. Mai Hexen auf dem Brocken, auch Blocksberg genannt, um mit dem Teufel zu tanzen und zu feiern.

Der Brocken ist der höchste Berg im Mittelgebirge Harz, in Sachsen-Anhalt und in ganz Norddeutschland. Um die bösen Geister der Walpurgisnacht zu vertreiben und, findet in in vielen Regionen Deutschland der Tanz in den Mai statt.

Im Harz ist die Walpurgisnacht eine der größten Touristen-Attraktionen. Jedes Jahr wird dort – aber auch in vielen anderen Regionen in Deutschland – mit Festen wie dem Tanz in den Mai, Umzügen und mystischen Feuern, die an das damalige Treiben in der Walpurgisnacht erinnern, auch der Winter vertrieben und der Frühling begrüßt. Auch laden in der Nacht auf den 1. Mai zum Beispiel viele Clubs zum „Tanz in den Mai“ ein, zudem gibt es Konzerte und andere Veranstaltungen.

Warum wird die Nacht zum 1. Mai auch als Walpurgisnacht bezeichnet?

Das hängt mit der in der katholischen Kirche als heilig verehrten Nonne Walburga zusammen. Die aus England stammende und 779 oder 780 gestorbene Heidenheimer Äbtissin, deren Gebeine in Eichstätt bestattet sind, wurde durch Papst Hadrian II. (867 bis 872) heiliggesprochen.

Ihre Gebeine wurden an einem 1. Mai nach Eichstätt gebracht. Walburga gilt auch als Patronin für das Gedeihen der Feldfrüchte; sie wird gegen Hungersnot und Missernte, Hundebiss, Tollwut, Pest, Seuchen, Husten, Augenleiden und Sturm angerufen.

Was hat Walburga mit dem Hexenbrauchtum zu tun?

Eigentlich gar nichts. Beide Traditionen haben sich irgendwann verbunden. Seine Wurzel hat das Hexenbrauchtum in vorchristlichen Frühjahrsbräuchen, bei denen die Ankunft des Frühlings mit nächtlichen Freudenfeuern gefeiert wurde. Nach altem Volksglauben vertreiben in dieser Nacht die germanischen Götter Wotan und Freya die Winter-Dämonen und zeugen den Frühling.

Und was hat Goethe mit all dem zu tun?

Richtig populär wurde die Walpurgisnacht durch „Faust“ von Dichter Johann Wolfgang von Goethe . Darin überredet Mephisto Faust, an einer Hexenfeier auf dem Brocken im Harz teilzunehmen. „Dort strömt die Menge zu dem Bösen; da muss sich manches Rätsel lösen“, hofft der verzweifelte Forscher. Die erste organisierte Walpurgisfeier auf dem Brocken ist aus dem Jahr 1896 überliefert.

Aber auch in Sachsen und anderen Regionen ist das Brauchtum lebendig. Hunderte Hexenfeuer lodern traditionell etwa in der sorbischen Oberlausitz. Tatsächlich war die vermeintliche Teilnahme an solch einem „Hexensabbat“ ein Hauptanklagepunkt bei zahlreichen Hexenprozessen der frühen Neuzeit. Nach heutigen Schätzungen fielen dem Hexenwahn bis zu 60.000 Frauen, Männer, sogar Kinder zum Opfer, fast die Hälfte davon in Deutschland.

Manche Volkskundler schreiben dem Brauchtum am 1. Mai noch eine andere Wurzel zu. Welche?

Die Volkskundler des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) sind sich sicher, dass die Walpurgisnacht ursprünglich nichts mit Hexen zu tun hatte. Nach ihren Erkenntnissen wurde der 1. Mai seit dem 8. Jahrhundert als Tag der Waffenschau der Wehrfähigen begangen. Mit diesem Musterungstermin könnte das Recht zusammenhängen, vor dem Eintritt in den Militärdienst noch einmal ausgiebig „über die Stränge zu schlagen“.

Zum volkstümlichen Brauchtum am 1. Mai gehören vielerorts Maibäume. Was hat es damit auf sich?

Im Rheinland und anderen Regionen Deutschlands stellen junge Männer - in Schaltjahren auch junge Frauen – am Haus ihrer Angebeteten bunt verzierte Birkenstämme auf. Damit verbunden werden teilweise anarchische Streiche. In vielen Regionen Deutschlands werden außerdem riesige Maibäume auf Markt- und Dorfplätzen errichtet.

Die Bäume gelten als Symbole des Frühlings, des neu erwachten Lebens und der Fruchtbarkeit. Seit dem 17. Jahrhundert wurde das Maibaumstellen Teil einer dörflichen Partnervermittlung. Dabei wurden die unverheirateten jungen Frauen des Ortes den Junggesellen für eine bestimmte Zeit als „Leihgabe“ übergeben.

Warum der 1. Mai ein Feiertag ist – und wo seine Ursprünge liegen, haben wir hier zusammengefasst: Tag der Arbeit – Warum ist der 1. Mai ein Feiertag?

Warum man an diesem Tag wandert, oder zumindest viele das tun, haben wir hie zusammengefasst: Feiertag in Deutschland – Warum wandert man am 1. Mai?