Auch Angehörige von Alkoholkranken brauchen Hilfsangebote Foto: dpa

Im Südwesten haben mindestens 40 000 Kinder zumindest einen alkoholkranken Vater oder eine alkoholkranke Mutter. Experten fordern mehr familienorientierte Beratungskonzepte für Menschen mit Alkoholproblemen – und mehr Geld vom Land für die Suchtberatungsstellen.

Stuttgart - Alkoholsucht belastet nicht nur Betroffene, sondern auch ihre Familien. Deswegen fordert die Landesstelle für Suchtfragen mehr Angebote für Angehörige.

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes wurden im Jahr 2013 insgesamt 42 803 Menschen in Baden-Württemberg wegen Folgen von Alkoholkonsum im Krankenhaus behandelt. Zehn Jahre zuvor waren es noch 35 133 gewesen. In Stuttgart gehen die Zahlen dagegen leicht zurück. Dafür gibt es mehr Mädchen, die behandelt werden müssen. Die Krankenkasse AOK zählte unter ihren Versicherten im Jahr 2013 noch 428 stationäre Behandlungen, 2014 waren es nur noch 412 Einlieferungen.

Dennoch gilt: „Es sind keine Einzelfälle, keine Ausreißer“, so der Landesgeschäftsführer der Barmer Ersatzkasse, Harald Müller. „Das ist ein handfestes Problem mit einer relativ deutlichen Dynamik.“ Die Barmer engagiert sich deshalb gemeinsam mit der Landesstelle für Suchtfragen bei der Aktionswoche Alkohol, die an diesem Samstag beginnt. Im Fokus sollen die Familien von Alkoholkranken stehen.

Nach Schätzungen der Landesstelle für Suchtfragen haben im Südwesten mindestens 40 000 Kinder zumindest einen alkoholkranken Vater oder eine alkoholkranke Mutter. Die Experten fordern mehr familienorientierte Beratungskonzepte für Menschen mit Alkoholproblemen – und mehr Geld vom Land für die Suchtberatungsstellen.

Geht es nach der Landesstelle, sollen Angehörige eigene Reha-Ansprüche haben sowie eine Kooperation von Jugendhilfe und Suchthilfe festgeschrieben werden. Außerdem fordert die Liga der freien Wohlfahrtspflege, bei der die Landesstelle angesiedelt ist, dass das Land die Förderung der 100 Suchtberatungsstellen im Land um 400 000 Euro pro Jahr aufstockt. 2015 und 2016 stellt das Land nach eigenen Angaben der Suchthilfe 16,4 Millionen Euro zur Verfügung.