Familienfest in Bewegung: Szene aus Roman Novitzkys Ballett „Under the Surface“ Foto: Stuttgarter Ballett

Was bleibt, was wird anders? Neue Köpfe lenken die drei Sparten der Staatstheater, auch am Stuttgarter Ballett weht ein frischer Wind. Weil Tamas Detrich bereits als Tänzer die Aktion Weihnachten schätzen lernte, will er als Intendant an der Tradition festhalten.

Stuttgart - Ballettfans dürfen sich freuen: Auch unter der Intendanz von Tamas Detrich bleibt die Benefizgala für die Aktion Weihnachten unserer Zeitung fester Bestandteil im Kalender der Kompanie.

Am zweiten Adventssonntag ist es wieder so weit: Dann machen Stuttgarter Ballett und John-Cranko-Schule gemeinsame Sache für den guten Zweck und tanzen ein an Überraschungen reiches Programm. Wer dabei sein will, sollte nicht zu lange warten. Denn der Vorverkauf für die Matinee im Opernhaus beginnt an diesem Dienstag.Seit 1977 ist Tamas Detrich Mitglied des Stuttgarter Balletts und erinnert sich gern an die vorweihnachtlichen Auftritte: „Ich habe viele Jahre als Tänzer bei den Vorstellungen für die Aktion Weihnachten mitgewirkt, und es war immer einer der schönsten Termine in der ganzen Spielzeit.“ Mit Blick nach vorn versichert er: „Für mich als neuer Intendant versteht es sich von selbst, dass das Stuttgarter Ballett weiterhin diese großartige Tradition fortsetzt. Wir wollen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger unterstützen, bedürftigen Menschen helfen und mit Tanz dazu beitragen, dass das Leben in Stuttgart für einige Menschen besser wird.“

Nicht nur die Bühnenprofis werden unterstreichen, dass Tanz ein Leben besser und reicher machen kann. Vom Glück, ein Tänzer zu sein, könnten zum Beispiel die Schüler erzählen, die im Rahmen der pädagogischen Projekte des Stuttgarter Balletts sich erstmals eine Bühne erobern und über neue Bewegungen auch die eigene Situation erforschen.

Doch am 9. Dezember gehört die Bühne im Opernhaus den angehenden und arrivierten Profis. Der Nachwuchs aus der Cranko-Schule präsentiert bei der vorweihnachtlichen Matinee in Solo-Szenen und Pas de deux aus den großen Ballettklassikern sein vielfältiges Können und gibt Einblick in die Arbeit der Stuttgarter Talentschmiede. Dort haben auch die mexikanische Solistin Rocio Aleman und ihr spanischer Kollege Martí Fernández Paixà ihre Ausbildung zum Bühnentänzer abgeschlossen. Nun zeigen sie, wie weit man es auf dieser Basis bringen kann, und treten auf der Stuttgarter Bühne erstmals als Romeo und Julia auf den Balkon.

Die jüngsten Choreografen-Würfe

Der italienische Halbsolist Fabio Adorisio zeigt, wofür die John-Cranko-Schule außerdem bekannt ist: Keine Tänzerroboter werden hier geformt, sondern Künstlerpersönlichkeiten, die schon früh ihre Ausdrucksmöglichkeiten erweitern wollen. Das Choreografieren ist da eine naheliegende Sache, schon als Akademie-Schüler gestaltete der Italiener erste Schritte. Elf Kreationen umfasst inzwischen seine Werkliste. Bei der Aktion Weihnachten stellt er seinen jüngsten Wurf als Stuttgarter Erstaufführung vor: Der Pas de trois „Nuda“ war erstmals in diesem Sommer auf der Isle of Wight zu erleben, wohin der ehemalige Stuttgarter Tänzer Robert Robinson jedes Jahr Kollegen zu einer Gala einlädt.

Wie Fabio Adorisio war auch Roman Novitzky einer der „Fantastischen Fünf“, die im März auf Einladung des scheidenden Intendanten einen Ballettabend mit fünf Uraufführungen bestückten. „Under the Surface“ hieß der Beitrag des slowakischen Mulitalents, das grandios Ballett mit Tanztheaterelementen mischte, um von einem familiären Treffen zu erzählen. Einige Szenen daraus sind nun bei der Benefizgala am 9. Dezember zu sehen.

So kurz vor Weihnachten scheint auch der Balanchine Trust, der das Erbe des großen Choreografen strengstens hütet, in Spendierlaune zu sein und erlaubt Tamas Detrich und seiner Kompanie, das große Finale aus Balanchines „Symphony in C“, vom 13. Oktober an Teil des Stuttgarter „Shades of White“-Abends, ins Gala-Programm zu nehmen. Dieses sehr klassisch inspirierte Ballett-Feuerwerk lässt Tänzerinnen in weißen Tutus wie Schneeflocken vorbeirauschen und glänzt gleich einer großen Schleife am Tanz-Geschenk, das schon am zweiten Advent ausgepackt werden darf.