In der Adventszeit haben Taschendiebe Hochkonjunktur. Foto: imago/SKATA/imago stock&people

Weihnachtsmarkt, Adventszeit, Gedränge – ein Fest für Taschendiebe. Die Stuttgarter Polizei verzeichnet einen Anstieg der Taten und berichtet von dreisten Maschen. Eine besondere Aktion soll gegensteuern.

Vorsicht auf der Rolltreppe! Diese Warnung mag für manche etwas überraschend kommen, zumal es nicht um mögliche Stürze geht. Stattdessen um den neusten Trick von Kriminellen. Die haben die Rolltreppe für sich entdeckt. Einer steht vorn und blockiert während der Fahrt geschickt den Weg, sodass sich hinter ihm die Leute stauen. Ein Komplize nutzt das aus und fischt von hinten Geldbeutel, Handys und andere Wertgegenstände aus den Taschen. „Wir hatten inzwischen sogar einige Fälle, in denen der Notknopf gedrückt worden ist, und die Täter das dann kurzzeitig entstehende Durcheinander ausgenutzt haben“, sagt Stuttgarts Polizeisprecher Thomas Ulmer.

Taschendiebe treiben derzeit ihr Unwesen wie zu keiner anderen Jahreszeit. Weihnachtsmärkte, volle Innenstädte gerade an den Adventssamstagen, Geschäfte und Lokale sind ihr Betätigungsfeld. Konkrete Zahlen nennt die Stuttgarter Polizei nicht, doch Ulmer sagt: „Im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnen wir einen Anstieg.“ Und das sogar schon vor Beginn des Weihnachtsmarkts. Allein am letzten Novemberwochenende wurden in der Innenstadt neun Fälle angezeigt. Und das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein.

„Die Täter nutzen das Gedränge aus“, sagt der Sprecher. Und das überall und mit vielfältigen Maschen. Natürlich auf dem Weihnachtsmarkt, bevorzugt an besonders engen Stellen. Aber auch die Eingangsbereiche von Gaststätten und Geschäften sind gefährlich. In Lokalen und Clubs ist die sogenannte Antanzmasche wieder beliebt, bei der meist mehrere Täter dem Opfer auf die Pelle rücken – einer lenkt mit Antanzen ab, der andere greift zu. Und das nicht nur im Innenbereich, sondern auch auf gut bevölkerten Außenterrassen.

Besonders attraktiv für Langfinger ist auch der öffentliche Nahverkehr. Gerade an den Haltestellen beim Ein- und Aussteigen finden sie Gelegenheiten. Auf den Anzeigetafeln wird zurzeit immer wieder gewarnt. Sicher ist vor den Dieben nichts, was mit einem schnellen Griff erreichbar ist.

Die Polizei versucht gegenzusteuern. Sie ist verstärkt auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs, auch in Zivil. Dabei will man nicht nur Taschendiebe abschrecken und aufspüren, sondern auch naive Besucher aufklären. „Wenn die Kolleginnen und Kollegen zum Beispiel sehen, dass jemand eine offene Handtasche bei sich trägt, werden die Leute angesprochen“, sagt Ulmer.

Sprühaktion von Montag an

Von Montag an soll die Prävention weiter verstärkt werden. Gemeinsam mit der Stadt plant die Polizei ein Warnprojekt, das auffallen wird. Zunächst auf dem Weihnachtsmarkt, dann auch an anderen Stellen der Innenstadt, werden Piktogramme auf dem Boden aufgesprüht, die vor Taschendiebstahl warnen. Damit will man das Publikum noch mehr für das Thema sensibilisieren.

Für mehr Sicherheit kann jeder selbst sorgen, indem man einige Tipps beachtet. Dazu gehört, nicht mehr Bargeld und Wertgegenstände bei sich zu haben, als man wirklich benötigt. Geld, Karten und Dokumente sollten im Idealfall in verschlossenen Innentaschen der Kleidung aufbewahrt werden – möglichst dicht am Körper. Wer Hand- oder Umhängetaschen dabei hat, sollte sie immer schließen und mit der Verschlussseite zum Körper tragen. Und, eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Man sollte Wertgegenstände nie unbeaufsichtigt lassen und möglichst im Auge behalten. Neuerdings sogar auf der Rolltreppe.