Probe für den großen Auftritt an diesem Freitag. Die Strohgäukantorei unter der Leitung von Simone Jakob gibt ein Adventskonzert in Hemmingen. Foto: factum/Simon Granville

Der Pfarrvikar Augustine Asante aus Ghana singt das erste Mal beim Adventskonzert der Strohgäukantorei mit – zusammen mit rund 100 anderen Mitwirkenden. Das Projekt ist ein Beispiel für gelebte Ökumene.

Hemmingen - Dieses Jahr im Advent nimmt Augustine Asante sich die Zeit. Das erste Mal wird der aus der ghanaischen Kleinstadt Koforidua stammende Theologe beim traditionellen Adventskonzert der Strohgäukantorei mitsingen. „Bisher habe ich nur zugehört – und war begeistert“, sagt der 34-jährige Pfarrvikar. Seit Anfang 2018 unterstützt Asante den katholischen Pfarrer Michael Ott bei den priesterlichen Diensten in der Seelsorgeeinheit Strohgäu. Eucharistiefeiern, Taufen, Krankensalbungen in fünf katholischen Gemeinden, Hemmingen, Korntal, Möglingen, Münchingen und Schwieberdingen – Asante hat viel zu tun. „Manchmal ist es ein bisschen Stress“, sagt er mit ruhiger Stimme in einem fast akzentfreien Deutsch und lächelt gelassen: „Aber es macht Spaß.“

Bei mehreren Proben hat Augustine Asante sich auf das traditionelle Adventskonzert der Strohgäukantorei vorbereitet. Mit insgesamt 25 Männern und Frauen singt er im sogenannten Projektchor, der sich immer nur für eine begrenzte Zeit zusammenfindet. Beim Konzert werden auch Gospels erklingen – die sind Asante gut bekannt: „Bei uns in Ghana kann man sich einen Gottesdienst ohne Musik nicht vorstellen. Wir singen, tanzen und trommeln“, berichtet der Pfarrvikar. „Darum dauert es auch mindestens zwei Stunden.“ Mit vier Brüdern und einer Schwester ist Asante in einer katholischen Familie groß geworden. Schon als kleiner Junge wollte er Priester werden: „Manche finden es vielleicht komisch. Aber für mich bedeutet es Spiritualität, Erfüllung und Zufriedenheit.“

Das Publikum darf mitsingen

Asante ist zuversichtlich, dass er beim Konzert den richtigen Ton treffen wird, denn er liebt Musik und hat schon als Kind im Chor gesungen. „Ich möchte mit dem Singen im Advent Freude schenken“. Für das weihnachtliche Konzert hat die ausgebildete Sopranistin und Chorleiterin Simone Jakob gemeinsam mit ihrem Kollegen Norbert Haas auch dieses Jahr ein vielseitiges Programm zusammengestellt. Es ist ausgerichtet an den stimmlichen Möglichkeiten der insgesamt neun Chöre aus katholischen und evangelischen Gemeinden in Hemmingen, Möglingen, Münchingen und Schwieberdingen. So wird etwa einer der beiden Kinderchöre Klassiker wie „Alle Jahre wieder“ intonieren – und das Publikum darf mitsingen.

Auch die heute 21-jährige Simone Steinbach aus Hemmingen hat als Kind angefangen: Am Anfang war sie in einem der Kinderchöre der Strohgäukantorei, es folgten der gemischte Fortgeschrittenenchor und schließlich die Mädchenkantorei. „Wir teilen die Kinder nach ihrer stimmlichen Entwicklung ein“, erläutert Simone Jakob das musikalische Konzept. „Besonders Grundschüler sind uns derzeit herzlich willkommen.“ Was die Chorleiterin freut: Obwohl Steinbach jetzt in Heidelberg studiert, kommt sie immer noch regelmäßig zum Singen ins Strohgäu. Wenn der Jugendchor einmal im Monat samstags probt, ist sie selbstverständlich dabei: „Es macht einfach Spaß, und ich treffe alte Freunde.“

Es wird mit 300 Besuchern gerechnet

Beim vorerst letzten Üben vor dem Konzert singen sich der Projektchor und der Jugendchor gemeinsam ein. „Suasuasuuu“, gibt Chorleiterin Jakob vor, und rund 50 Stimmen ertönen gemeinsam. „Singt mit offenen Ohren“, ruft Jakob der Gruppe freundlich, aber bestimmt zu und gestikuliert dazu ausgreifend mit Armen und Händen. Die Kinderchöre sind bei dieser Probe nicht dabei: „Alle zusammen üben wir noch einmal am Nachmittag direkt vor dem Konzert“, erklärt Jakob. Auch die Instrumentalisten, Geige, Violoncello und Piano, kommen dann dazu. Für den Freitag rechnet Jakob mit rund 300 Besuchern in einem vollen Haus: „Unsere Konzerte sind beliebt.“ Eine kleine Überraschung ist auch vorgesehen: „Den Klassiker ‘Maria durch ein Dornwald ging‘, in einer Vertonung von der Popgruppe ‚Die Prinzen‘, finde ich persönlich sehr spannend“, sagt Jakob.

Auch Augustine Asante freut sich auf das gemeinsame Singen. Der katholische Pfarrvikar findet es gut, dass das Konzert diesmal in der evangelischen Laurentiuskirche in Hemmingen stattfindet und in den gemischten Chören die Konfession keine Rolle spielt: „Die Strohgäukantorei ist ein wichtiger Beitrag zur Ökumene.“ Bis Sommer nächsten Jahres wird Asante noch im Strohgäu Dienst tun, dann warten neue Aufgaben: „Auf jeden Fall zunächst in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Und dann zu Hause in Ghana.“

Aufführung: Das Adventskonzert der Strohgäukantorei findet am Freitag, 20. Dezember um 19 Uhr in der evangelischen Laurentiuskirche in Hemmingen statt. Der Eintritt ist frei.