Bei einem Rentenbeginn im Jahr 2024 muss man 84 Prozent der Rente versteuern. Foto: dpa/Christin Klose

Millionen Ruheständler beziehen nicht nur Geld aus der gesetzlichen Rente, sie zahlen auch kräftig an Sozialkassen und an den Staat. Die Abgeordnete Sahra Wagenknecht fordert eine Korrektur.

Die Summe der Steuern und Sozialabgaben für Rentner ist nach Daten der Bundesregierung deutlich gestiegen und erreicht 2024 voraussichtlich gut 124 Milliarden Euro.

Dies geht aus der Antwort des Finanzministeriums auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht hervor. Wagenknecht kritisiert die Belastung und forderte Steuerfreiheit für kleine und mittlere Renten.

Warum steigen die Abgaben der Rentner?

Das Finanzministerium bezieht sich für 2024 auf Schätzungen und Simulationsrechnungen auf Grundlage der Daten früherer Jahre.

  • Demnach werden im laufenden Jahr 54,3 Milliarden Euro an Beiträgen für die gesetzliche Krankenversicherung und 11,5 Milliarden Euro für die Pflegeversicherung fällig.
  • Zum Vergleich: 2020 waren es 44,3 Milliarden Euro für die Kranken- und 8,5 Milliarden Euro für die Pflegekasse.
  • Die fällige Steuersumme steigt nach Angaben des Ministeriums von 48,8 Milliarden Euro 2020 auf 58,6 Milliarden Euro 2024.
  • Die steigenden Sozialabgaben erklären sich vor allem aus Erhöhungen des Pflegebeitrags sowie des Zusatzbeitrags für die Krankenversicherung. Zudem wächst die Zahl der Rentner.
  • Die steigenden Steuersummen für Ruheständler wurden mit einer Reform 2004 so angelegt: Schrittweise wird ein immer größerer Teil der Rente steuerpflichtig, während die Beiträge während der Berufsphase steuerfrei gestellt werden.

Was fordert Sarah Wagenknecht?

Wagenknecht fordert ein Umsteuern. „Der Staat greift älteren Menschen immer tiefer in die ohnehin schmale Geldbörse“, kritisiert die Vorsitzende der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht.

Die Summe von über 124 Milliarden Euro bei Steuern und Abgaben liege um 7,8 Milliarden Euro höher als 2023. Binnen vier Jahren sei sie um 22 Prozent gestiegen. „Die Steuern und Abgaben für Rentner sind inzwischen höher als der gesamte Bundeszuschuss zur Rente – eine Unverschämtheit“, meint Wagenknecht. „Die Steuer- und Abgabenlast muss runter.“

Was wird von der Rente abgezogen?

Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung zahlen Rentner Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung aus ihrer Rente, soweit Versicherungspflicht in der Kranken- und Pflegeversicherung besteht. Die Höhe der Beiträge zur Krankenversicherung bestimmt sich demnach nach dem bundesweit einheitlichen Beitragssatz von derzeit 14,6 Prozent.

In der Pflegeversicherung gilt ein bundeseinheitlicher Beitragssatz. Ab 2024 liegt dieser bei 175,96 Euro monatlich. Für Beihilfeberechtigte in der Privaten Pflegeversicherung (PPV) beträgt der Höchstbeitrag 70,38 Euro pro Monat.

Die Beiträge zur Krankenversicherung tragen zum einen zu 7,3 Prozent der jeweilige Rentner und zu 7,3 Prozent der Rentenversicherungsträger. Die Beiträge zur Pflegeversicherung zahlen Rentenbezieher in voller Höhe.

Muss man von der Rente noch Steuern zahlen?

Seit 2005 wird ein bestimmter Prozentsatz der Bruttorente als steuerpflichtiges Einkommen angesetzt. Dieser Prozentsatz richtet sich nach dem Jahr des Rentenbeginns.

Bei einem Rentenbeginn im Jahr 2024 muss man 84 Prozent der Rente versteuern. Der Besteuerungsanteil steigt jährlich an, bis er 2040 bei 100 Prozent liegt. Dann muss die Rente komplett versteuert werden. Steuern auf Ihre Rente zahlen Sie aber nur, wenn alle Ihre Einkünfte über dem Grundfreibetrag liegen.

Info: Altersarmut trotz Rente

Sozialleistungen im Alter
Wenn die Rente nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, können Rentner Sozialleistungen beantragen. In Deutschland beziehen so viele Rentner wie nie zuvor Grundsicherung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Stand: 2021) erhalten 3,4 Prozent der rund 21 Millionen Rentner Grundsicherung.

Rentner mit Grundsicherung
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren in den ersten drei Monaten 2023 insgesamt 684 000 Rentner auf Grundsicherung angewiesen – 90 000 mehr als 2022. Dies entspricht im Jahresvergleich etwa einem Anstieg um 15 Prozent. Besonders von Altersarmut betroffen sind demnach Frauen. Den Daten zufolge bezogen zuletzt sechs von zehn Rentnerinnen Grundsicherung.

Grundsicherung im Alter
Grundsicherung im Alter können alle Menschen beantragen, deren Einkünfte nicht ausreichen, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Der Regelsatz entspricht dem der Grundsicherung. Seit vergangenem Jahr haben auch Geflüchtete aus der Ukraine im Rentenalter unter den üblichen Voraussetzungen Anspruch auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch statt wie zuvor nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Betroffen sind vor allem Rentner, die angesichts der Preisexplosionen in die Altersarmut rutschen.