Cillian Murphy spielt Robert Oppenheimer, den „Vater der Atombombe“. Einen Oscar hat er für die Rolle beinahe schon sicher. Foto: dpa/Melinda Sue Gordon

Wird „Oppenheimer“ seiner Favoritenrolle gerecht? Oder schafft „Barbie“ doch die Sensation? Die 96. Oscars stehen an. Was man wissen sollte, um mitsprechen zu können.

Wird es die Nacht von „Oppenheimer“? Viele Beobachter sind sich sicher, dass Cillian Murphy, der in dem Christopher-Nolan-Epos den „Vater der Atombombe“ Robert Oppenheimer spielt, (wenn noch nicht geschehen) schleunigst an seiner Dankesrede schreiben sollte. Genauso wie Nolan übrigens. Für 13 Oscars ist der Film nominiert. Am 10. März werden wir erfahren, ob er seiner Favoritenrolle gerecht wird: Dann steigen die 96. Academy Awards. Alles, was Sie vorab dazu wissen sollten.

Wann und wo werden die Oscars im deutschen Fernsehen übertragen?

Auch in diesem Jahr zeigt die Academy Awards in Deutschland wieder der Privatsender ProSieben. Um 21.30 Uhr beginnt die Übertragung vom Roten Teppich auf der Streaming-Plattform Joyn. Um 23.25 Uhr steigt dann auch das analoge Fernsehen ein. Punkt 0 Uhr deutscher Zeit beginnt dann die Preisverleihung.

Bester Film – welche Filme haben die größten Chancen?

Nominiert sind folgende Filme:

  • Oppenheimer
  • Killers of the Flower Moon
  • Barbie
  • Maestro
  • Anatomie eines Falls
  • Past Lives
  • The Zone of Interest
  • Poor Things
  • American Fiction
  • The Holdovers

Als wichtiger Gradmesser für die Oscars gilt die Verleihung der „Screen Actors Guild Awards“, kurz SAG Awards. Hier dominierte Nolans „Oppenheimer“. Die SAG Awards gelten als besonders wichtiger Indikator für die Oscars: Schauspielerinnen und Schauspieler bilden in der Academy, die über die Preise abstimmen, die größte Gruppe. Auch bei den Golden Globes war „Oppenheimer“ der große Gewinner.

Bei den Oscars nur Außenseiterchancen: Der Kassenerfolg „Barbie“ mit Margot Robbie und Ryan Gosling. Foto: Courtesy of Warner Bros. Picture/dpa

Wer hätte gedacht, dass einem Blockbuster wie „Barbie“ bei den Academy Awards nur Außenseiterchancen eingeräumt werden könnten? Greta Gerwigs Film über die langbeinige Puppenblondine blieb in dieser „Award Season“ bislang hinter allen Erwartungen zurück. Weder die Regisseurin Gerwig noch ihre Hauptdarstellerin Margot Robbie wurden überhaupt für einen Oscar nominiert. Könnte der knatschpinke, feministische Kassenschlager doch noch das Feld von ganz hinten aufrollen?

Die Oscars aus deutscher Sicht – worauf muss man achten?

Schon im vergangenen Jahr war Deutschland mit „Im Westen nichts Neues“ prominent bei den Oscars vertreten. Edward Bergers Film holte vier Goldmänner – unter anderem den für den besten internationalen Film. Am Sonntag können sich gleich drei Deutsche Hoffnungen machen, ihr Zuhause künftig mit einem Oscar zu teilen.

In Frankreich gewann Sandra Hüller für ihre Rolle in „Anatomie eines Falls“ den César. Foto: AFP/STEPHANE DE SAKUTIN

Die gebürtige Thüringerin Sandra Hüller ist für ihre Rolle in dem Justizdrama „Anatomie eines Falls“ für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert.

In der Kategorie „Bester Internationaler Film“ konkurriert Wim Wenders mit Ilker Çatak. Der 78-jährige Wenders, der schon drei Mal bei den Academy Awards nominiert war, geht mit dem poetischen japanischen Film „Perfect Days“ über einen Tokioter Klomann ins Rennen. Der in Berlin geborene Çatak könnte mit „Das Lehrerzimmer“, einem bissigen Schuldrama, den Auslands-Oscar nach Deutschland holen. Für alle drei wäre es das erste Oscar-Gold. Naja, nicht so ganz: Çatak gewann 2015 mit seinem Abschlussfilm den Studenten-Oscar.

Beste Hauptdarstellerin – welche Schauspielerin hat die Nase vorn?

Nominiert sind:

  • Lily Gladstone („Killers of the Flower Moon“)
  • Emma Stone („Poor Things“)
  • Carey Mulligan („Maestro“)
  • Sandra Hüller („Anatomie eines Falls“)
  • Annette Bening („Nyad“)

Allein mit ihrer Nominierung ist Sandra Hüller eine Sensation gelungen: 86 Jahre ist es her, dass eine deutsche Schauspielerin zuletzt in der Kategorie nominiert war: Die in Düsseldorf geborene, aber in Hollywood lebende Luise Rainer („Der große Ziegfeld, „Die gute Erde“). In „Anatomie eines Falls“ spielt Hüller eine erfolgreiche Schriftstellerin, die nach dem Tod ihres Mannes unter Mordverdacht gerät. Die Resonanz – auch auf Hüllers mutige Rolle als Hedwig Höß in dem ebenfalls Oscar-nominierten Film „The Zone of Interest“ – war auch in den USA gewaltig: Der „New Yorker“ widmete der 45-jährigen Deutschen ein siebenseitiges Porträt, die „New York Times“ bat sie um ein Interview.

Lily Gladstone könnte als erste indigene Frau den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewinnen. Foto: AFP/MICHAEL TRAN

Trotzdem werden zwei anderen nominierten Schauspielerinnen die größeren Chancen eingeräumt: Emma Stone räumte mit ihrer Ausnahme-Performance in der Frankenstein-Komödie „Poor Things“ in dieser „Award Season“ praktisch alle Preise ab. Lily Gladstone aus „Killers of the Flower Moon“ hat die Chance, Oscar-Geschichte zu schreiben: Sie wäre die erste indigene Hauptdarstellerin, die einen Academy Award gewinnt.

Bester Hauptdarsteller – wer kann auf den Oscar hoffen?

Nominiert sind:

  • Bradley Cooper („Maestro“)
  • Cillian Murphy („Oppenheimer“)
  • Colman Domingo („Rustin“)
  • Jeffrey Wright („American Fiction“)
  • Paul Giamatti („The Holdovers“)

Wenn man vom bisherigen Verlauf der „Award Season“ auf die Oscars schließen kann, muss nur einer an einer Dankesrede schreiben: Cillian Murphy. Von den SAG Awards über die Golden Globes bis zu den Baftas: Der Ire, der in „Oppenheimer“ den „Vater der Atombombe“ spielt, hatte überall die Nase vorn.

Carey Mulligan und Bradley Cooper sind für ihre Rollen in „Maestro“ nominiert. Foto: Filmfest Venedig/Netflix/Jason McDonald

Bradley Cooper, der in „Maestro“ Leonard Bernstein darstellte, oder Colman Domingo als Bürgerrechtsaktivist Bayard Rustin haben allenfalls Außenseiterchancen. Was aber nicht heißt, dass die Oscars nicht immer mal wieder für eine Überraschung gut wären...

Wie sieht es in der Kategorie „Beste Regie“ aus?

Nominiert sind:

  • Justine Triet („Anatomie eines Falls“)
  • Martin Scorsese („Killers of the Flower Moon“)
  • Christopher Nolan („Oppenheimer“)
  • Giorgos Lanthimos („Poor Things“)
  • Jonathan Glazer („The Zone of Interest“)
Gibt es für „Oppenheimer“ den ersten Academy Award für Christopher Nolan. Foto: AFP/JUSTIN TALLIS

Die Französin Justine Triet ist erst die neunte Frau überhaupt, die in der langen Oscar-Geschichte in der Sparte „Beste Regie“ nominiert ist. Dort trifft sie unter anderem auf den Favoriten, „Oppenheimer“-Regisseur Christopher Nolan und den Hollywood-Veteranen Martin Scorsese, mit 81 Jahren der älteste Regiepreis-Anwärter überhaupt. Völlig überraschend wurde „Barbie“-Regisseurin Greta Gerwig nicht einmal nominiert.

Wer führt durch die Oscar-Gala?

Die Academy setzt auf Bewährtes: Durch die Show führt wie 2017, 2018 und 2023 der Late-Show-Host Jimmy Kimmel. Rekordhalter als Oscar-Moderator ist der 2003 gestorbene Komiker Bob Hope, der 19 Mal Gastgeber war. Billy Crystal durfte neun Mal ran.

Erfahrener Oscar-Host: Jimmy Kimmel. Foto: AFP/MARK RALSTON

Bei seinem ersten Oscar-Gig musste Kimmel 2017 durchs Stahlbad: Damals wurde irrtümlich erst „La La Land“ zum besten Film gemacht – statt dem echten Gewinner „Moonlight“.

Welche Stars stehen sonst noch auf der Oscarbühne?

Promis wie Lupita Nyong’o, Al Pacino, Nicolas Cage, Michael Keaton, Jennifer Lawrence, Michelle Pfeiffer, Zendaya, Matthew McConaughey und Jamie Lee Curtis helfen als Presenter mit, die Preise zu verteilen.

Als Performer werden unter anderem Billie Eilish und ihr Bruder Finneas O’Connell und Hollywood-Star Ryan Gosling mit ihren nominierten „Barbie“-Songs „What Was I Made For?“ und „I’m Just Ken“auftreten. Ein Oscar für eines der beiden Lieder könnte das Trostpflaster für den in vielen Kategorien verschmähten „Barbie“-Film werden.

Worauf sollte man sonst noch achten?

„Oppenheimer“ geht mit 13 Nominierungen in die Oscar-Nacht - und hat damit Chancen, einen neuen Rekord aufzustellen. Der liegt bei elf gewonnenen Oscars für „Ben Hur“, „Titanic“ und „Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs“.

Mit 92 Jahren und seiner 54. Oscar-Nominierung für die Musik von „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ist der Komponist John Williams der lebende Filmschaffende mit den meisten Oscar-Nominierungen. Den Rekord hält Walt Disney höchstpersönlich mit 59 Oscar-Chancen. Williams nahm bereits fünf Goldjungen mit nach Hause, den letzten vor knapp 30 Jahren für „Schindlers Liste“. Jetzt könnte er hochbetagt erneut ausgezeichnet werden.

Die weiteren Oscar-Nominierungen 2024 in den wichtigen Sparten im Überblick

Beste Nebendarstellerin

  • Emily Blunt („Oppenheimer“)
  • Da’Vine Joy Randolph („The Holdovers“)
  • Danielle Brooks („The Color Purple“)
  • Jodie Foster („Nyad“)
  • America Ferrera („Barbie“)

Bester Nebendarsteller

  • Ryan Gosling („Barbie“)
  • Robert De Niro („Killers of the Flower Moon“)
  • Robert Downey Jr. („Oppenheimer“)
  • Mark Ruffalo („Poor Things“)
  • Sterling K. Brown („American Fiction“)

Bester Internationaler Film

  • Deutschland („Das Lehrerzimmer“)
  • Italien („Io Capitano“)
  • Großbritannien („The Zone of Interest“)
  • Spanien („Die Schneegesellschaft“)
  • Japan („Perfect Days“)

Beste Filmmusik

  • Laura Karpman („American Fiction“)
  • John Williams („Indiana Jones und das Rad des Schicksals“)
  • Robbie Robertson („Killers of the Flower Moon“)
  • Ludwig Göransson („Oppenheimer“)
  • Jerskin Fendrix („Poor Things“)

Bester Song

  • “The Fire Inside“ (aus „Flamin’ Hot“; Musik und Text von Diane Warren)
  • „I’m Just Ken“ (aus „Barbie“; Musik und Text von Mark Ronson und Andrew Wyatt)
  • „It Never Went Away“ (aus „American Symphony“; Musik und Text von Jon Batiste und Dan Wilson)
  • „Wahzhazhe (A Song for My People)“ ( aus „Killers of the Flower Moon“; Musik und Text von Scott George)
  • „What Was I Made For?“ (aus Barbie; Musik und Text von Billie Eilish und Finneas O’Connell)