Jochen Eißele mit Martha, Lebensgefährtin Sabrina und Vater Edgarim vom Burgstübleswirt bewirtschafteten Besen des Weinguts in den Grundäckern. Foto: Gottfried Stoppel

Das Stettener Weingut Eißele feiert seinen 50. Geburtstag mit allerlei Veranstaltungen übers Jahr. Die familiäre Weinbaugeschichte geht aber viel weiter zurück als bis 1974.

Das Weingut Eißele in Stetten feiert seinen 50. Geburtstag. Ein gutes halbes Jahrhundert ist es her, dass Opa Martin einst anno 1969 in die Grundäcker weit draußen Richtung Rommelshausen ausgesiedelt ist. Fünf Jahre später, 1974, hat er zusammen mit dem damals 20-jährigen Sohn Edgar das Weingut Eißele gegründet und ein weiteres Jahr später, im Jahr 1975, die eigene Besenwirtschaft aufgemacht. Kein einfaches Unterfangen damals, erzählt heute Enkel Jochen, denn kurz zuvor war der Opa noch Vorstand in der örtlichen Weinbaugenossenschaft gewesen.

Erste Namensnennung 1692

Bis ins späte 17. Jahrhundert reicht die nachgewiesene Familienhistorie der Eißeles in Stetten. Aus dem Jahr 1692 datiert die erste Namensnennung. Bereits vor Gründung des heutigen Weinguts haben sich von 1702 bis 1974 acht Generationen der Eißeles dem Weinbau gewidmet. 1996 hat Martin Eißele das Weingut an Sohn Edgar übergeben. 2012 hat Jochen Eißele nach seinem Abschluss als Weinbautechniker die Verantwortung im Keller des mit gut zehn Hektar Rebfläche inzwischen deutlich gewachsenen Weinguts übernommen.

Bevor er im Familienweingut eingestiegen ist, hat Jochen Eißele zunächst eine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker absolviert. 2005 begann seine Ausbildung zum Winzer im Weingut Bernhard Ellwanger in Großheppach, gefolgt vom Abschluss als Weinbautechniker. Dem Einstieg als Miteigentümer 2016 folgte vor zwei Jahren die Übernahme des Weinguts durch Jochen Eißele und Lebensgefährtin Sabrina Hansl. Seit dem vergangenen Jahr gehört auch Töchterchen Martha mit zur Stettener Weinbaufamilie. Deren Perspektive, so die Familien- und Weingutsplanung: „Deutsche Weinkönigin 2045“.

Dienstleistung für andere Betriebe

Als wichtige Veränderung sieht Jochen Eißele die Abkehr von der Bewirtschaftung von Flächen anderer Betriebe, die früher parallel zu den eigenen Rebflächen in größerem Umfang geleistet wurde. Zeitweise etwa Flächen des Weinguts Herzog von Württemberg in Untertürkheim.

Seit 49 Jahren gehört die Besenwirtschaft zum Unternehmen und sorgt traditionell für einen guten Teil des Absatzes. Ab 2020 wurde hier die Situation auch für die Eißeles pandemiebedingt schwierig. „Wir standen mit dem Rücken zur Wand“, sagt Jochen Eißele heute zum Lockdown für die Gastronomie wegen Corona. Die Folge: Der Weinverkauf in der Besenwirtschaft als Hauptstandbein brach weg. Veranstaltungen, Sonderabfüllungen, Events wie Weintouren und neue Zusammenarbeit mit Supermärkten hätten dann aber tatsächlich dazu geführt, dass trotz Corona und ohne Besenwirtschaft mehr Wein vermarktet worden sei als zuvor.

Die andere Seite der Medaille: Mit der Vielzahl der Aktivitäten schwand natürlich auch die familiäre Kapazität für den eigenen Besen – dazu das grundsätzliche Problem, dafür zusätzliches Personal zu finden. Auch da haben die Eißeles eine ganz besondere Lösung gefunden. Seit gut einem Jahr kooperiert das Weingut im eigenen Besen mit dem Burgstüble. Die Gaststättenmannschaft um Achilles Mantelis übernimmt das Catering in der Besenwirtschaft und kann dort eigene Veranstaltungen ausrichten, ohne die Sportgaststätte dafür schließen zu müssen. Die Speisekarte entspricht dem, was ein Besen gemeinhin zu bieten hat: Schlachtplatte, Kraut, Bratwurst oder Schmalzbrot. Aber es gibt auch das schon seither gebotene Tafelspitz mit Brot. Neu ist die Wochenkarte, die von Donnerstag bis Samstag jeweils Rinderleber mit Bratkartoffeln, saure Kutteln mit Bratkartoffeln und Tellerrostbraten mit Bauernbrot bietet. Nur um den Rostbraten, sagt Mantelis, habe es zunächst etwas Diskussionen gegeben. Und der ausgeschenkte Wein stammt natürlich von den Eißeles.

Dem Trollinger gibt er im Ländle keine große Perspektive mehr

„Die Lage ist schwierig für alle“, sagt Jochen Eißele zur Situation der Weinmacher. Das gehe vom Klimawandel bis hin zu den unkalkulierbaren politischen Rahmenbedingungen. Aber er wolle nicht zu denen gehören, die immer nur schwarz sehen. Der Weinbau habe Perspektive, aber nur unter weiteren Veränderungen. Dem Trollinger etwa gibt er auch hierzulande keine große Perspektive. Zum einen wegen der Erlösprobleme. Außerdem sei er weintechnisch einer der Verlierer des Klimawandels, weil er mit Trockenheit nicht gut klarkomme, sondern eine gewisse Nässe brauche. Eißele: „Ich reiße ihn nicht raus, pflanze ihn aber auch nicht mehr neu an.“

Auf dem Festprogramm zum 50. Weingutsgeburtstag steht zunächst am Samstag, 24. Februar, ein Terrassenglühen auf der großen Besenterrasse mit Heißgetränken und Leckereien. Am 9. März folgt um 17.30 Uhr ein Vier-Gänge-Wine-Dinner. Kosten: 79 Euro. Anmeldung: 0 71 51 /4 21 63. Am 12. April kommt um 19 Uhr das Weinkabarett mit Frau Nägele ins Weingut – auch hier wird um Anmeldung gebeten. Eintritt: 42 Euro. Einlass: 17.30 Uhr.

Am 1. Mai ist von 11 Uhr an Hocketse mit dem Musikverein. Am 8. Mai gibt es eine After-Work-Party mit Livemusik ab 17 Uhr. Am 29. und 30. Mai steigt die Grundäckerhocketse. Und am 8. Juni wird aus dem Besen eine „Besen-Taverne“ mit klassisch griechischen Spezialitäten – nach Vorbestellung.

Weitere Informationen im Internet unter: www.eissele-weingut.de