Bayern-Star Jamal Musiala (M.) lässt sich nach seinem ersten Treffer feiern. Foto: Uwe Anspach/dpa

Der FC Bayern zeigt sich in Darmstadt treffsicher. Allerdings benötigt der Favorit einen Weckruf - und erlebt einen Schreckmoment um seinen Top-Torjäger.

Darmstadt - Torgarant Harry Kane verließ die Arena mit einem bandagierten Knöchel, Torhüter Manuel Neuer voller Vorfreude auf sein DFB-Comeback. Während der Nationaltorwart wenige Tage nach der Geburt seines ersten Kindes erwartungsvoll dem nächsten emotionalen Höhepunkt entgegenblickte, trieb die Verletzung des Topstürmers den Verantwortlichen des FC Bayern München nach dem lockeren 5:2 (2:1)-Sieg bei Darmstadt 98 einige Sorgenfalten auf die Stirn.

"Er ist umgeknickt und musste den Knöchel mit Eis kühlen. Eine genaue Diagnose müssen wir noch abwarten. Wir hoffen, dass es bei dem Schreckmoment bleibt", sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel im Anschluss an den gelungenen Auftritt des Rekordmeisters beim abgeschlagenen Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga.

Kane, der kurz vor der Pause sein 31. Saisontor erzielte und damit dem Bundesliga-Rekord von Robert Lewandowski (41) wieder ein Stück näher kam, hatte sich die Verletzung in der Schlussphase ohne gegnerische Einwirkung zugezogen.

Check durch Vertrauensärzte

Laut Bayern-Sportdirektor Christoph Freund wird der 30-Jährige trotz der Blessur zur englischen Nationalmannschaft reisen und sich dort von seinen Vertrauensärzten durchchecken lassen. "Wir sind in enger Abstimmung. Er wird kein Risiko eingehen", sagte Freund und ergänzte: "Wir hoffen, dass es nicht so schlimm und er bald wieder auf dem Platz zurück ist."

Kanes Verletzung war der einzige Wermutstropfen an einem aus Bayern-Sicht ansonsten rundum gelungenen Fußball-Nachmittag, an dem vor allem Doppel-Torschütze Jamal Musiala (36./64. Minute) für die Highlights sorgte.

"Er hat ein sehr gutes Niveau erreicht und ist spielentscheidend für uns. Er fühlt sich wohl und ist fit. Die Entscheidungsfindung zwischen Dribblings und Passspiel ist gerade sehr gut", lobte Tuchel den überragenden Mittelfeldspieler.

Selbst Lieberknecht schwärmt

Musiala traf nicht nur zweimal, sondern bereitete auch das Tor von Serge Gnabry (74.) zum zwischenzeitlichen 4:1 vor. Das ließ sogar Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht ins Schwärmen geraten. "Wenn man nicht direkt beteiligt ist als gegnerische Mannschaft, ist es ein Hochgenuss, dem Jungen zuzuschauen. Deutschland kann sich glücklich schätzen, dass wir solch einen Spieler haben. Mit ihm können wir Europameister werden", sagte Lieberknecht.

Dazu beitragen will auch Neuer, der in Frankreich und gegen die Niederlande vor seiner Rückkehr ins DFB-Tor steht. "Ich konzentriere mich auf mich, auf meine Leistung und werde bei der Nationalmannschaft wieder alles geben. Der Trainer wird dann entscheiden", sagte der 37 Jahre alte Schlussmann.

Der Sieg beim Schlusslicht rundete für ihn eine tolle Woche ab, nachdem er wenige Tage vor der Partie zum ersten Mal Vater geworden war. "Das kann man natürlich mit dem Sport nicht vergleichen. Deshalb ist es privat das größte Glück", sagte Neuer über die Geburt seines Kindes.

Neuer mit Monsterparade

Dass er bereit ist für die Aufgabe bei der Nationalmannschaft, für die zuletzt bei der Winter-WM 2022 im Einsatz war, zeigte der Bayern-Keeper mit einer Monsterparade in der ersten Halbzeit gegen Darmstadts Mathias Honsak. Bei den Gegentoren von Tim Skarke und Oscar Vilhelmsson, die ihn mächtig wurmten, war er machtlos.

"Das ist deutlich zu viel. Darüber müssen wir sprechen", sagte Neuer über die Abwehr-Patzer, die auch Tuchel nicht entgangen waren. "Da waren wir nicht aufmerksam genug", stellte der Bayern-Coach fest.

Seiner Freude über den insgesamt souveränen Auftritt des Titelverteidigers, der den Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen zumindest für eine Nacht auf sieben Punkte verkürzte, tat dies jedoch keinen Abbruch. "Wir sind froh, dass wir unseren Lauf fortsetzen konnten. Unser Anspruch war es, das Spiel zu gewinnen. Das haben wir getan", resümierte Tuchel.