Der Hafen von Girne in Nordzypern. Foto: Look

Die Autorin Andrea Busfield zeigt uns ihre bevorzugten Plätze auf der geteilten Insel Zypern.

Kyrenia - „Ach, hier eine Wohnung, das wär’s doch, oder?“ Andrea Busfield bekommt leuchtende Augen, als wir die Hafenpromenade von Kyrenia entlanggehen. An der Mole liegen Fischerboote, vor den Häusern aus gelbem Bruchstein haben Restaurants Tische und Stühle aufgestellt. Andrea Busfield kennt Zypern, die Tochter eines britischen Air-Force-Piloten hat in den 1970er Jahren einen Teil ihrer Kindheit hier verbracht. Über die dramatischen Auseinandersetzungen zwischen den Briten sowie den griechisch- und türkischstämmigen Zyprern hat die Journalistin und Schriftstellerin einen bewegenden Roman geschrieben, der in Kyrenia angesiedelt ist. „Es ist eine wunderschöne Stadt, die nicht umsonst die Perle Zyperns genannt wird - und zugleich ist sie ein symbolischer Ort für die zyprische Geschichte“, sagt sie.

In den 1950er Jahren hielten die Briten in der gewaltigen Festung oberhalb der Hafenstadt zyprische Freiheitskämpfer gefangen. 1974 nahmen türkische Truppen die Stadt ein, aus dem griechisch geprägten Kyrenia wurde das türkische Girne. Heute ist Zypern immer noch geteilt, und Kyrenia empfiehlt sich als günstige, weniger überlaufene Alternative zu den Badeorten im Süden der Insel. In der verwinkelten Altstadt streifen Männer vor der Moschee ihre Schuhe ab, die strahlend weiße orthodoxe Kirche einige Meter weiter ist zum Museum umfunktioniert - Griechen wohnen hier heute nicht mehr.

Kyrenia wird nicht umsonst die Perle Zyperns genannt

Außerhalb des Ortes locken Badestrände und die Wanderwege rund um den „Pentadaktylos“-Berg, dessen fünf Kalksteinfinger das Wahrzeichen der Region sind. Das schönste Wanderrevier Zyperns liegt indes im Südteil der Insel, im Troodos-Gebirge mit seinen berühmten byzantinischen Scheunen-Klöstern und tief eingeschnittenen Tälern. Hier spielt der andere Teil des Romans von Andrea Busfield. Denn neben seiner landschaftlichen Schönheit war Troodos auch ein Rückzugsgebiet für zyprische Freiheitskämpfer. Vier Monate lang lebte Busfield während der Arbeit an ihrem Roman hier und unternahm jeden Tag lange Spaziergänge mit ihrem Hund. „Das Frühjahr hier oben ist berauschend mit seiner Blütenpracht“, schwärmt sie, „Jeden Tag gibt es neue Farben.“ Im Sommer ist es in den bewaldeten Bergen angenehm kühl - und mit Oleander und Orchideen setzt sich die Blütenpracht fort. Orte wie Platres dienten schon den britischen Kolonialherren als Zufluchtsort vor der drückenden Hitze in der Ebene.

Nachdem sich in den letzten Jahren die Anspannung zwischen dem Norden und dem Süden spürbar gelockert hat, ist das Überqueren der „Green Line“ zwischen den beiden Inselteilen problemlos möglich. Und so sitzen wir am Abend desselben Tages, an dem wir Kyrenia/Girne besucht haben, in einer Taverne im Troodos-Bergdorf Agros, in der sich der Tisch unter den Speisen biegt: Wir treffen uns mit Familie Charilaou, die Andrea Busfield noch aus Kindheitstagen kennt. „Meine zweite Familie“, wie sie sagt. Man sieht es bei der Begrüßung, bei der Busfield so heftig in die Arme geschlossen wird, dass man sich fast um sie sorgt. „Die Welt hier oben ist das wahre Zypern“, sagt Busfield, als wir an der langen Tafel sitzen, die Männer rechts, die Frauen links, „davon ahnen viele Badetouristen an ihren Stränden gar nichts“. Während der neueste Familienklatsch ausgetauscht wird, wandern unzählige kleine Teller von Hand zu Hand - die berühmten Meze, ein „Best of“ der zyprischen Küche: geschmorter Halloumi-Käse, raffiniert gewürzte Würstchen, Salat mit Roter Bete, Koriander und Hummus. Ein Menü, das in Kyrenia/Girne nicht viel anders ausfallen dürfte als hier. Denn bei allen Differenzen, die es nach wie vor zwischen den griechisch- und türkischstämmigen Zyprern gibt - auf Meze-Köstlichkeiten verstehen sich beide Seiten.

Infos zu Kyrenia

Anreise
Austrian Air fliegt ab Stuttgart über Wien nach Larnaca ( www.austrian.com). Condor fliegt direkt ( www.condor.com). Ab Frankfurt starten Lufthansa ( www.lufthansa.com) und Cyprus Airways ( http://cyprus.com).

Übernachten
Das Hotel Nostalgia in der Altstadt von Girne wartet mit dezentem Plüsch auf, DZ ab 50 Euro,www.nostalgiaboutiquehotel.com.
Das Hotel Semiramis in Pano Platres fällt mit arabisch inspirierten Fensterbögen auf, DZ ab 50 Euro,www.semiramishotelcyprus.com.

Was man tun und lassen sollte
Auf jeden Fall beide Inselteile besuchen. Für einen Ausflug nach Girne überquert man die „Green Line“ am besten in Agios Dometios in der Nähe von Nikosia. Reisepass oder Personalausweis sind notwendig, dann erhält man am Grenzposten ein Visum für den türkisch besetzten Norden.

Auf keinen Fall die „Green Line“ außerhalb der dafür vorgesehenen Übergänge überqueren - Minengefahr!

Auskunft
Süden: www.visitcyprus.com
Norden: www.north-cyprus.com

Literatur
Andrea Busfield: „Schattenträumer“, Rütten & Loenig, 19,95 Euro. Der Liebesroman spielt in den 50er Jahren auf Zypern, berührend und informativ.